*********_love:
Dieser „es gibt ja noch mehr als Sex“ Nummer, wenn man was nicht mag, die „Sex und Liebe gehören zusammen“ Nummer gegenüber zu stellen, wenn sich der Partner dann selbst um eine Lösung für sich bemüht, passt nicht.
Das sehe ich ähnlich.
Die Frage, welche Bedeutung Sexualiät hat ist immens wichtig. Und damit meine ich nicht die Priorisierung. Diese kommt in sehr vielen Posts in diesem Forum zum Ausdruck. Was ich seltenst lese ist, wie Sexualität verstanden wird. Beispiel: "Sexualität ist für mich ein bindungsstiftendes Ereignis." Oder "Sexualität ist Ausdruck meines Wesens." oder "In der Sexualität lebe ich meine Triebe aus."
Schwierig wird es dann, wenn Sexualität innerhalb der Beziehung unterschiedlich bewertet wird. Ist es für den einen Triebabfuhr und für den Anderen ein bindungsstiftender intimer Moment, wird letzterer sich dagegen wehren, das der Andere jene hochheilige bindungsstiftenden und intime Momente mit Anderen verlebt. Und das während der Partner gar nicht versteht, warum man sich so ziert, wenn es doch für ihn nur Triebabfuhr ist.
Beide Verständnisse und Interpretationen, so verschieden sie auch sind, sind gleichermaßen wertzuschätzen und auch gleichermaßen legitim und möglich. Nur zusammen in einer Beziehung existierend funktionieren sie nur in einer Monogamen oder einer polyamoren Struktur, nicht aber in einer monoamoren polygamen Struktur (Swinger).
Die monogame Struktur kann beiden Verständnissen gleichzeitig gerecht werden, weil für den "Heiligen" nichts nach draußen dringt. Ist der "Heilige" polyamor, geht es auch wieder gut, weil "Heiliges" auch außerhalb der Beziehung geschehen kann.
Bin ich monoamor, und mir wird die Polygame Art versucht zu verkaufen (Ist doch nur Triebabfuhr) wird es nicht gelingen. Denn für mich ist Sexualität heilig und die "fremdvögelei" des Partners fühlt sich wie ein Raubbau an der Beziehung und eine Entweihung an.
In diesem Fall wird eine Öffnung der Sexualität für Andere nicht gelingen.
Zuvor müsste eine Umdeutung der eigenen Beziehung stattfinden. Also was eine Beziehung bedeutet und wodurch sie sich definiert. Das ist schwierig. Derjenige, der Abenteuer mit Anderen anstrebt muss dem Anderen ein Dilemma verkaufen. Wenn er Sex mit Anderen haben will, scheint Sex ja wichtig zu sein. Warum soll die Beziehung nicht über dieses wichtige identifizieren? Deswegen kommt ja auch oft dieses "Genüge ich dir nicht" auf den Tisch. Zwangsläufig ist dies die Konsequenz, wenn etwas so wichtig ist, aber mit mir soll es unwichtig sein. Es ist so wichtig, das der andere es zusätzlich noch mit weiteren haben will. Aber gleichzeitig soll es so unwichtig sein, das man nicht seine Beziehung darüber definiert.
Sind die Beziehungsverständnisse so weit auseinander, wird eine Einigung schwerlich gelingen. Meißt läuft es auf eine Trennung hinaus, oder fremdgehen. wobei letzteres eine blöde Idee ist.
Fremdgehen hat keine Exit-Strategie (Man kann damit nie aufhören). Der Partner wird es aber nie tolerieren. Man startet eine Dynamik, die man nie afhalten kann, aber beim Bekanntwerden sofort zum Problem wird. Und das sind viele, viele Jahre, bis der eigene Sexualtrieb versiegt.
Ich halte so eine Konstellation für unlösbar, sie mündet ohne Flexibilität beider Partner in der Trennung. Wenn einer drängelt und der andere bremst ist das nichts entspanntes mehr.
Das Gleiche gilt übrigens für Neigungen. Auch Neigungen sind mit unserem Wertesystem gekoppelt.
Die eine ist mit Inbrunst eine Schlampe, eine Andere ekelt sich davor. "Was ist denn schon dabei?" ist nur für eine der beiden als Argumentation eine Option. Eine hoch masochistische Frau könnte man mit Zärtlichkeiten (bei gleichzeitigen ausbleiben von Schmerzen) echt quälen.
Es gibt keine Position, die erstrebenswert ist. Alle Positionen sind gleichermaßen wert. Es kommt also immer drauf an wer auf wen trifft. Und wie flexibel beide sind. Verfällt nur einer in eine Erwartungshaltung (Wieso darf ich das nicht, ist doch nichts dabei) wird eine Einigung nicht möglich sein, weil es dem Anderen aufnötigt sich zu der Position des anderen zu begeben. Idealerweise sollten sich dann beide bewegen können und sich in der Mitte treffen. Damit beide Positionen gewertschätzt werden.