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Liebe trotz allem in Avdijvka

Liebe trotz allem in Avdijvka
Kuba sagt völlig außer Atem, dass er sofort wieder weg muss. Und zu der Frau sagt er, ich sei ein Freund, den sie versorgen müsse. Dann hilft er ihr noch, mit Kleidern auf dem Bastteppich ein provisorisches Bett für mich zu bauen, auf das sie mich behutsam legen. Bevor er geht, spritzt er mir noch die zweite Ampulle Morphinsulfat aus meiner Schenkeltasche in den Bauch und verschwindet.
Ich registriere noch, wie die Frau ein Kissen - ein echtes Federkissen! - unter meinen Kopf schiebt, mir die Uniformjacke auszieht und mich mit einem schweren Vorhangstore zudeckt. Ich will mich noch mit "spasiba" bedanken, schlafe aber auf der Stelle ein.

Als ich aufwache, fällt sehr viel wärmendes Licht in den Raum, die Verdunkelung aus Brettern ist zerschossen, die Fensterscheibe fehlt. Ich liege auf dem Rücken auf einem zu kurzen Bett und meine linke Beckenschaufel, wo mich der Splitter traf, schmerzt nicht, zieht auch nicht, sondern fühlt sich nur an, als läge eine Zentnerlast auf ihr. Zum Glück kann ich den linken Fuß mitsamt den Zehen bewegen - und falle beruhigt sofort wieder in eine fiebrige Ohnmacht.

Die Frau ist Polin, Goscha, Malgorzata eigentlich, die Liebe hat sie in den Donbass geführt - jetzt aber steckt sie mir eine Papirossa zwischen die Lippen, die wir abwechselnd rauchen. Der Splitter sei draußen, beruhigt sie mich, ni bespakoysja, ich solle mir keine Sorgen machen. Dann trinken wir viel zu süßen Tee. Dabei dringen schräge Sonnenstrahlen durch die Bretter vor dem Fenster und Staub tänzelt fröhlich darin - nein, Frieden ist trotzdem nicht.

Ich betrachte weiter die schrägen Sonnenstrahlen und den Staub, der in ihnen tänzelt und verstehe langsam, dass etwas passiert ist, das mit dem Splitter begann und das mit Kuba und Goscha fortgeführt wurde, aber nicht weitergehen darf - denn ich trage die falsche Uniform, die ich übrigens nirgends mehr erblicken kann; ja, ich bin der Feind, a wot, ja vrag!

"Wenn man sterben will, dann ist das eine Sünde," wirft mir Goscha vor.
Aber wollte ich sterben? Gut, schlecht wäre es nicht gewesen - doch woher jetzt noch den Mut nehmen, es doch zu tun? Ich spüre nämlich, dass ich aufpassen muss, nicht damit anzufangen, mir schöne Hoffnungen zu machen wegen diesen beiden, wegen Kuba und Goscha, wegen Menschen generell ... Aber so einfach kann ich auch nicht raus aus meiner Haut. Und während der Staub weiter in den Sonnenstrahlen tänzelt, höre ich näherkommende Einschläge von Granaten und Geschrei ...

Weiter liege ich auf dem Rücken und betrachte Goscha im erlöschenden Tageslicht, die unmittelbar neben mir steht. Sehe ihr stumpfes, in einem Knoten im Nacken zusammengefasstes Haar, ihr Gesicht von mir weggedreht im Schatten. Sehe ihren gerade geschnittenen Rock, ihre taillierte, nach ukrainischem Muster bestickte Bluse und kann nichts sagen, bekomme kein Wort raus. Lasse aber meine Hand aus der Decke gleiten, berühre erst ihren Rock, dann ihre Knie.
Sie steht wie angewurzelt und rührt sich keinen Millimeter. Doch sie zittert, erst ihre Knie, zuletzt ihr ganzer Körper, doch sie bleibt neben mir stehen und lässt meine Berührungen willenlos geschehen.
Bis auch ich zittere und meine Augen schließe. Als ich sie nach einer stillen Ewigkeit wieder öffne, weint Goscha, lautlos, steht aber immer noch bei mir neben dem Bett, während die Träne ungehindert über ihre Wange rinnen.
Ich lasse meine Hand sinken, halte mich noch an ihrem Rocksaum kurz fest, schließlich lasse ich ganz von ihr ab und drehe mich zur Wand.
Sie aber setzt sich auf das Bett, ihr Bett, in dem ich seit der OP liege und weint leise weiter vor sich hin. Schluchzt: "Ich bin keine Nutte! Ja ni schlucha! Verstehst du das!? Ponimajesch!? Auch wenn ihr Russen das immer behauptet ..." (Als ob ich Russe wäre!?).
Dann höre ich nur noch ihren schweren Atem, spüre, wie sie sich neben mich legt, sich an mich schmiegt.
Und ich? Ich drücke meine Finger in den Verputz und kratze ihn mit den Nägeln ab.
Sie aber flüstert: "Kochaj mnie, mimo wszystko!" (Liebe mich, trotz allem ...).
****ody Mann
11.679 Beiträge
Wow! Was für eine bezaubernde Szene. Toll geschrieben. Vielen Dank für`s lesen Lassen!
**********henke Mann
9.637 Beiträge
Das ist mal Erotik ohne FSK 18!
Da kann sich jeder Drauf-Drüber-Rein-Raus-Autor eine Scheibe von abschneiden!
*********leen Frau
287 Beiträge
Weltenweit über den sumpfigen schwülbanalen Durchschnitt hervorragend. Und umso viel mehr tiefergehend!
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