Private Entscheidung
Eigentlich ist die Entscheidung für oder gegen Kinder eine private Entscheidung. Eigentlich. Private Entscheidungen gehen nichts und niemanden etwas an, außer die Menschen, die sie betreffen. Dass es so viele gibt, die glauben, die Entscheidung eines Paares gehe sie auch etwas an, zeigt meines Erachtens auf, dass es hier nicht nur um eine private Entscheidung geht, sondern darüber hinaus auch andere Ebenen umfasst.
Da gibt es beispielsweise die gesellschaftliche Ebene, auf der Kinder deshalb eine Bedeutung haben, weil sie eine rechnerische Komponente für die künftige Wirtschafts- und Rentenentwicklung darstellen. Oder die Sorge, dass "das deutsche Volk" ausstirbt und seine Kultur hernieder geht, wenn in Deutschland nicht genug Kinder geboren werden.
Auf evolutionsbiologischer Ebene sollen Hormone oder Reflexe wie z.B. das Kindchenschema das Überleben der Art sicherstellen. Wer gegen dieses biologisch angelegte "Gesetz" verstößt, ist für viele nicht nachvollziehbar und wird infolgedessen als Außenseiter gesehen oder als nicht normal oder gar "krank" abgewertet.
Historisch gesehen ist es zudem auch eine relativ junge Entwicklung, dass mensch sich explizit entscheiden kann, ob und wann er Kinder möchte, da die einzige verlässlich wirkende Verhütungsmethode lange Zeit die sexuelle Enthaltsamkeit war, die allerdings schwer mit Anwenderfehlern zu kämpfen hat. Auch ist es eine relativ neue Entwicklung, dass Menschen Kinder nicht mehr als Altersvorsorge brauchen. Angesichts der langen Tradition anderer Lebensmodelle dauert es jedoch seine Zeit, bis Neuerungen das System vollständig durchdrungen haben und akzeptiert werden.
Andererseits sollte ein Kinderwunsch immer aus einem selbst kommen, denn wie will man die Anforderungen, die ein Kind an einen stellt, bewältigen, wenn dies nicht aus einem tiefen inneren Bedürfnis entsprungen ist? Kinder sind anstrengend. Das Leben mit ihnen ist nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen. Das ist es aber nie, auch mit Beziehungspartner nicht. Trotzdem entscheiden wir uns immer wieder für einen Beziehungspartner, weil er einem trotzdem etwas wichtiges gibt, und weil wir durchaus gerne zurückstecken, wenn es aus freiem Willen geschieht. Wenn Kinder gewollt sind, dann ist dies eben auch auf sie übertragbar, wenn sie nicht gewollt sind, fällt dies schwer...
Ich möchte irgendwann Kinder haben, einfach weil dies aus meinem Innersten entspringt. Genau erklären kann ich diesen Wunsch nicht; das ist wohl wie der Wunsch zu heiraten: irgendwann weiss man einfach, dass es richtig ist - und da das bei mir bisher noch nicht der Fall war, warte ich eben, ob ich irgendwann mit diesem Wunsch aufwache oder heirate eben nicht.
Ich fände mein Leben sehr traurig und leer, wenn darin am Ende dieses Lebens "nur" Arbeit und Hobbies Platz gehabt hätten. Arbeit ist schön und gut, auch wichtig und inspirierend - aber für mich nicht alles im Leben. Wichtig sind für mich die Beziehungen im Leben, die Menschen, die man liebt und von denen man Liebe erfährt. Und die Beziehung zu den eigenen Kindern hat für mich noch einmal eine andere Qualität als zu Freunden oder Bekannten. Sie sind für mich ein Zeichen der Liebe innerhalb einer Beziehung. Es ist einfach ein Gefühl, das man nicht beschreiben, sondern nur fühlen kann. Das hat letztlich mit dem Sinn des Lebens zu tun und wo mensch diesen Sinn findet, ist unerheblich, solange er ihn
findet. Und urteilen kann man über den Lebenssinn eines anderen sowieso nicht, sondern allenfalls diesen Lebenssinn mit dem eigenen abgleichen und daraus Schlüsse oder Anregungen für den eigenen Lebenssinn mitnehmen.
Pussy