Shitstorm? Wo?
Ich sehe hier auch keinen "shitstorm" ... sehr wohl aber die unterschiedlichen Herangehensweisen der Darstellung / Sicht der Dinge / Positionen in der Kommentierung der Messe ... zum einen die der Messestandinhaber / Aussteller, zum anderen die der Besucher der Messe und da auch nochmal differenziert, die der Besucher mit VIP-Karten und ohne VIP-Karten sowie Besucher der "Passion Night".Der Besuch der Messe (ohne den VIP-Bereich) hat sich gelohnt ... die Anzahl an Ausstellern war überraschend hoch und die ausgestellten Produkte wurden gleichbleibend gut in Szene gesetzt sowie mit allerlei guten Gesprächen begleitet.
Auffallend allerdings auch hier, das der Norden recht unterrepräsentiert war und man für vielerlei schöne Dinge sich dann doch gen Süden oder über die Grenze nach Holland auf den Weg machen muss. Insofern ist es doch sehr erfreulich, das keiner der Aussteller sich gescheut hat, den weiten Weg hierher zu uns in den Norden zu finden.
Hierfür gebührt auch dem Veranstalter durchaus Lob, das er es in dieser Form möglich gemacht hat und so auch ein Wettbewerb zur BoundCon in München in Zukunft vorstellbar ist. Allerdings bedarf es hier noch einiger Anstrengungen im Bereich VIP-Besucher und Planung/Gestaltung der Messe.
Ich selbst zählte mich zu den Besuchern der Messe mit VIP-Karte ... mit Zutritt in
Zitat Veranstalter: ... eine VIP-Area für den besonderen Messe-Genuss. Mit einem All You Can Eat Buffet und sieben Spielzimmern, die von den VIP-Besuchern auch tagsüber genutzt werden können. Und mit Blick auf die Showbühne, einer Herren-Lounge zum Chillen und Zugang zur Cocktailbar.
Nun ist der Begriff "VIP-Area" oder der "besondere Messe-Genuss" und ein "All You Can Eat Buffet" sicherlich eine individuelle Auslegungssache, dennoch gibt es auch hier Grundlegendes in der Definition.
VIP-Area ist der Bereich, in dem Gästen besondere Privilegien gewährt oder Bedeutung beigemessen wird ... dafür zahlen die Gäste entweder mit ihrem "guten Namen" (Bekanntheits-/Promistatus) oder aber einen besonderen Preis, in diesem Fall auf der "Passion" für Freitag und Samstag jeweils 65,00€ und am Sonntag 40,00€ (Eintritt incl. VIP-Status, limitiert)
Besondere Privilegien laut Veranstalter sollten in diesem Bereich also (wie oben vom Veranstalter beworben) ein "All You Can Eat Buffet" mit Blick auf die Showbühne ("ganz nah dran"), 7 Spielzimmer ("gut ausgestattet") und Chillen in der Herren-Lounge sowie der Zugang zur Cocktail-Bar sein.
Ich habe eine langjährige Erfahrung im Veranstaltungsbereich großer Veranstaltungen (Sport-, Show- und Musikveranstaltungen) und mein subjektiver Eindruck über diese besonderen "Privilegien" ist:
- Zutritt zu VIP-Area - Zugangskontrolle anhand eines Wrist-Bandes (silber). Zugangskontrolle mangelhaft, da keine sichtbare Abtrennung durch Stellen von Abtrennwänden mit VIP-Lounge Beschriftung oder durch Abgrenzungszugbänder, so dass dieser Bereich sichtbar von der normalen Messekantine abgetrennt worden und kein Einblick in diesen Sektor von dort möglich gewesen wäre. Zugangskontrolle auch deshalb mangelhaft, weil der Mitarbeiter hier offensichtlich schlecht eingewiesen worden war darüber, wer zutrittsberechtigt ist und zudem dort gut 8 Stunden alleine, ohne Unterstützung, einen nicht durch Verengungen (wie bei Konzerten z.B.) abgesicherten Bereich kontrollieren sollte. Dieser Mitarbeiter ließ anfangs nur Ausstellerausweisinhaber und Besucher mit silbernem Wrist-Band in den VIP-Bereich, mit zunehmender Besucherzahl kamen dann aber auch Besucher mit rotem, blauen und schwarzem Wrist-Band in den Genuss des Zutritts. Jeder, der diesen Mitarbeiter in eine Diskussion über Zutritt verwickelte, sorgte gleichfalls dafür, das an ihm vorbei andere Besucher Zutritt erhielten. Zugangskontrolle ferner mangelhaft, weil auch für den normalen Besucher nicht durch Aushang erkennbar war, wer hier nun Zutritt hat (damit wären Diskussionen im Vorfeld ausgeräumt worden). Zwischenzeitlich verschwand dieser Mitarbeiter auch mal von seinem Posten (meist um selbst am Buffet teilzunehmen) und Aussteller übernahmen seinen Part, mit dem Ergebnis, das dann überhaupt keine Zugangskontrolle stattfand. Die Regelung "Premium Paket Aussteller" (neben 5 zusätzlichen Ausstellerausweisen und 10 Besuchereintrittskarten für Kundeneinladungen auch den täglichen Zugang zur VIP-Area mit Buffetteilnahme für 1 Person) wurde bzw. konnte ebenfalls nicht entsprechend durchsetzbar kontrolliert werden, so dass es zu diversem wiederholten "Einschleusen" von normalen Besuchern in diesen Bereich kam.
- VIP-Area - Eine VIP-Area, die der Bedeutung VIP gerecht geworden wäre, war nicht erkennbar. Im Charme eines Camping-Platzes ohne besondere Deko, auf kaltem PVC-Boden, mit einer Allerweltsbestuhlung und Kantinenflair. Diesen Bereich teilten sich die Gäste mit den Models für diverse Vorführungen, die sich in diesem Bereich umzogen und gestylt wurden. Ebenso versperrte der Tontechniker und der Moderator die Sicht auf die Showbühne, neben all den Gästen, die sich nicht von ihren Tischplätzen die Show ansehen wollten, sondern sich dann auch noch den Blick auf die Bühne verstellend stehend vor den sitzenden VIP-Gästen aufhielten ... getreu dem Motto "Ich habe dafür bezahlt, ich darf das." Hier ist durch entsprechende Vorplanung auch in Bezug auf die Lage der Bühne sehr vieles an Potential verschenkt worden. Jeder Besucher, der den normalen Preis von 15,00€ bezahlt hatte, konnte besser auf die Bühne blicken, wie der VIP-Besucher, zumal dort auch mehr an Bestuhlung zur Verfügung stand. Den exklusiven Zugang zur Cocktail-Bar gab es auch nicht nur für den VIP-Besucher, vielmehr hatte auch der normal zahlende Besucher hier Zugang und konnte mit dem Erwerb von 1 Flasche Wein/Sekt sich den Zutritt in den VIP-Bereich "erpressen" ... schließlich hatte man ja dafür teuer bezahlt.
- All You Can Eat Buffet - Das Büffet bestand aus einem kalten Teil (Cole Slaw, Hühnersalat, Gurkensalat, Feta, Fleischbällchen, Peperoni, Tomate-Mozzarella, Weißbrot-/Baguette-Scheiben), einem warmen Teil (Thai-Curry mit Reis, Nudeln mit Hackfleischtomatensoße, Gemüsepfanne und Wraps), einem Dessert (Braune Schoko-Mousse, Weiße Schoko-Mousse, Himbeer-Mousse, Fruchtsalat, Donuts und Muffins) und dem Getränketeil (Selter, Apfelschorle und Kaffee). Alles in allem ein stinknormales Backstage-Catering (Convenience-Food), das der Erwartung an einen VIP-Bereich nicht gerecht wurde, zumal in den kleinen Desserts u.a. Plastik- und Glasteile verarbeitet wurden, die den Genuss doch arg einschränkten (auch wenn es vielleicht den einen oder anderen Fakir oder Fan von Verletzungen unter den Konsumenten geben mag ).
- 7 Spielzimmer - Auch hier wurde sehr viel Potential verschenkt, da die beworbene mögliche ganztägige "Spielzeit" überhaupt nicht nutzbar war. Ständige Besuche von Sponsoren in den Zimmern machten diese Exklusivität, neben der Atmosphäre eines Taubenschlags durch das dauerhafte Betreten der Area von Caterer und Rauchern, zunichte.
- Moderation/Präsentation der Shows - Hier fiel mir auf, das der Moderator oftmals nicht auf dem Laufenden war und das das Line-Up mit heißer Nadel gestrickt war ... viel zu häufig musste improvisiert werden und ein Teil der Shows fiel unkommentiert aus. Hier fehlte mir persönlich eine gewisse Professionalität, die sich auch bei der Licht- und Tontechnik nicht zeigte. Viele Beiträge waren zu laut bzw. übersteuert.
- Fazit: Der Besuch der Messe hat sich gelohnt, der Kauf der VIP-Karte nicht, da das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht gestimmt hat und durch die beschriebenen Versäumnisse des Veranstalters bei der Planung und Durchführung des VIP-Bereichs nicht gerechtfertigt war. Hier gibt es für die nächste "Passion" enormen Nachbesserungsbedarf, der auch durch eine Kooperation mit einem entsprechenden Event- und Sicherheitsdienstleister über den eigentlichen Messeöffnungstermin am Tage hinaus, auch durch Mehrwertleistungen wie Nachtbewachung, Einhaltung/Überwachung des Fotografierverbots sowie Einlass- und Kontrolldienste erreicht werden könnte.