Ohne Worte - jenseits von Illusionen
Erstaunlich wäre es nicht, wenn Fantasien, die nicht umgesetzt werden, etwas von Idealen oder Perfektion habe oder eben schwer oder gar nicht zu erreichende Dinge beinhalten. Womöglich wird der Geist aktiv oder setzt auf etwas ohnehin Schönes noch einen drauf.
Mich begleitet da eine "Phantasie", die vielleicht in die andere Richtung geht. Der Gedanke, mich einer Frau anzunähern, ohne dass ein Wort gesprochen wird und ohne dass wir jemals die Stimme des Gegenübers gehört haben, macht mich extrem neugierig. Freilich identifizieren sich Personen im Alltag mit ihrer Persönlichkeit, entwerfen sich und wollen nichts lieber, als verstanden werden. Dahinter steckt der Verstand als Dirigent und Produzent einer Unwirklichkeit, in der sich jene tatsächlich mit jener Person identifizieren, für die sich halten.
In meiner Phantasie ist jener Verstand freilich weiterhin präsent, tritt allerdings an Einflussmöglichkeiten begrenzt in den Hintergrund. Der nonverbale Austausch gewinnt Raum - ein Blick allein müsste eine unbeschreibliche Erregung mit sich bringen. Zwei Münder, die wortlos geblieben sind und es auch bleiben, tauschen sich aus. Schließlich ist Atem zu hören, der immer lauter wird. Vielleicht wird die Welt wieder kleiner, entpuppt sich als Traum oder jene beiden sich aus der Persönlichkeit entpuppenden Menschen werden größer. Jegliche Illusionen bleiben in diesem Augenblick draußen und die Sexualität und Erotik, die sich von ganz alleine entfaltet, wird ...
.. irgendwann gehen wir auseinander und lassen das Erleben nachklingen, haben bis dato immer noch die Stimme der/s anderen nicht gehört.
Wenn wir dann erneut aufeinander treffen, haben wir uns viel zu sagen, unsere Bezogenheit ist nicht auf warmer Luft gebaut oder wir machen wortlos da weiter, wo wir aufgehört haben.
Leben wäre einiges mehr, als die übliche Fremd- und Selbsttäuschung.