Die Erregung und auch der Höhepunkt beim Sex sind im Endeffekt Glücksbotenstoffe, mit denen Dich Dein Gehirn dafür belohnt, dass Du Dich fortpflanzen willst. Biologisch ist Dein Gehirn darauf eingestellt, Dich vor allem für neue Erfahrungen zu belohnen und die Belohnungen für zeitnah wiederholte, ähnliche Erlebnisse immer weiter zu reduzieren. Dieser Mechanismus treibt Menschen voran, gibt ihnen einen Grund Neues zu probieren und Erfahrungen zu Sammeln, zu wachsen und Entdeckungen zu machen – eine wichtige Grundlage für Fortschritt und kulturelle Evolution.
Selbst wenn Du an Dein absolutes Lieblingsereicht denkst, isst Du es wohl kaum jeden Tag zu Frühstück, Mittag- und Abendessen. Wieso nicht? Mit jeder zeitnahen Wiederholung verliert es etwas an Genussqualität, bis man es irgendwann erstmal eine ganze Weile nicht mehr sehen kann, bis es wieder so schmeckt wie beim ersten Mal. Sex ist da durchaus vergleichbar – wenn Du immer nur auf dieselbe Weise mit einer Frau schlafen würdest, wäre es Dir wahrscheinlich schon nach einigen Malen erstmal für einige Tage genug. Paare die aufgrund von Scham oder einer seltsamen Sexualmoral nur in der Variante „Licht-Aus, wenig Leidenschaft, Missionarsstellung“ Sex haben können, sind dann wohl am häufigsten die Paare, die es irgendwann einfach ganz lassen, weil es so irgendwann völlig den Reiz verloren hat.
Da man aber schon zu zweit auf hunderte und mehr Varianten Sex haben, von leidenschaftlich-wild über total verschmust-kuschelig, mit Spielzeugen oder Rollenspielen, in allen erdenklichen Stellungen und an allen möglichen und unmöglichen Orten, verliert man auch in einer Partnerschaft eigentlich nie die Lust daran, genauso wenig wie man generell die Lust auf Essen verliert, nur eben für eine Weile an einem bestimmten Gericht.
Je mehr verschiedene Arten Dir und Deiner Partnerin beim Sex gefallen, umso weniger wirst Du ein Nachlassen der Lust verspüren. Je weniger Abwechslung ihr durch den Variantenreichtum habt, umso eher wirst Du den Wunsch nach Abwechslung durch eine andere Partnerin verspüren. Natürlich ist als Mann auch die Natur gegen Dich, da es rein evolutionär sinnvoll ist, dass sich ein Mann versucht mit so vielen verschiedenen Partnerinnen wie möglich fortzupflanzen und das irgendwo beim einen mehr, beim anderen weniger auch noch im Hirn steckt - auch wenn es im Normalfall heutzutage ja gar nicht primär um die Fortpflanzung beim Sex geht.
Bei uns ist auf jeden Fall nach 10 Jahren Zusammenleben immer noch die tägliche Lust aufeinander da. Das mag manchmal zu nicht „mehr“ als dem engen aneinander kuscheln und dem Austausch einiger Streicheleinheiten und Küsse beim Schlafen gehen führen, aber eine Abnahme der Lust aufeinander können wir nicht verzeichnen. Durch den immer vertrauensvolleren und offeneren Umgang miteinander, hat auch das Sexualleben immer wieder mal eine neue Facette gewonnen, hat man immer wieder auch mal etwas völlig neues probiert und ist zusammen mit der Beziehung gewachsen und so auch vielseitig genug geworden, um jeden Tag das körperliche Miteinander zu genießen.