Welche Wege führen hinaus...
Du schreibst, du hast schon "alles" versucht und du hast die Einsicht gewonnen, die Situation wird sich nicht mehr ändern.
Das ist wahrscheinlich richtig.
Wolf Biermann dichtete einst richtig:
"
Wartest du auf beßre Zeiten
Wartest du mit deinem Mut
Gleich dem Tor, der Tag für Tag
An des Flusses Ufer wartet
Bis die Wasser abgeflossen
Die doch ewig fließen..."
Ich kenne dieses Gefühl!
Ich lebte 22 Jahre mit einem Mann zusammen, dessen Zuneigung zu mir stetig abnahm. Die einzige Zuneigungsbekundung war ein Kuss auf die Wange und zweimal Streicheln mit zweimaligem Klopfen auf dem Arm.
Sex gab es bei uns über zwei Jahre nicht mehr.
Wir haben viel geredet. Er lehnte aber alle Vorschläge ab. Immer war irgend etwas "schuld", dass er sich mir nicht (mehr) nähern könne. Mal war es die Arbeit, der Stress, der Chef, die Situation, ...etc...irgendwas war immer. Ich solle warten. Ich wartete. Es änderte sich nicht.
Ich sehnte mich. Ich wurde irgendwie "unsichtbar".
Dann nahm ich meinen Mut zusammen und erklärte meinem Ex-Mann, dass ich auch Bedürfnisse habe, das ich Zärtlichkeiten bräuch(t)e...Gern würde ich das mit ihm zusammen erleben. Ich habe lange Rücksicht auf seine Un-Lust genommen, nun müsse er auch meiner Lust eingehen.
Er fragte, was denn passieren würde, wenn er das nicht täte und ich erklärte, dass ich mir dann eine "andere Möglichkeit" suchen müsse.
"Was denn?", fragte er.
"Weiß nicht...vielleicht eine Affäire...ein anderer Mann...und wenn sich nichts findet, gehe ich halt in einen Swinger-Club!"
Er starrte mich gleichgültig an und sagte:"Dann mach doch!"
Ich machte. Ich hatte erstmals nach den ganzen Jahren mit einem Mann geflirtet und begann mit ihm eine Affaire. Plötzlich wurde ich wieder wahr genommen. Als Frau angesehen und fühlte mich...attraktiv.
Tatsächlich hatte ich die Hoffnung, dass mein neues Körpergefühl auch meinem Mann auffallen würde und wir vielleicht neuen Wind in unsere Ehe bekommen könnten. Er merkte gar nichts.
Ich beendete die Affaire, weil ich einfach nur zwei Parallel-Leben führte, die sich nicht berührten. Das war nicht, was ich wollte.
Als ich mich ein Jahr später in den Wolf verliebte und meinem Mann verließ, fiel der aus allen Wolken und behauptete, ich habe ihn aus einer "intakten Ehe" verlassen.
Ich habe den Absprung nicht bereut. Manchmal muss mensch nicht lebenslänglich einen Zustand aushalten, der einen nicht glücklich macht. Jeder Mensch hat ein Recht auf Glück.
Ich bin sehr glücklich mit meinem Wolf.
Jetzt seit 11 Jahren.
Mein Ex-Mann hat mir bei der Scheidung gestanden, dass er mich nicht attraktiv und sexuell anziehend gefunden habe (das war also der Grund- warum hat ER sich dann nicht getrennt?)
Er ist inzwischen wieder verheiratet.
Also war die Entscheidung doch richtig!
LG
Cat