Ohne Worte verlassen oder "den Knall nicht gehört"?
Nur mal vorab, damit der eigentliche Beitrag nicht zu „brutal“ klingt:
Ich kenne beide Seiten, aber ich habe mir erst mal gründlich überlegt, ob ich vielleicht was übersehen hatte, als mit mir mal sehr plötzlich (nach viereinhalb Monaten) Schluss gemacht wurde.
Auf der anderen Seite wurde mir auch schon mal vorgeworfen, mich „feige“ vor einem sauber begründeten Schlussstrich gedrückt zu haben (nach einer Affäre von ca. fünf Wochen). Dazu meine Sicht der Dinge:
Ist es - wie ich meine - einfach Respektlosigkeit eine feste Beziehung "ohne Worte" zu beenden, sich von heute auf morgen plötzlich nicht mehr beim Partner zu melden und unterzutauchen?
Der Knackpunkt ist nicht, ob das nach einer festen Beziehung respektlos ist, sondern ob es wirklich eine feste Beziehung war. Genauer, ob es von beiden Seiten so bezeichnet wurde (oder auch ersatzweise als „was Ernstes“) – und ob derjenige, der es beendet, zuvor mit seinem Verhalten oder irgendwelchen romantischen Bekenntnissen diesen Eindruck erweckt hat - oder ob es von Anfang bis Ende nur einseitiges Wunschdenken war, dass aus dieser Affäre mal eine feste Beziehung wird, ohne dass einem diesbezüglich Hoffnungen gemacht wurden.
Dieses einseitige Wunschdenken bemerkt man zwar schnell – und natürlich ist der beziehungsunwillige Part dann auch irgendwie „moralisch verpflichtet“, gewisse Warnsignale auszusenden, die geeignet sind, den romantischen Film auf der anderen Seite zu unterbrechen. .
Wenn es aber Warnsignale gibt, die konsequent ignoriert werden, weil der / die frisch Verliebte denkt „Das wird schon noch, da muss ich nur hartnäckig sein“, dann sollte er hinterher tunlichst auf Schuldzuweisungen verzichten.
Wenn es sich um ein Verhältnis von wenigen Wochen oder Monaten handelt, in dem eine Seite immer wieder Abgrenzungsversuche unternommen hat („Nein, ich kann mir im Moment keine feste Beziehung vorstellen“ / „Du musst wissen, dass ich dir nichts versprechen kann, sonst wirst du doch nur enttäuscht“ / „Nein, ich finde nicht, dass du mich deinen Freunden als deine neue Partnerin vorstellen solltest“, etc.), dann bedarf es nun wirklich keiner Erklärung mehr, wenn es vorbei ist.
Wenn die unterschiedliche Wahrnehmung dieser „Beziehung“ von Anfang an thematisiert wurde, was dann bloß eine Seite permanent unter den Teppich kehren wollte, dann gilt für mich durchaus: „Keine Mitteilung ist auch eine Mitteilung“.
Es gibt ja leider auch solche Tölpel, die es fertig bringen, nach drei Wochen „Beziehung“ und eindeutigen Warnsignalen („Vorsicht, ich hab' meine letzte Beziehung noch nicht mal verarbeitet“) einfach mal fröhlich ihren Kinderwunsch zu erwähnen – und dann auch noch mit den Worten „Es muss ja nicht jetzt sein, vielleicht denkst du in ein paar Jahren anders“ zurück rudern – obwohl man ihnen klar und deutlich gesagt hat, dass man mit ihnen keine Zukunftspläne schmieden will.
Es sollte sich doch herum gesprochen haben, dass es keine gute Taktik ist, in solchen Fällen besonders anhänglich und hartnäckig zu sein – und womöglich noch ungefragt die Wochenenden des Gegenübers zu verplanen. („Ich hab uns schon Konzertkarten für Samstag besorgt, und am Samstag möchte ich, dass du mit zu der Grillparty bei meinem Ex-Schwager kommst“ - Hallo?!) Bei soviel dreister Anmaßung braucht sich niemand zu wundern, wenn er fluchtartig verlassen wird.
Warum sollte das Objekt der Begierde, das sich schon die ganze Zeit überrumpelt und vereinnahmt fühlt – und das auch oft genug signalisiert hat – sich dann noch mal rechtfertigen, wenn das Maß endgültig voll ist?
Wie viel pädagogisches Einfühlungsvermögen ist man jemandem schuldig, den man vielleicht erst ein bis zwei Monate kennt – und der nicht wesentlich jünger ist als man selbst, sondern mindestens gleich alt, oder sogar wesentlich älter?
Natürlich gibt es weniger krasse Beispiele, da sind die Grenzen in der Anfangsphase schwer zu definieren, denn man kann auch romantische Sprüche machen, ohne direkt etwas zu versprechen.
Aber grundsätzlich sollte man auf romantische Sprüche verzichten, wenn sie nicht von Herzen kommen. In dem Moment, wo man sie nur macht, um mit einer ernsthaft verliebten Person ab und zu netten Sex haben zu können, obwohl einem klar ist, dass man ihre Gefühle niemals erwidern wird, ist es berechnend.