Ich finde das insgesamt eine enorm spannende Frage - und ich glaube dass die Zusammenhänge da sehr komplex sind. Zum Einen bedürfen Sinne des Trainings um ihre volle Leistungsfähigkeit zu entfalten - und zum Training gehören natürlich auch die geeigneten Trainingsmittel.
Vergleicht man das beispielsweise mit dem Geschmackssinn, der ja eng mit dem Geruchssinn gekoppelt ist, kann man denke ich Parallelen feststellen. Babys bevorzugen nahezu ausschließlich süße Geschmacksrichtungen - ein Schutzmechanismus der sie davor bewahrt, nicht geeignete Substanzen zu essen bevor sie einigermaßen in der Lage sind sie zu unterscheiden. Der Genuss anderer Geschmacksrichtungen kommt aber auch nicht ganz von allein sondern muss nach und nach gelernt werden.
Eine 'Kalibrierung' wenn man so will mit übertypisierten Geschmacksstoffen wie künstliche Aromen sie häufig darstellen - oder auch Geschmacksverstärker - können dazu führen dass natürliche Geschmacksstoffe nicht mehr angemessen wahrgenommen werden. Dazu gab es ja bereits zahlreiche populärwissenschaftliche Versuche bei denen Menschen bei ungekennzeichneten Lebensmitteln die natürlichen herausschmecken sollten - die Mehrheit scheitert daran meist.
Mit Gerüchen dürfte das nicht so viel anders sein. Ich erinnere mich dass in meiner frühen Teenagerzeit Guhl Pfirsichshampoo auf den Markt kam und ich davon völlig hin und weg war - ich habe einen wesentlichen Teil meines Taschengeldes darauf verwendet, dieses Zeug zu kaufen. Dabei war ich zu dieser Zeit ganz sicher nicht so stark beeinflusst durch Kunstaromen, die waren zu der Zeit ja noch längst nicht so verbreitet. Mittlerweile würde ich dieses Shampoo schon lange als körperliche Attacke wahrnehmen ...
Dazu kommt, dass Gerüche sehr stark mit Tabus aufgeladen sind. Vermutlich gibt es da durchaus eine natürliche Komponente da manche Gerüche wie bereits erwähnt Anzeichen von Krankheiten darstellen können und ein Warnhinweis sind, sich von dieser Person fernzuhalten.
Ich vermute in diesem Fall aber mal den ungünstigen Einfluss von Werbestrategien die diese Scheu aufgegriffen und in eine diffuse Scham vor jeglichem natürlichen Geruch umgewandelt haben - es geht ja nicht zuletzt um ein ganz erhebliches Geschäftsvolumen dabei.
Schlussendlich kommt ja noch der Faktor hinzu, dass der Individualgeruch eines anderen bei Säugetieren vielfältige Zwecke erfüllt, nicht zuletzt den, einen geeigneten Partner zu finden was die Fortpflanzung angeht. Es ist also normal und von der Natur her beabsichtigt dass nicht jeder Geruch gleich einladend auf uns wirkt - mit Gestank hat das dann erst mal gar nichts weiter zu tun.