Wenn Zukunftsfragen plötzlich auftauchen
Schlimm ist, wenn eine Beziehung "nur" in der Gegenwart wunderbar funktioniert, bis man auf sich einmal (z.B. weil das Studium beendet ist und man sich einen Job sucht) mit der Frage nach lebensträumen und -zielen auseinandersetzt - und zum vernichtenden Ergebnis kommt dass diese genau gegensätzlich sind.
Das ist mir letztes Jahr nach 4,5 Jahren Beziehung passiert. Vorher hatte sich die Frage nach dem "wie leben" gar nicht gestellt, man studierte ja und "musste" deswegen in der näheren Umgebung der Stadt wohnen bleiben. Unterschiedliche Lebenswünsche waren uns beiden schon bekannt, waren aber "im Jetzt" nicht wichtig, es funktionierte doch wunderbar!
Jetzt rächt sich das bitterlich. Die Zukunftsfrage tauchte nach meinem Abschluss auf einmal riesengroß auf, weil wir beide die Chance für eine Veränderung sahen, den nächsten Schritt gehen wollten - leider in die jeweils absolut gegensätzliche richtung.
Also Trennung? Wäre logisch, aber Liebe ist nicht logisch. Wir lieben uns nach wie vor, spüren, dass wir einander brauchen, ohne den anderen nicht leben wollen. Gleichzeitig verharren wir in einem Status quo (enge Studentenbude) den wir beide nicht mehr wollen und der uns mittlerweile fürchterlich auf den Geist geht. Jeder weitere Schritt zur Verwirklichung eigener Lebensträume wäre aber ein Schritt vom anderen weg!
Ich habe keine Ahnung wie das weitergehen soll. Momentan kämpft der Verstand gegen die Seele: Die Seele sagt einem "er/sie ist der/die Richtige", während der Verstand einem sagt dass das nicht klappen kann, da es nur im status quo funktioniert. Dieser Kampf zermürbt uns beide, macht uns ratlos, mutlos und schnell reizbar. Plötzlich, nach mittlerweile 5 Jahren Beziehung, scheint es keine Zukunft zu gegen, so unterwartet als ob man mit dem Auto gegen eine unsichtbare Wand knallt und die Welt nicht mehr versteht.
Liebe ist etwas wunderbares - und kann doch so grausam sein.
Grüße
Constantin