provokant (aber diagnostisch völlig eindeutig)
Psssst! Geheimnis! Sex ist ein biochemisches Attraktionsgebiet des Attraktors Reproduktionsfähigkeit, sonst gar nichts. Nicht umsonst werden beim orgiastischen Sex Endorphine ausgeschüttet. Die Natur belohnt durch "einen kurzen Schuss", jedes Verhalten, das zur Arterhaltung führt (wie konnte Mutter Natur auch die Erfindung von Kondomen und Hormonpräparaten vorausahnen?).
Kurios, wenn auch nicht erstaunlich, dass Gängelung und Bewusstseinstrübung durch sexuelle Abhängigkeit gesellschaftlich akzeptiert und belohnt wird (Ehegattensplitting, Kindergeld, ...), der Gebrauch anderer angeblich "bewusstseinserweiternder" Substanzen aber fast durchgängig strengen Auflagen und Strafen unterliegt (Tabaksteuer, Branntweinsteuer, Betäubungsmittelgesetz). Nicht erstaunlich deshalb, weil sexuelle Abhängigkeit natürlich auch ein, wenn nicht gar DAS größte, Einnahmepotential für die damit verbundene Industrie und den davon profitierenden Staat darstellt, es aber zu üblen Revolten bei der Junkiecommunity (Stichwort: Romantikklitterer), vor allem aber zu erheblichsten wirtschaftlichen Verwerfungen käme, würde das Dealernetzwerk öffentlich aufgedeckt und bloßgestellt.
Religiöse Trachtenvereine, Autohersteller (erst Sportwagen, später Kombi), Wirkwarenhersteller (Stichwort: nur die), Hochzeitplaner, Gastronomie, Bierbrauer, Scheidungsanwälte, Vormundschaftsgerichte, Waisenhäuser, Pharmaindustrie (Stichwort: Antidepressiva, Viagra, Vaginaltabletten gegen Scheidenpilz), Psychotherapeuten, Gynäkologen, noch mehr: Urologen, Spamversender (enlarge your penis), Standesämter, Journalisten (St. Pauli-Magazin, Bild, Stern, bravo, Welt am Sonntag, FAZ), Scheidungsrichter, Kindergärtner, Schulen mit ihrer ganzen Angestelltencorona, Scharen von nicht berufstätigen Hausfrauen, kleinere Scharen von nebenberuflich weiter tätigen Hausmännern, man kann sie gar nicht alle aufzählen, aber sie alle leben von der körperlichen und seelischen Abhängigkeit der Menschen von Sexualität.
Ist es da ein Wunder, wenn zölibatär lebende Menschen (Ehegatten ab dem dritten Ausbildungsjahr, Astronauten, Singles in Grönland, Joyclubspanner, ja vereinzelt sogar Geistliche und Ordenspersonal) gesellschaftlich schlecht angesehen werden? Immerhin sabotieren diese Störenfriede ja den sorgsam ausbalancierten Konsumkreis, der zwischen Abhängigen und Dealern in jahrtausendelanger Kleinarbeit mühsam aufgebaut wurde! Diese Personen versuchen, sich persönliche Freiräume zu schaffen, die von der Gemeinschaft der Süchtigen gar nicht gerne gesehen werden.
Und stellt dann jemand tatsächlich einmal die Suchtgemeinschaft in Frage, versucht, die "folie a deux et trois, quattre, cinque, cent, mille, milion ..." als solche zu entlarven, sagt tatsächlich einmal "heute nicht Schatz, ich habe Kopfschmerzen", dann ist die Antwort der Abhängigen doch wohl so vorhersehbar, wie eindeutig: "Der impotente Schuft! Steinigt ihn!", "Die frigide Kuh! Ersäuft sie (zum Beispiel in Sperma)!".
Nicht anders muss also die Antwort auch hier lauten: Sex hat den größten Stellenwert im Leben, für die Beziehung, für den Staat, für die Arbeit, für alles. Oder, in Abwandlung der Känguruhslogans: "Ich ficke gern, für meinen Konzern", "In unserem Betrieb haben sich alle lieb".
Schlepp´ deinen Lebensabschnittsgefährten (der ist nur krank) zum Therapeuten, der biegt das schon wieder hin! Und deinen regelmäßigen Schuss musst du dir bis dahin einfach auf dem Schwarzmarkt besorgen, notfalls kaufst du dir einfach einen neuen LAG. Was du aber auf keinen Fall tun solltest: eine Entziehungskur machen oder gar darüber nachdenken, wie sich das Leben ohne Sex und die Abhängigkeiten davon anfühlen könnte - das wäre kontraproduktiv für die gesamte Weltwirtschaft.