Superschönes Thema!
Corwin, so was macht Spaß und ich werde mal aus der Erinnerungskiste des Foto-Opas erzählen.
In meinem nun fortgeschrittenen Alter blicke ich auf die Fotosteinzeit zurück - die 70er Jahre.
Ich fotografiere ernsthaft seit meinem 14. Lebensjahr und wer jetzt fragt, warum ich es bis heute nicht gelernt habe, der möge zur Kenntnis nehmen, ich habe meine Fähigkeiten durch die Krankheit mit
A.. eingebüßt
Nun also zur Geschichte.
Mit zarten 17 Jahren habe ich mich um einen Ausbildung als Fotograf bemüht. Ein Fotograf im Bekanntenkreis hatte damals seine eigene Firma aufgebaut, hatte seinen Meister gemacht und erste Werbeaufträge kamen langsam in die Bude.
Er war bereit mich als Lehrling auszubilden ... jedoch mußte ich ihm eine Mappe vorlegen, in dem die Fachgebiete Landschaft, Architektur, Alltagsgegenstände, Portrait, Street und Akt enthalten sein sollten.
Gut, das sollte sich bewerkstelligen lassen und ich zog los.
Da in jungen Jahren jede Party wichtiger war, kam ich rasch an den magischen Abgabetermin, ohne alle Themen komplett zu haben.
Es fehlte Architektur und Akt.
Kann sich einer vorstellen, was es für einen 17-Jährigen bedeutet, ein nacktes Mädel (in den 70er Jahren) zu fotografieren, zumal die Bilder ja nicht für die Schublade sondern für "öffentliche" Zwecke waren???
Mit Gebäuden hatte ich überhaupt nichts am Hut - Zwickmühle.
Nicht dumm und ein wenig erfinderisch fasste ich folgenden Plan, der Häuser und Nackte zusammenführen sollte:
ich "erschlich" mir die Genehmigung auf einem Dach eines etwas höheren Hauses eine Party zu feiern, so richtig mit Musik, Essen, Trinken und gute Laune. Ich sprach ca. 50 Leute an, lud sie zur Party ein und gab ihnen einen Zettel, auf dem stand: "Einlaß zur Party, wenn ihr Euch nackt fotografieren laßt". Die Zettel entstanden auf dem Schulkopierer, mein Dank gilt noch heute dem Hausmeister.
Die Party begann und ca. 100 Leute kamen. Wir (meine Freundes-Crew und ich) mußten noch jede Menge Getränke auf "dunklen Wegen" beschaffen.
Es war eine wirklich scharfe und jugendlich-geile Party, die bezüglich Hemmungslosigkeit bestimmt in die persönliche Geschichte von vielen eingegangen ist. Nur zum Fotografieren war es viel zu dunkel.
Aber dann kam der große Moment, Sonnenaufgang an einem Sonntag-Sonnen-Morgen.
Es wurden wundervolle Bilder - Häuser, in denen sich der Sonnenaufgang widerspiegelte - Menschen, die in Natürlichkeit das eigene Selbstverständnis in diese Szene hineingaben - zitternde Finder, weil die Nacht lang und der Morgen kühl war.
Ja, es wurden wundervolle Bilder.
Ich bekam die Lehrstelle - aber auch den Tadel, daß ich die Themen ein wenig zu sehr vermischt hatte. Anno Dazumal, 1976, Vergrößerungen in meiner eigenen Dunkelkammer.
Wenn ich so nachdenke (über die Geschichte habe ich schon lange nicht mehr nachgedacht) überkommt mich der Gedanke, daß es nach all den Jahren richtig schön wäre, etwas ähnliches noch einmal zu machen ... nur jetzt bewußt nicht mehr mit jugendlichen Körpern. Die Gebäude können ruhig die Alten sein
Michael
(von Trout)
Nein, es war nicht mein erstes Akt-Shooting - aber das erste "echte"