Zitat von **********itekt:
„Wahrnehmung von Promiskuität?
Wird in der heutigen gesellschaftlichen Meinung immer noch ein Unterschied gemacht, zwischen promisken Frauen und promisken Männern?
Weniger als früher, aber eher "zu Lasten" der Männer, bei denen im Kopfkino vieler Menschen der gedankliche Bogen vom selbstbewussten Mann, der seine Sexualität auslebt, über den Mann mit den unbeherrschten Trieben bis hin zum Triebverbrecher sehr schnell gebaut wird.
Ich beleuchte mal den heutigen Idealtypus des Mannes, wovon es verschiedene Modelle gibt, und
ich weiß nicht, wie zu all denen "Promiskuität" passen sollte:
Modell Erfolgs-Frank
Das ist der gut aussehende, sozial kompetente, aus eigener Intelligenz heraus erfolgreich und wohlhabend gewordene und finanziell abgesicherte Verständnishaber, der sich rührend um seine Familie kümmert, wach und lachend die Kinder am Wochenende zum Zoo kutschiert und wieder nach Hause zurückkehrt, um phänomenal zu kochen, aber beim Heimkommen seiner Frau noch liebevoll einen Schokohasen mitbringt - das Ganze frisch frisiert und mit gestreiftem Hemd und beigem Kaschmirpulli. Natürlich ökologisch bewusst, daher ist er mit den Kindern auch mit dem Fahrrad zum Zoo gefahren. Seiner Frau hat er einen Porsche Cayenne gekauft, damit sie die Kinder unter der Woche standesgemäß mit diesem Mutti-Trecker vor der Kita oder bei Pekip absetzen kann.
Modell Wurst-Ronny
Ronny mag alles, was heiß ist, nass, laut, oder raucht. Ein echter Kerl in Sport-Shorts und weißen Sneakers. Highlight der Sommerwochenenden ist das Grillen mit Nachbarn, Freunden, Kumpels und natürlich ihren Kumpelinen. Dafür haben sie auf dem tiefsten Lande diverse Grundstücke. Wenn Ronny gerade nicht grillt, macht er den Rasen, den er mit lauten Maschinen mäht oder vertikutiert. Er sägt mit lauten Sägen heldenhaft Äste von Bäumen, oder schleift irgendwelche Flächen mit den schönsten Geräten aus seiner Schleifmaschinensammlung ab. Bier gibt es am Wochenende permanent, und der Bauchumfang wird durch Mannschaftssport im Rahmen gehalten. Im Haus installiert er diverse übergroße Glotzen und Spielgeräte. Sein Beruf, in dem er recht ordentlich verdient, beinhaltet ebenfalls Lärm und Staub. Mit den Kindern befasst er sich hauptsächlich, indem er ihnen beibringt, wie man mit nassen, lauten oder rauchigen Sachen irgendetwas konstruiert; der Sohn wird natürlich auch einen entsprechenden Beruf erlernen; die Tochter wird am Empfang oder in der Buchhaltung sitzen. Denn sie will ja später mal einen Ronny heiraten, um abgesichert zu sein, und wenn herauskommt, dass sie besser grillen, abschleifen oder vertikutieren kann als der Kerl, den sie heiratet, dann wäre sie ja seine Konkurrenz. Und deshalb suchen die Handwerksmeister nach wie vor verzweifelt weibliche Lehrlinge.
Modell Beta-Ingo
Ingo ist Angestellter in der Mitte der Hierarchie. Er ist eigentlich zufrieden. Er hat sein Fach gelernt, kommt auch mit den Kolleginnen und Kollegen zurecht. Aber alles, was er je in seinem Leben getan hat, wird mit "mittel" beurteilt. Morgens fährt er zur Arbeit, abends kommt er nach Hause. Seine Arbeit erledigt er pflichtbewusst und gewissenhaft. Er ist Chef von zwei Mitarbeiterinnen, die ihn mögen, aber ab und an ausgleichen müssen, was der Chef nicht richtig gemacht hat. Fragt man ihn nach seinen Versicherungen und seinem Rentenstatus, weiß er die Antwort auswendig. Denn auch zu Hause hat er all die Unterlagen sauber abgeheftet. Seine Frau arbeitet halbtags. Wohnung und Kleiderschrank sehen so aus, wie man das eben macht. Seine Mutter hat ihm schon gesagt, dass man Frauen die Tür aufhält und ihnen nicht widerspricht, also macht er das so. Er vermisst seine Mutter, die in einer anderen Stadt lebt. Seine Frau weiß das. Sie telefoniert oft mit Ingos Mutter und tauscht mit ihr Tipps über Ingo aus. Danach weiß sie wieder, was sie von Ingo verlangen kann. Ingo hat ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen. Sie ist ja eine Frau und mehr wert als er, so wie seine Mutter. Denn sie hat seine Kinder geboren, so wie seine Mutter ihn geboren hat, wofür er ihr dankbar ist. Wenn sie also sagt, was er zu tun hat, macht er es mit einem schlechten Gewissen. Er lebt auf Bewährung, und wenn er nicht gehorcht, darf er sein Feierabendbier nicht trinken oder auch mal keinen Sex haben. Manchmal hat er versucht, zu widersprechen. Dann wurde ihm schlüssig dargelegt, weshalb er hinterhältig und gemein ist, warum er enttäuscht, und vielleicht sei er ja sogar gefährlich. Oder was mache er da so lange im Keller. Ingos Frau ist mit Frauen anderer Ingos befreundet. Auch dort werden Tipps ausgetauscht. Sie ist unzufrieden. Sie hätte lieber den Erfolgs-Frank abbekommen, aber der wollte sie nicht. Ingo ist zweite Wahl und dabei nicht die schlimmste Variante. Vielleicht wird es im nächsten Leben ein anderer.
Bitte fühlt Euch nicht durch diese Typisierungen dumm angemacht. Wir sind alle ein wenig Frank, Ronny und Ingo, und keiner ist es in Reinkultur. Und ich möchte die Namen an sich nicht abwerten und kenne auch Leute, die Frank, Ronny oder Ingo heißen und anders sind. Das sind eben bloß Assoziationen; stellt Euch vor, Ihr sollt einen Manfred oder eine Silke malen; irgendetwas würdet Ihr dann sicherlich auch mit dem Namen verbinden.
Diese Typen sind in ihrer Reinform jedenfalls allesamt
nicht in irgendeiner Weise mit dem Konzept "Promiskuität" in Einklang zu bringen.
Der Frank ist seiner Frau treu, weil er Papa ist und sonst der Porsche weg wäre.
Der Ronny darf es nicht, weil seine Frau Angst hat, dass er dann bei einer anderen bleibt. Ronny hat außer der Tatsache, dass er nun zufällig an seine Frau verteilt wurde, auch keinen Grund, weshalb er nicht mit einer anderen ins Bett sollte. Denn die Frauen dort in dem Ort sind alle einander so gleich wie die Ronnys untereinander. Auch die Frauen reden sich ihren jeweiligen Ronny schön, wozu sie Kleinigkeiten als Aufhänger suchen. Wenn ein anderer Ronny als der eigene mal rülpst, sagen sie schon, wie gut, dass ich mit meinem zusammen bin, der rülpst leiser und nie vor vier.
Und der Ingo darf erst Recht nicht, denn dann entfällt ja Druckpotential seiner Frau.
Wie viel Prozent der Männer sind Franks, Ronnys oder Ingos? Viele.
Es gibt allerdings Akzeptanz unter der Hand. Ich glaube, dass Promiskuität zwar stillschweigend akzeptiert wird - jede und jeder kennt wohl Männer und Frauen, bei denen offensichtliche Affären mit Berufskollegen und Karrieresprünge sich eher nicht ausschlossen, und zwar geschlechtsunabhängig. Bei allem Getuschel fallen die Einzelheiten aber dennoch überwiegend offiziell in die Kategorie "was ich schon immer nicht wissen wollte", und die Wahrheit bleibt eben hinter der vorgehaltenen Hand. Das offizielle Idealbild (eines der oberen) sollte zumindest bitte öffentlich erhalten bleiben.
Zu Guter Letzt eine Bemerkung zum hier auch angesprochenen Thema "christlich": Ohne die Details vertiefen zu wollen, sind christlich-religiöse Frauen nicht unbedingt asexueller als andere. Vor allem nicht im Rheinland.