Das ist mal ein spannendes und zugleich schwieriges Thema.
Verändert sich das Werk eines Künstlers dadurch, dass er moralisch verwerfliche u/o strafbare Taten begangen hat?
Klare Antwort: Jein.
An sich ändert sich das Geschaffene nicht. Ein Bild, eine Komposition, ein Buch etca bleiben gleich, egal was der Schöpfer tat oder tut.
Aber im Auge des Betrachters kann sich das Werk ändern.
Leonardo da Vinci malte die Mona Lisa.
Wie würde sich dieses Bild im Auge des Betrachters ändern, wenn man wüsste das da Vinci eine Frau malte, die er zugleich als Gefangene hielt und sie regelmäßig vergewaltigte?
Das Bild bleibt unvergleichlich, wunderschön, faszinierend.
Mich würde es vor allem traurig stimmen in Angesicht der Untaten des Malers. Ich könnte mich am Bild nicht mehr erfreuen.
Hätte ich die Mittel und Möglichkeit es zu kaufen, würde ich es tun, wenn ich das über da Vinci wüsste? Wenn ich das über die abgebildete Frau wüsste?
Wohl kaum, ich kann es mir nicht vorstellen.
In diesem Zusammenhang muss ich immer auch an die Päderastie denken. Gesellschaftlich geachtet, moralisch einwandfrei zu einstigen Zeiten.
Und dennoch kann ich über Aussagen mancher Philosophen nicht unbefangen nachdenken.
Es bleibt im Hinterkopf wer diese Aussagen traf, was ich zu dessen Leben weiß.
Bill Cosby:
In meiner späten Kindheit wurde die Cosby Show gerne im Familienkreis geschaut. Bis meine Mutter sagte, dass sie gelesen hat, dass Cosby im echten Leben mehr Familientyrann denn guter Ehemann & Vater sei.
Anlässlich dieses Themas wollte ich das nachlesen, aber im Schatten aktuellerer Vorwürfe fand ich nichts dazu.
Wir schauten die Sendung nicht mehr, denn sie wirkte wie eine Verhöhnung dessen, was sie zeigte.
Einen Schauspieler, dem Vergewaltigung nachgewiesen wurde, den möchte ich nicht mehr in einem Liebesfilm sehen. Seine Schauspielkunst könnte noch so großartig sein, der Film an sich noch so gut - die Stimmung wäre dahin.
Ist das Kunst, oder kann das weg?
Die Gesellschaftsfrage
Jeder einzelne sollte für sich selbst entscheiden können.
Ein Werk, welches nicht im Zuge einer Straftat entstand, darf meines Erachtens nicht verbannt werden.
Filmindustrie
Es geht um Geld und wo es um Geld geht, geht es auch um Macht und deren Missbrauch.
Einen Hauptakteur aus einer Produktion abzuziehen, weil schwere Vorwürfe gegen ihn erhoben wurden, ist verständlich.
Stellen sich die Vorwürfe als haltlos heraus, dann war es trotzdem okay, schließlich wollte man die Produktion nicht gefährden.
Bestätigen sich die Vorwürfe, dann hat man ohnehin das richtige getan.
Darf man nun aus moralischer Sicht diese Werke ansehen und somit finanziell die Beteiligten unterstützen, wenn man weiß oder ahnt welche Machenschaften im Gange sind?
Aber sicher. Ein Film ist ein Gesamtwerk vieler Beteiligten.
Verbannt man einen Film, weil sich der Produzent oder einer der Hauptdarsteller als Straftäter herausstellen, dann verbannt man auch das Werk aller anderen Mitwirkenden.
Man straft damit das Kollektiv.
Das mag sinnvoll und reizvoll erscheinen, es zeigt auch durchaus Wirkung.
Aber schlägt man diesen Weg ein, dann nimmt man die Bestrafung Unschuldiger in Kauf. Und dieser Weg sollte tunlichst vermieden werden, er endet dort wo (hoffentlich) keiner von uns hinwill.