Grenzen und Tabus- was bedeutet das überhaupt? Fragste zehn, kriegste zehn verschiedene Antworten
Bei "Tabus" ist es sehr oft so, dass man sich fragt, wo da überhaupt noch Platz für Grenzen ist, wenn praktisch alles ausserhalb der Komfortzone schon tabu ist!? Und ich frage mich, was das dann noch mit BDSM zu tun hat?
Tabus sind unverhandelbar, sollten aber nicht mit einer Liste von "will ich nicht" verwechselt werden! Denn die Erfahrung zeigt, dass sich dann doch so manche Tabus in Wohlgefallen auflösen. Wie ernst lässt sich ein solches "Tabu" dann noch nehmen?
Grenzen sind seltener eine klare Linie, eher ein mehr oder weniger breiter Graubereich. Man kann also in diesem bleiben oder eben auch darüber hinaus. Und natürlich ist es möglich, dass sich gewisse Grenzbereiche verschieben lassen, andere kaum oder gar nicht. Das hängt von der Person, Praktik, Tagesform uva Faktoren ab.
Um es mal mit dem Autofahren zu vergleichen:
Tabu- mit 100 durch die Innenstadt (versteht sich ja von selbst!)
Komfortzone- immer schön Strich 50, so kommt man sicher ans Ziel...
Grenzbereich- den Bedingungen angepasst ist bis 100 erlaubt und ggf möglich
Grenzüberschreitung- Rennstrecke, Skills und Risiken gegeneinander antreten lassen.
Nehmen wir an, Sub will nicht gefesselt werden, da sie sonst Panikattacken bekommt. Tabu?
Man könnte ja dran arbeiten, sich eine gewisse Grauzone schaffen und ggf. mal auf Risiko gehen. Möglich dass sich hier Grenzen dann auch mal verschieben, Klare Linien sich auflösen. War das dann ein Tabu(bruch)?. Was man vorher nicht für möglich hielt, hat man doch geschafft, indem man sich der Herausforderung gestellt und sie gemeistert hat. Tabus meistert man nicht, Tabus sind unberührbar! Da kann man doch einfach mal sagen, fesseln ist mir eine persönliche Grenzüberschreitung, an der ich nicht rütteln will und gut ist. Klare Linie ziehen statt ständig vom Absolutismus Tabu zu sprechen!
Sind die Begriffe nun erst mal definiert und verstanden, kann man sich der Frage zuwenden, warum man denn nur immer an den Grenzen rum gezerrt werden soll? Das ist doch kein höher, schneller, weiter- oder doch? Nein, denn es geht sich nicht ums schnöde Weiterkommen, es geht sich darum Erfahrungen zu machen, die man innerhalb seiner Komfortzone und ausserhalb seiner Tabus eben sonst halt nicht machen kann! Dazu muss man schon in seinen Grenzbereich, denn nur findet das statt, was dann mit einem passiert! Die Frage ist eher- was sucht man da und gedenkt man hier zu finden? Vielleicht die Antwort auf die Frage, warum man pervers ist und BDSM einem erregt?
Einfach um festzustellen, dass man trotz seiner "abnormalen" Sex. doch ein ganz normaler Mensch ist, der einfach Spaß an der Freud haben kann und darf? Eben dadurch, dass man hier mit seinen eigenen Konventionen brechen kann und darf und das auch gut so ist! Das fällt dann (hier) unter BDSM, wo man auch diese seine Facette ungetrübt ausleben kann und damit mit sich im reinen ist und bleibt. Darum geht es, mehr ist das nicht. Dabei bleiben sogar Tabus gewahrt und viele Grenzen sind keine mehr. Sex. Selbstverwirklichung sozusagen. Dafür muss man hier und da natürlich auch mal über den eigenen Schatten springen.
Ich behaupte sogar, dass man nur in seinem Grenzbereich, sich selbst am nächsten ist und genau das auch eben manchmal mehr oder weniger spüren will oder muss! Nur hier erfährt man wirklich was über sich selbst und das ist, je nachdem, mind. aber immer eine Offenbarung! Man entdeckt hier auch unschönes, das will ich gar nicht verhehlen, aber es überwiegen doch die positiven und konstruktiven Erfahrungen.
Wenn man sich gut genug kennt, kann man solche Ausflüge immer noch als ein Abenteuer beschreiben. Man entdeckt ja auch so immer wieder mal neues und anderes. Der Reiz liegt aber darin, den beiderseitigen Grenzbereich zu entdecken und zu erkunden. Das ist dann absolutes Niemandsland, wo vorher noch keiner war und beide nicht wissen können, was sie erwartet und passieren kann! ...