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Wenn man mehr als einen liebt

****man Mann
12.950 Beiträge
Themenersteller 
Wenn man mehr als einen liebt
Ein hallo an unsere Leseratten,


heute wollen wir euch das Buch "Wenn man mehr als einen liebt" des Autoren Felix Ihlefeldt vorstellen, der in seiner Neuveröffentlichung mit Lebensentwürfen fernab der "üblichen" monogamen Beziehungen auseinandersetzt.


In diesem Sinne:
freeman
Endlich...
mal wieder einer, der Horizonteerweiterung auf massigen Breitengrade uebertragen will.
Fuer mich ist es gar keine Frage, der gute Mann hat zweifelsohne Recht.
Freiheit und Ruecksichtnahme, locker l(i)eben und Tiefgruendigkeit, Individualitaet und Anpassung - das muss sich durchaus nicht immer stechen. Und sind auch keine Themen, die nur unter jeweils zwei Menschen praktiziert werden koennen.

Ich hoffe nur, er kurbelt damit keine neue Trendwelle an - dann kenenn wir uns ja bald alle persoenlich *schmunzel
ob
diese zeilen hilfreich sind? vermutlich nur für die, die sie auch wirklich verstehen und den gleichberichtigungsaspekt und das gemeinsame vorherige besprechen von emotionen einhalten-
das thema ist vemutlich aktueller denn je zuvor, aber zuviel versachlichung und berechnung macht auch hier vieles von der spannung kaputt. dieser ständige versuch dinge zu ordnen treibt einen ja oft aus der monogamie in die so genannte freiheit. ist aber diese freiheit auch fast schon mit religiösem ernst (ICH BIN POLYAMOURÖS! JAWOHL! JA!) zerstückelt in lehren, regeln und anhaltspunkte, dann wird es schnell nervtötend, beliebig und es fast schon wieder reizvoller, sich in eine monogame "wirklichkeit" zurückzuziehen und diese eben mit aller leidenschaft - gerade an den grenzbereichen eifersucht/vertrauen - auszukosten bis das feuer erloschen ist oder man halt kinder zeugt. denn eben diese spannenden grenzbereiche versucht das konzept der mehrfachbindung in so ein komisches toleranz- und konsensgebährden aufzuweichen, und droht dabei nichts als förmchen und spielchen zu generieren. ich denke wer tief liebt, will könig bzw. königin sein. an der oberfläche ist hingegen alles möglich und wer das dann pseudowissenschaftlich benennen will, auch fein, kommunikation/flirt eben. aber vielmehr wird nicht dabei rauskommen. liebe ist zutiefst chaotisch und stärker als solche konzepte.
studie
******Bln Mann
2.686 Beiträge
@ niv
Ich glaube, du hast etwas gründlich missverstanden.
Es geht nicht um eine neue Ideologie mit genauen Festlegungen


ist aber diese freiheit auch fast schon mit religiösem ernst (ICH BIN POLYAMOURÖS! JAWOHL! JA!) zerstückelt in lehren, regeln und anhaltspunkte, dann wird es schnell nervtötend,


und schon gar nicht in diesem Buch, darum läuft dein Kommentar ins Leere.

Allerdings gibt es in der Poly-Szene Menschen, die sich eine
neue Sicherheit mit neuen Regeln schaffen wollen. Das ist aber nicht
weiter verwunderlich, Menschen streben eben nicht nur nach Freiheit, sondern immer auch nach Sicherheit.
Nähere Einblicke findest du in Diskussionen der Polyamorie-Gruppe hier im joy.
Da siehst du dann auch wie differenziert das alles ist.
Das Problem ist ja immer, dass wir als Lesende, aber auch der Autor als Schreibender, immer einen bestimmten Hintergrund haben. Wir haben diese oder jene Erfahrungen gemacht, bewegen uns in diesem oder jenem Umfeld, und da wird dann eben die eine oder andere Verhaltensweise gefördert oder akzeptiert - oder eben auch nicht.

Ich habe das Buch nicht gelesen, aber ich erwarte nichts anderes als die Argumente, die ich meinen Bekannten und Freunde auch Jahre lang unterbreitet habe. Und die wenigen Leseproben hier bestätigen das ja. Es gibt schrecklich viele Argumente für "offene Beziehungen", die auch alle schrecklich logisch sind.

Das Problem aber, dass die Gefühle des Menschen nicht logisch sind. Passt es zufällig, ist eine offene Beziehung machbar.So ist es mir gegangen; das und die Logik haben mich dazu verleitet, Polyamorie nach allen Kräften zu verteidigen, "offene Beziehung" als die einzig langfrisitg machbares Partnerschaftsmodell zu betrachten.

"Die Gessellschaft" empfindet "offene Beziehung" und Polyamorie immer noch als Ausnahme, und jeder, der sich in einem Umfeld bewegt, in dem er es auch mit nicht ganz so aufgeschlossenen Menschen außerhalb der Swinger-, Fetisch- oder SM-Welt zu tun hat wird sein Beziehungsmodell immer wieder verteidigen müssen. Nicht nur gegenüber den anderen, sondern auch - wenn er dann mal wieder Single ist und sich nach einem neuen Partner umsieht - gegenüber dem neuen potenziellen Partner.

Ich habe erfolgreich viele Jahre lang eine offene Beziehung geführt. Ich bin mehrfach jedoch auch daran gescheitert. Ich bin heute an dem Punkt, an dem ich weiß, dass alle "Offenheit" mich davon ablenkt, mich wirklich auf meinen Partner einzulassen. Und ich gehe noch einen Schritt weiter: Oft sind es Menschen, die nicht glauben es wert zu sein, Exklusivität zu erhalten, die sich auf derartige Beziehungen einlassen.

Ich habe schon viel von Felix gehört und schätze seine Ansichten. Aber sie kommen aus der viel zu aufgeschlossenen Welt, die ich um mich herum nicht finden kann.
**********vence Frau
430 Beiträge
Hintergrund ...
... der sich ändert. Für mich gab es Phasen, in denen die monogame Beziehung passend und richtig war oder schien. Und jetzt scheint das absolut nicht mehr so zu sein. Nicht weil ich das Gefühl habe, Exklusivität nicht zu "verdienen", ihrer nicht wert zu sein, sondern im Gegenteil, weil ich jetzt auch das Selbstbewusstsein habe, zu sagen "sorry, aber exklusiv bin ich nicht zu haben, wenn Du an meinem Leben teilhaben willst, musst Du (auch) teilen und Dich (auch) mit mehr als mir auseinandersetzen".

Und die aufgeschlossene Welt findet man nicht, die muss man sich schaffen. Ich lebe in keiner Großstadt, mein "Kaff" ist postalisch durchnumeriert, für Strassennamen reicht es (glücklicherweise) nicht, tiefkatholisches Hinterland an der Grenze zwischen Ober- und Niederbayern. Es geht, aber niemand sagt, dass es leicht geht.

Und zu Logik und passen .. jede Beziehung, egal ob mono oder poly, muss so offen sein, dass ich als Individuum darin weiterexistieren kann. In diesem Sinne sind "offene" Beziehung tatsächlich die einzig wirklich tragfähigen. Und der Schritt von der Offenheit, den Partner als Individuum bestehen zu lassen zur tatsächlich offenen und polyamourösen Beziehung ist ein vergleichsweise kleiner. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass sich tatsächlich funktionierende Beziehungen nicht darin unterscheiden, wieviele Personen darin involviert sind, sondern wie man sie führt und lebt. Das Liebes-Modell "Exklusivität" mit den dafür unabdingbaren "Besitzansprüchen" scheitert in (un)schöner Regelmässigkeit und versandet in Serienmonogamie oder funktioniert (unbestritten manchmal auch sehr gut) als gemeinsame (meist überwiegend wirtschaftliche) "Lebensbewältigung".

Und wenn ich mir da den Hintergrund meines Umfeldes so anschaue ... dann spricht das die deutliche Sprache, dass die überwiegende Mehrheit das nicht hinkriegt - meist weder die notwendige Offenheit um eine (monogame) Beziehung lebendig zu erhalten noch die geglückte Zweckgemeinschaft. Da tun andere Modelle nur gut - allein schon das darüber nachdenken, das sich fragen "Warum - Weshalb - Wieso". Wir haben das (nach)Fragen verlernt ...

in diesem Sinne würzige Grüße
die Herbe
Moment mal!
@ RedBitch

Du schreibst hier einen Kommentar und hast nicht mal das Buch gelesen? Und offensichtlich auch nicht meine Rezension...

Es geht weder um die Ansichten von Felix noch um eine Sammlung von Argumenten für offene Beziehungen.
Es geht nicht um das Fördern der einen und Ablehnen der anderen Verhaltensweise.
Und es geht schon gar nicht um Verteidigung und Vergleichen.

Es gibt aber an verschiedenen Stellen hier im jc einen Kummerkasten- oder Motz-dich-frei-Thread...

Ich bitte alle Menschen, die künftig einen Beitrag hier reinstellen wollen, ganz herzlich darum, aus Sachkenntnis zu schreiben und nicht den eignen Frust mit oder auch ohne Garnitur aus VorUrteilen hier abzuladen!
@****ert: Schreib lesbarere Rezensionen, dann lese ich sie auch ganz durch.

@**********vence:
Und die aufgeschlossene Welt findet man nicht, die muss man sich schaffen.

Ich bin es müde, sie mir zu schaffen. Ich möchte einfach leben. Mehr nicht.
Man Ray ... Danke!
********phie Mann
78 Beiträge
wir sind eben doch keine Schwäne ...
... bei denen wohl diese paarweise Vereinzelung funktionieren soll. Sogar "bis das der Tod euch scheidet" ... und Schwäne können sehr alt werden. Nun die Natur hat ganz offensichtlich mit dem Menschen etwas anderes vor, sonst hätte sie sich ein wenig mehr Mühe bei seinem Naturell gegeben. Es funktioniert doch sonst auch ohne Vernunft.

Wenn wir es genau betrachten möchten, sind wir alle auf unsere ganz persönliche Art und Weise einsam. "Jeder kämpft für sich allein" - nun wer sonst, als Du selbst, in Deiner ganz individuellen Einsamkeit sollte auch Dein Leben leben. Ist die Mutter ersteinmal von der "Schnur", gibt es kein lebendes Wesen mehr auf dieser Welt, welches 24 Stunden für Dich Zeit hat [sieben Tage die Woche wohl gemerkt]. Denn ob Du es wahrhaben willst oder nicht: Es geht jeden so, der versucht, sein Leben zu leben. Dazu hat er sich diese Erdenreise schließlich ausgewählt.

Aber um diese Einsamkeit nicht allzu schmerzlich spüren zu müssen, flüchten wir uns in allerlei Ersatzbefriedigungen, ohne dabei auch nur den Hauch von uns selbst zu erkennen. Und wohl genau da liegt der größte Mangel in unserem Daseinsdrama - daß wir es nicht versuchen, mit uns selbst klar zu kommen aber hoffen, es mit anderen zu können. Ob wir dafür einen - oder drei oder vier (genauso) Blöde brauchen, ist wohl weniger von zeugender Bedeutung.

Nach meinem Sinn und meinem Gesetz ist es recht unbedeutend, wieviel Füße ein Bett zählt, um darin glücklich einschlafen zu können, wenn man sein Glück bei sich gefunden hat. Andererseits mag es genauso "unvernünftig" sein, den Tod bei ein und demselben Menschen abzuwarten. Es braucht wohl unzählige "Joy-Club"s, um einen Gegenüber zu treffen, welcher minutiös den selben Plan an der Wand hängen hat. Im Zweifel ist Selbstbefriedigung noch eine sehr gute Alternative. Und das hat er jetzt nicht sexuell gemeint!

Larüssee ... Holm ...
eng hier
Hmm,

ich denke RedBitch hat indirekt ein wichtiges Problem angesprochen, was sowohl Sex als auch Partnerschaft betrifft. Wer mit Selbstzweifeln bis Selbsthass unterwegs ist (bzw. noch Dinge zu bearbeiten hat) und wem Sex und Partnerschaft zur Kompensation derselben Probleme dienen, muss an Polysexualität oder Polyamourie scheitern und zerbrechen. Und das gilt für nicht wenige Menschen, zumindest phasenweise wahrscheinlich für die meisten. Es bedarf für Poly also vermutlich eines Netzwerks wirklich gereifter und sich-gefundener Menschen. Eine schöne Utopie an die ich gerne glauben möchte. Vielleicht auch irgendwann ein soziales Experiment, dass es wert ist, es zu testen, aber obs ein Massenphänomen wird, bezweifle ich mal..

Ansonsten Lob an Felix für das Buch, ohne es gelesen zu haben, aber der Ansatz der biographischen Interviews wird dem Thema bestimmt gerechter als jedwede andere Form.

MFG,

Shab
**********vence Frau
430 Beiträge
Wer mit Selbstzweifeln bis Selbsthass unterwegs ist (bzw. noch Dinge zu bearbeiten hat) und wem Sex und Partnerschaft zur Kompensation derselben Probleme dienen, muss an Polysexualität oder Polyamourie scheitern und zerbrechen.

der wird nicht nur an Poly-beziehungen scheitern, da vielleicht nur einen Tick schneller und heftiger. Noch dazu, wenn dann der Druck von aussen dazu kommt. Das ist für viele Polybeziehungen ja sicher soweiso ein belastungsfaktor, der sonst nicht so auftritt.

Es bedarf für Poly also vermutlich eines Netzwerks wirklich gereifter und sich-gefundener Menschen. Eine schöne Utopie an die ich gerne glauben möchte. Vielleicht auch irgendwann ein soziales Experiment, dass es wert ist, es zu testen, aber obs ein Massenphänomen wird, bezweifle ich mal..

Ich denke auch nicht, es ist nicht die Frage ob es ein Massenphänomen werden wird oder kann. Es würde ja schon ausreichen, wenn Poly als Beziehungsform soweit anerkannt und zumindest geduldet würde, dass es lebbar wird. Interessanterweise stehen die Menschen tendenziell dem umso positiver gegenüber je älter sie sind und je mehr sich die zweisame Beziehungswirklichkeit nach der "gemeinsame-Kinder"-Phase auf die Belastungsprobe Sinnleere, neue Inhalte finden und "hab ich nicht doch noch mehr Bedürfnisse?" konzentriert. Und wenn man dann die gemachte Lebenserfahrung positiv einbringt und einbringen kann ist es sicher für viele "Gereifte" (warum muss ich immer an Käse denken??)dann doch ein lebenswertes Beziehungsmodell.

Würzige Grüße
die Herbe
****61 Mann
1.223 Beiträge
Wieso wird Poly nicht deguldet ? Ich wüsste nicht, dass es in irgendeiner Weise verboten wäre ?

Also bleibt nur der gesellschaftliche Druck. Aber sollte man sich wirklich so viel daraus machen ?

Grübelnd grüßt

Jürgen
**********vence Frau
430 Beiträge
Hi Jürgen,

natrlich ist es nicht verboten, ausser man möchte diese Beziehungsform auch in eine rechtlich tragfähige Form bringen. Wofür es natürlich auch gute Gründe gibt - siehe z. B. gemeinsames vermögen, gemeinsame Kinder, was ist wenn einer der Partner schwer erkrankt - nicht verheiratete Lebenspartner haben z. B. kein Auskunftsrecht in Kliiniken usw ... deswegen haben ja auch Homosexuelle so darum gekämpft gleichgeschlechtliche Beziehungen "legalisieren" zu können. Für viele ist das sicher ein wichtiger Punkt.

Und die gesellschaftliche "Ächtung" verhindert sicher so manches polyamore Beziehungsgeflecht. Für viele ist es z. B. nicht möglich mit zwei Partnern wirklich zusammenzuleben, weil sonst der Expartner und Elternteil gemeinsamer Kinder diese Situation ausnutzen kann um das alleinige Sorgerecht zu beantragen, im schlimmsten Fall sieht man dann seine Kinder nicht mehr. Sehr viele befürchten (vermutlich zu Recht) berufliche Nachteile, wenn sie offen poly leben. Insofern ist da schon noch einiges zu tun.

Aber im Prinzip gebe ich Dir recht - man sollte sich nicht so viel draus machen, meist dürften die Folgen weniger gravierend sein als befürchtet. Ich lebe das mitten im tiefkatholischen Grenzgebiet zwischen Ober- und Niederbayern sehr offen, das geht. Viele der oberflächlicheren Kontakte die amn übicherweise so hat dünnen dann allerdings doch deutlich aus. Aber noch wechselt niemand die Strassenseite bei meinem Anblick und ich sorge sicher für so manche genussvolle Tratschorgie *haumichwech*

Würzigen Gruß
die Herbe
****61 Mann
1.223 Beiträge
Einige Punkte, die Du schreibst, sind ja recht stichhaltig. Aber ich habe den Verdacht, dass viele Menschen so sehr in der klassischen Denkhaltung verwoben sind, dass echte und vermeintliche Widerstände leicht verwechselt werden. Ich kann mir z.B. nicht vorstellen, dass es gelingt, jemandem das Sorgerecht für ein Kind zu entziehen, nur weil er/sie mit mehreren Partnern lebt. Das geht nämlich niemanden etwas an, auch kein Gericht, solange das Kind darunter nicht leidet.

Ich glaube es ist eher mit Angst zu vergleichen, wenn Menschen nicht zu ihren Veranlagungen/Wünschen etc. stehen können. Damit meine ich nicht, dass man jedem auf der Straße brühwarm seine initimsten Gedanken erzählen soll. Aber wenn man wirklich Poly leben will, sollte das kein Problem sein. Übrigens gibt es seit Jahrzehnten massenhaft WGs, in denen Menschen zusammen leben. Ob die eine Liebesbeziehung haben oder nicht, interessiert doch auch niemanden. Meinen beruflichen Werdegang hat das nicht beeinflusst.

Viele Grüße
Jürgen
Offenheit hin oder her. Ich lebe in einer Großstadt, und man sollte meinen, dass man hier mit Poly weniger Probleme hat. Aber weit gefehlt.

Es ist schon ein paar Jahre her, da heftete mein Nachbar deutlich sichtbar ein gelbes Post-it-Zettelchen an meinen Briefkasten im Hauseingang, mit dem er mich bat, meine "Sexorgien" mit den unterschiedlichen Partnern doch etwas leiser ablaufen zu lassen. Da in diesem Haus nicht nur meine Nachbarn verkehren, sondern durch einen Praxis auch Hinz und Kunz kommt und geht, fand ich das überhaupt nicht so witzig.

Meine damals beste Freundin wendete sich von mir ab, als sie erfuhr, dass es mehrere Männer gab. Nun werden einige sagen, dann kann es keine so gute Freundin gewesen sein. Mag sein. Geschmerzt hat es dennoch.

Meinen Eltern gegenüber konnte ich nie die Wahrheit sagen, wenn es um meine Beziehung geht. Familienfeiern etc. waren schwierig, und insgesamt war ich die schwierige Tochter, die nichts erzählt und über die man sich Sorgen machen musste, denn sie war ja so "wild".

Das sind nur 3 Beispiele. Alles Pillepalle, nichts, mit dem ich nicht klargekommen wäre, aber es waren Hindernisse. Und die Vielzahl dieser Hindernisse erschwert diese sowieso nicht einfache Lebensform ungemein. Es kostet viel Kraft und eine harte Schale, damit klarzukommen.
Kein Leben gleicht dem anderen
und doch versuchen wir immer wieder Gemeinsamkeiten oder ähnliche Schemata zu entdecken.

Ob und wie sich Polyamory ausleben lässt, hängt in meinen Augen sehr stark von den involvierten Persönlichkeiten ab und der Ausprägung der Beziehungsform.

Die Rolle die man selbst im Leben spielt, definiert eben auch die Position die man in seinem Umfeld einnimmt.
Wärend du, liebe @*****tch, sagst du könntest mit deinen Eltern nicht über deine Beziehungen reden, da du schon von vorne herrein die schwierige Tochter warst.

So ist genau der Punkt, dass ich das schwarze Scharf der Familie bin, mein treuer Verbündeter wenn es um die Akzeptanz meiner Beziehung geht. Keinem anderen in unserer Familie würde man ein solches Beziehungschaos zutrauen, also wundert sich nicht wirklich.


Unsere Beziehung zu Dritt lebt nun schon über 2 Jahre und ich kenne niemanden der die Beziehungsform Polyamory rundweg ablehnt.
Nicht die ev. Kirche zu der meine Mutter eine starke Bindung hat,
nicht der Freundeskreis, der vielmehr den Hang hat die Beziehung zu glorifizieren oder die sonstigen sozialen Bindungen.

Ehrliche Neugier ist die Reaktion die uns überall entgegengebracht wird. Egal ob wir in Italien im Hotel erklärt haben, dass wir nur ein Doppelzimmer mit einem Bett brauchen oder ob wir im Schweriner Alltag und Nachtleben deutlich nicht monogame Tendenzen ausleben.

Unser Leben zu Dritt ist dauerhaft, glücklich und Normalität.

LG
Brian
Und selbst die Neugierde empfand ich als schwierig. Ich hatte es irgendwann satt, als bunter Hund betrachtet zu werden. Wenn ich mit dem Erzählen begann, fingen die Augen meiner Gegenüber an zu leuchten, boah wie geil, eine Frau, die sowas macht. Aber ich hatte es satt, den Alleinunterhalter zu spielen.

Es mag ja Menschen geben, die es mögen, aufzufallen und im Mittelpunkt zu stehen. Eine Weile war das auch für mich schön. Aber Normalität ist nur in Normalität möglich.
Was jedoch ist normal, was entspricht schon im Leben vorhandenen Normen. Die Werte (Normen) die in meinem Leben wichtig sind, diese definiere ich selbst und ja, ich (wir) haben eine solche egozentrische Präsenz, dass wir anderen unsere Werte, grob gesagt, aufzwingen.

Wie schon gesagt, es ist eine Frage der Persönlichkeit und damit des Auftretens, wie die Umwelt reagiert. Es liegt in meiner Natur, dass ich sehr gut damit leben kann, nicht "Everybodys Darling" zu sein.
Die Bereitschaft dem Nachbarn Paroli zu bieten oder klare Ansagen zu meinen Wertvorstellungen zu machen, lässt viele Neider verstummen.

Unterstützung bekomme ich vom Phänomen, dass sehr viele Menschen derart harmoniesüchtig sind, dass sie ohne Zögern eigenen feste Überzeugungen über den Haufen werfen, nur um einer Auseinandersetzung zu entgehen.

Meine Schwester heiratet im September. Während der Planung der Gästeliste fragte eine Freundin meiner Schwester, warum hinter meinem Namen zwei Partner aufgeführt wären, es würde Probleme bei der Sitzordnung geben. Die Antwort meiner Schwester: "Ruf Brian an und sag ihm das der 2. Mann seiner Frau die Sitzordnung stört und dann stell mal das Telefon auf laut..." sie hat nicht angerufen! *zwinker*

Die Norm bestimmt nicht die Mehrheit, sondern der soziale Staus eines Menschen oder einer Gruppierung, die die Bereitschaft und dem Möglichkeiten besitzen, die eigenen Interessen durchzusetzen.

LG
Brian
Das trifft sich ja gut, ich lese das Buch auch gerade. Da ich selbst in einer offenen Viellieberei lebe, ist es interessant zu erfahren, in welchen Situationen andere stecken, wie sie an diesen Punkt gekommen sind. Für meinen Geschmack könnte der Schreibstil weniger an die gesprochene Rede erinnern, aber wen das nicht stört, der wird hier eine leichte und kurzweilige Lektüre finden.

Übrigens habe ich wegen meines Beziehungsmodells nie soziale Ächtung erfahren, aber vielleicht bin ich auch nur zu fokussiert, um sowas mitzukriegen. *zwinker*
*******teye Frau
47 Beiträge
Die Rezension hat mich neugierig gemacht und ich werde das Buch auf alle Fälle lesen.
Dazu gibt es bisher noch nicht viel Literatur.
In USA habe ich schon vor über 10 Jahren eine Zeitschrift zum Thema Polyarmory gefunden.
Es ist tatsächlich so, dass es in unserer Kultur leider noch nicht normal ist, dass jeder so leben kann, wie er/sie will.
Die Angst, Nachteile z.B. im Job zu haben, wenn es bekannt wird, ist in vielen Branchen nicht unbegründet, die Wert auf einen "pseudo- seriösen" Touch legen.

Meine Familie weiss Bescheid, wie ich lebe, aber auch erst seit einigen Jahren und hat es akzeptiert. Allerdings kommt bei größeren Familienfeiern immer die etwas ängstliche Frage, wer denn mitkommt und ob wir uns denn vor den Gästen etwas zurückhalten könnten; es müsse ja doch nicht jeder merken - also letztendlich doch nicht wirklich akzeptiert....
Im Berufsleben würden sich nur alle die Mäuler zerreißen und es hätte definitiv negative Auswirkungen.

Aber ich kann nur jedem Mut machen, die eigenen Wünsche und Sehnsüchte zu leben. Es gibt tatsächlich Menschen, mit denen es klappt, auch wenn viele nur den Kopf schütteln...es kann eine Weile dauern, die richtigen zu finden, aber es lohnt sich...
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Es geht hier, weder in dem Buch noch in der Diskussion, darum, eine neue Lebensform wie eine Modeerscheinung zu propagieren (lila ist das neue schwarz und poly ist das neue mono) noch geht es darum, Leser oder Zuhörer zu überzeugen oder auch nur zu einer Stellungnahme zu animieren.

Es geht darum, Dinge einmal auszusprechen und sie aus der Tabuzone zu holen. Zu zeigen "das gibt es auch noch und es gibt keinen Grund, es zu verdammen, nur weil man es sich für sich selbst nicht vorstellen kann."

Es geht nicht darum, zu kolportieren "Poly ist jetzt hip und als Monos sind Spießer und eh von gestern."

Es geht darum, zu sagen, dass es Menschen gibt, die nicht mono empfinden und sich wünschen würden, anders als mono zu leben.

Das sind deswegen nicht alles Egomanen oder Ignoranten, das sind Menschen, die in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen eben ein wenig anders empfinden bzw. andere Prioritäten setzen.

Ich würde mir wünschen, dass man dieses Thema ansatzweise wertfrei diskutieren kann. Das wäre schön. Und ich glaube, das ist auch die Intention des Autors.
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