Lügen in einer Beziehung - kann der andere nicht anders?

Wenn der Arsch meiner Frau zu fett ist, dann sollte ich mal abnehmen...

ja ok... der braucht jetzt ein bisschen

warum?

ein klares "nein!" reicht doch...

ehrliche frage - ehrliche antwort

da steht nämlich nicht: warum nicht?

Wer Dinge verschweigt, lügt in meinen Augen auch.
Lügen ist für mich feige. Einfach feige.
Derjenige versucht sich durchzulawieren.
Er steht nicht zu sich selbst, hat kein Rückgrat.
Und: ihm fehlt wahrscheinlich die wichtige Fähigkeit, sich auch entschuldigen zu können, wenn man(n) Mist gebaut hat. Das wäre zum Beispiel auch ein `zu sich selber stehen`.

Dann gibt es Not-Lügen...die toleriere ich doch eher. Um den anderen nicht zu verletzen.
Aber um es sich für sich selbst einfach zu machen, den bequemen Weg zu gehen - und ich gehe jetzt mal von innigen, nahen Beziehungsverhältnissen aus - ist lügen einfach nur erbärmlich.

ich denke

wer über "lügen" spricht

sollte auch die "diplomatie"

nicht vergessen...

auch wenn z.b. bei dem kleid der hintern zu dick ist,
kann ich dennoch sagen:
"der schnitt macht dich dicker als du bist
oder
die farbe des kleides steht dir nicht - passt nicht zu deiner haarfarbe
oder
...

... du bist zu fett!" - so Al Bundy, wenn ich mich recht erinnere und frage mich, wenn die Sprache auf Lügen kommt, was ist eigentlich Wahrheit?

Vielleicht ist das Kleid schon eine Nummer zu klein gekauft, vielleicht beim Waschen eingegangen, vielleicht hat sich jemand körperlich verändert und es passt nicht mehr und und und.
Da es "die" Wahrheit nicht gibt, sondern nur verschiedene Blickwinkel, Situationen, Ebenen, Gesichtspunkte; genauso gibt es Veränderungen, Wechsel, die was heute wahr und richtig ist, morgen als falsch, zur Lüge machen - oder 1 + 1 = 2, aber wenn zwei Tropfen Wasser zusammenfließen, dann ist 1 + 1 = 1 ...
Und dann gibt es da noch im Zwischenmenschlichen die Rücksichtnahmen, Höflichkeiten und der Aufenthalt auf Sprachebenen, wo lügen sehr wohl zwingend sein kann - manchmal ist die Wahrheit auch einfach zu viel und nicht zu ertragen ...
Und das noch: Sind Hoffnung, Sehnsucht usw. nicht auch Lügen, weil man sich etwas vormacht, um überhaupt mittels Glauben zukunftgerichtet etwas zu machen?
Und wie gut sind positive Manipulationen - weiß jeder, der Kinder hat: Ich weiß, dass du das schaffst usw.

Alles in allem also, sehe ich das Lügen nicht nur relativ, sondern als normal an, weil es "die" Wahrheit schlechterdings nicht gibt.

"Schatz, macht mich die Hose dick?"

"Nein, Hosen machen nicht dick -Essen macht dick."

Natürlich kann man dies taktvoller (oder meinethalben auch diplomatischer) verpacken - am Umstand an sich ändert es allerdings nichts, solange die Hosenträgerin einer sachliche Beantwortung ihrer Frage sucht, oder nicht...alles eine Frage der Formulierung.

Der einzige Grund für mich zu lügen wäre Selbstschutz.
Das kann zum Selbsterhalt sein.
Oder, ich will das Schlachtfeld vermeiden das meine Antwort eröffnet.
In beiden Fällen würde ich mir die Adressaten langfristig vom Hals halten wollen.

Auf eine direkt gestellte Frage jemandem in die Augen zu schauen und dann zu lügen, finde ich verwerflich und inakzeptabel.

Etwas verschweigen? Das kann verschiedene Gründe haben; es gibt auch Menschen die Freude am stillen Genuss haben und es gibt Dinge, die man einfach nur für sich haben möchte, auch in einer Beziehung.

Ist das nicht auch eine Frage der Perspektive?

Es gibt Menschen die sehr stark in den persönlichen Bereich einer anderen Person eindringen (oft nicht bewusst).

Wenn man nun eher jemand ist, der sich schlecht abgrenzen kann und konfliktscheu ist, welche Optionen hat man dann?

Sich Hilfe zu suchen, um zu lernen, sich besser abgrenzen und mit Konflikten besser umgehen zu können! Oder?

Das böte den entscheidenden Vorteil nicht nur im Einzelfall ohne Lug und Trug handeln zu können, sondern bringt einen auch im Rahmen der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit insgesamt weiter.

Vidarius

"Es geht um die Frage ob man nichts dafür kann und in der Situation einfach nicht anders "konnte". " Duisburgerin87

Für mich geht es auch um die Frage, ob mein Gegenüber mich verstehen kann oder nicht - hier geht's ja um Kommunikation. Nehmen wir das Beispiel "Schweigen", muss ja nicht gleich das schlimme Lügen sein.
Warum schweigt mich jemand an? Je nach dem, wie ich drauf bin, kann ich das so oder so interpretieren, genauso wie etwaige Lügen:

• Ich bin der/dem egal und Luft.
• Die ist/scheint beleidigt.
• Er ist krank.
• Sie ist müde und erschöpft, hatte einen anstrengenden Tag.
• Sie ist enttäuscht und wendet sich ab.
• Es interessiert ihn nicht.
• Sie will einfach ihre Ruhe haben.
• Er weiß (noch) nichts zu erwidern und muss erst überlegen usw. usf.

Gutes Beispiel. Ich kenne Paare, die wollen auf die Minute genau wissen was der andere wann gemacht hat. Wenn das für beide stimmt, ok.
Fühlt sich jemand eingeengt oder kontrolliert kann es passieren, dass der andere etwas verschweigt. Das können ganz banale Dinge sein, wie mal den Tag verschlafen wenn der andere arbeitet oder einen über den Durst trinken oder, oder. Dinge, die nicht der Rede wert sind und auf die man Kommentare bekommen würde.

Ich kenne einen jungen Mann, der ist gesundheitlich so stark eingeschränkt dass er praktisch nicht mehr mobil ist.
Vor dieser Krankheit war er sehr sportlich und immer auf Achse. Wenn ich nun mit dem zusammen bin und von meinen Unternehmungen erzähle, tut ihm das im Herzen weh. Also lass ich es bleiben und erzähle stattdessen etwas über den sonstigen Alltag und den Job.

Das mit dem Konfliktscheu kenne ich auch von mir und meiner Freundin. Wir, beide Fische, haben uns mal gesagt, das wir uns nie streiten wollen. Ist bisher auch nur einmal vorgekommen.

Ich denke aber mittlerweile, Konflikte gehören zu einer Beziehung dazu. Das man auch mal eine andere Meinung haben kann als der Partner. Und das Ausdiskutieren kann man lernen, am besten erstmal mit was einfachem anfangen.

Und wenn meine Freundin mir etwas verschweigt, dann ist das für mich kein lügen.

Für mich gibt es drei Möglichkeiten:
A) Man glaubt selbst was man zusammenlügt
B) man kann nicht ehrlich sein aus verschiedenen schon beschriebenen Gründen
C) man will nicht ehrlich sein auch hierfür gibts verschiedene Gründe

Das sind bewusste Entscheidungen. Daran dass jemand einfach so nicht anders kann, glaube ich nicht.

Es gibt genau zwei Gründe, aus dem ich Lügen für "kontextuell ok" halte.

Der eine: um das Gegenüber zu schützen. Das kann etwas simples wie "eine Überraschung nicht verderben" sein, kann aber auch etwas komplexes wie "ich weiß, wie mein Gegenüber darauf reagiert und gehe davon aus, dass es sich dann selbst in Gefahr begibt" oder "ich möchte kein Trauma wachrütteln" sein.

Der Andere: ich brauche die Lüge gerade selbst, um klar zu kommen. Es GIBT Themen, über die möchte oder kann man nicht immer nachdenken. Ja, so etwas gehört normalerweise entweder selbst mal verarbeitet oder im Rahmen einer Therapie besprochen - aber das geht nicht immer und gleich. Und schon auszusprechen, dass man nicht darüber reden möchte, triggert oft schon genug. Erst Recht, wenn das Gegenüber dann versucht zu helfen. Da finde ich es auch legitim, mal eben eine Aussage zu erfinden, die mein Gegenüber zufriedenstellt und zum Schweigen bringt.
Anders als der erste Fall kann es hier tatsächlich sogar vorkommen, dass man sich selbst die Lüge so sehr eingeredet hat um zu Recht zu kommen, dass man es in dem Moment nicht einmal bemerkt.

In beiden Fällen gilt aber: das sollte eine situative Ausnahme sein, die man im Idealfall später auch aufklärt. Wird sowas zur Gewohnheit, ist es nicht mehr ok.

Ich kenne jemanden, der verheimlichte seiner Schwester über 20 Jahre lang, dass er Zigaretten raucht. Dies weil er selbst nicht wirklich zu sich stehen konnte in diesem Thema.

Das sogenannte gesellschaftliche Ansehen, das gehört sich oder das macht man nicht, ist auch ein Faktor, welcher zum Lügen verleiten kann.

Mal ein Beispiel:
Mein Partner fragt mich, wie mein Tag so war. Ich weiß genau aber, dass es meinen Partner monentan seelisch gar nicht gut und will ihn jetzt noch nicht zusätzlich mit meinem Stress belasten. Und sage einfach nur, dass mein Tag gut war, obwohl ist nicht so wahr.


Ist das jetzt (überspitzt gesagt) eine gravierende Lüge, die sofort die Beziehung in Frage stellt?

Ich sehe darin eher, dass der eine Part den Anderen gerade versucht zu entlasten und seine Bedürfnisse gerade hinten anstellt, weil es dem Anderen nicht gut geht.

Obwohl ich solche Situationen in der Regel ähnlich sehe, hier trotzdem die Frage (weil das in meinen Augen so besser zu lösen wäre): warum nicht stattdessen mit "Lass uns darüber später reden, ok? Ich komm zu Recht, lass uns um dich kümmern! Aber Danke, dass du fragst!" antworten? Verhindert die Lüge, und trotzdem kommt er so nicht in die Situation, sich um dich sorgen zu müssen.

Ja das wäre natürlich auch eine super Variante.

Für mich persönlich würde ich mit beiden Varianten klar kommen, sofern ich in einer Beziehung wäre.



Nun gestehe ich was Hatte schon öfters mal Situationen, obwohl ich fest verabredet war, doch keine Lust dazu hatte.
Bei manchen konnte ich ganz ehrlich sagen; du mir ist heute einfach nicht nach Gesellschaft. Bei Anderen habe ich "einfach" eine Ausrede benutzt, also gelogen. Ja ich weiß, ist nicht die feine englische Art, aber so hat es sich für mich besser angefühlt.

Kurz und knapp auf den punkt gebracht

Hast du einen selbstsüchtigen und/oder materiellen Vorteil dadurch zu Lasten/auf Kosten deines Partners gezogen?

Nein?
Dann ist dies nicht als Lüge zu werten.

Verstehe ich nicht.

«Durchschnittlich lügt jeder 25 Mal am Tag»
Die Rechtspsychologin Revital Ludewig sagt, Lügen gehörten zur Sozialkompetenz.

Frau Ludewig, sie sind Lügenexpertin. Lügen wir alle?

Ja. Häufig sagen wir die Wahrheit, aber durchschnittlich lügt jeder 25 Mal am Tag. In bestimmten Situationen lassen wir Informationen weg oder geben sie nicht korrekt wieder. Es gibt Studien, die davon ausgehen, dass jeder Mensch bis zu 200 Mal am Tag lügt. Das scheint mir übertrieben. Die Zahl hängt davon ab, wie oft und in welcher Situation wir kommunizieren.

https://www.nzz.ch/panorama/ … der-25-mal-am-tag-ld.1442957

ich denke, wir sollten uns mal nicht heiliger machen als wir sind ...