unscharf...
... als bestimmendes Bildelement.
Hallo Katja,
also an Deinen Bildern gefällt mir bei allen der Bildausschnitt und die Bildaussage. Das zeigt, dass Du ein Gespür hast, nicht nur ein Foto einer Person zu machen, sondern das Wesen dieser Person mit ins Bild zu bekommen. Meines persönlichen Empfindens nach wirkst Du dem leider ein wenig entgegen, indem Du die Portraits stark weichzeichnest. Das hast Du bei dem Gesicht doch nicht nötig!
Nun wurde ja bereits angesprochen, dass die meisten Bilder unscharf sind. Du hast zum Einen geantwortet, dass es gewollt ist und zum Anderen, dass es Probleme mit der Kamera sind.
Fotografen wie Hamilton haben bei der analogen Fotografie ähnliche Effekte erzielt, indem sie z.B. Vaseline auf einen, am Objektiv angebrachten Filter gestrichen haben. Meist blieb dabei ein Bereich frei, das eignetliche Objekt sollte scharf sein, während der Rest außenrum in Unschärfe verschwimmt, um den Blick noch mehr zum Bildmittelpunkt zu führen.
Das alles macht mittlerweile die EBV. Ein Allheilmittel ist sie trotzdem nicht. Diese 'geringe Tiefenschärfe' wie sie einer meiner Vorredner dir empfohlen hat ist auf einem Foto von Dir zu sehen, nur leider falsch herum. Beim Foto 1982-1981.JPG sieht man den Pullover suprscharf, während das Gesicht in Unschärfe verschwimmt. Wäre dies andersrum, der Pullover als unscharfer Rahmen vor dem Gesicht, das Bild scharfgestellt auf die Augen, so würdest Du damit einen dreidimensionalen Effekt erzeugen. Der Betrachter wird sozusagen 'in das Bild hineingezogen', während meine Augen bei diesem Foto haltlos über das Bild streifen und dann immer wieder am Pullover festmachen.
Nun kenne ich Deine Kamera nicht, aber es sieht ein wenig aus, als ob Du Probleme beim Autofokus hast. Wenn er sich abschalten lässt dann tu das doch einfach mal und stell die Schärfe von Hand ein. Wenn das nicht geht, dann würde ich mich nochmal mit den Eigenheiten der Kamera auseinandersetzen. Zu meinen Kompaktkamerazeiten war das so, dass man im Sucher ein Messfeld gesehen hat, wohin die Kamera scharfgestellt hat. Wenn man den Auslöser halb durchgedrückt hat, dann wurde dahin scharfgestellt und der Wert gespeichert. Mit dem halb durchgedrückten Auslöser konnte man ddie Kamera bewegen ohne dass sich die Schärfe verändert hat, um den scharfgestellten Bereich z.B. außerhalb der Bildmitte abzubilden.
Die Kamera ist das Handwerkszeug der Fotografin/des Fotografen, deshalb sollte man diese m.E. aus dem Schlaf beherrschen. Viel probieren, die Ergebnisse analysieren und versuchen zu verbessern haben mir immer dabei geholfen, die Eigenheiten der einzelnen Kameramodelle herauszufinden.
Ne Menge Text, ich hoffe, Du siehst das hier geschriebene so, wie es gemeint ist: Als konstruktive Tipps, wie Du Deine Kamera in den Griff bekommst. Es liegt mir fern, irgendwas besser zu wissen oder irgendetwas vorzuschreiben, es ist nur ein Resümee aus eigenen Erfahrungen, die ich Dir weitergeben möchte. Wenn etwas dabei ist, womit Du was anfangen kannst, dann freut es mich, wenn nicht, dann ignoriere es einfach.
Ich hoffe, Du lässt mich/uns weiterhin teilhaben an Deiner, sehr gefühlvollen, persönlichen Sichtweise.
LG
Fred