Du studierst doch. Lernt man da nicht auch andere Leute kennen? KommilitonInnen? Sitzt man da nicht mit anderen StudentInnen zusammen im Hörsaal, im Seminarraum, in der Bibliothek?
Oder studiert man heutzutage nicht mehr so? Redet da keiner mehr mit keinem? Kommt da jeder schweigend hin, hört sich die Vorlesung an und geht dann genauso schweigend wieder weg? Steht man da nicht mal zum Rauchen oder Quatschen zusammen? Sitzt man da nicht mehr gemeinsam mit anderen in der Mensa oder im Studentencafé?
Versteh ich gar nicht.
Na, vielleicht ist das im heutigen Smartphone-Zeitalter alles ganz anders. Vielleicht guckt da jeder nur noch auf sein Metallgerät und nimmt rechts und links nichts mehr wahr.
Als ich angefangen habe zu studieren (1987), lief das alles noch anders:
Wir wohnten im Studentenwohnheim, in 4-Mann-Zimmern.
Da blieb es nicht aus, dass man mit anderen in Kontakt kam. Wir trafen uns mal bei denen, mal bei jenen im Zimmer, saßen abends zusammen, quatschen, spielten Gitarre, trafen uns im Studentenclub im Wohnheim zum Doppelkopfspielen und trinken, kochten zusammen in der Gemeinschaftsküche. Auf der Etage gab es einen Billiardtisch; da trafen wir uns auch oft zum Spielen. Wir hatten noch Seminargruppen und feste Stundenpläne. Zu Beginn des Studiums gab es noch den in der DDR üblichen Ernteeinsatz. Man war also irgendwie ständig mit den anderen aus dem Studienjahrgang zusammen. Man ging in kleinen Grüppchen zusammen zum Studentenfasching oder zur Studentendisco in den großen Studentenclub. So bildeten sich Freundschaften, Gemeinschaften, auch Pärchen (sogar mit späterer Heirat).
Heute gibt es zwar keine Seminargruppen und festen Stundenpläne mehr (das wurde auch bei uns bald nach der Wende alles abgeschafft), Studentenwohnheime gibt es sicher auch kaum noch, dafür WGs oder jeder wohnt für sich alleine.
Alles ist individualisiert und anonymisiert, dennoch kann ich mir nicht vorstellen, dass man im Studium nicht mit anderen in Kontakt kommt, nicht mit anderen spricht, und dass sich da keine Liebschaften und Beziehungen entwickeln.
Gut, ich gebe zu, ich hatte im Studium auch keinen Freund aus der Kommilitonenschaft, da ich mich immer in die Falschen verliebt habe, die nicht in mich verliebt waren. Aber so schwer dürfte es doch nicht sein. Zumindest konnte ich mit anderen weggehen und dann in Discos Jungs kennen lernen.
Einmal bin ich auch alleine in eine Disco gegangen (obwohl ich schüchtern bin und das nicht meine Art ist) und mir hatte dort jemand gefallen. Also bin ich das nächste Mal wieder da hin und habe mit ihm durch Blickkontakt geflirtet, bis er mich angesprochen hat.
Wohnst du denn alleine? Keine WG? Was machst du an der Uni und nach den Vorlesungen? Gibt es da gemeinsame Aktivitäten? Redest du mit anderen StudentInnen? Ist da keine dabei, die dich interessiert und die sich auch für dich interessiert?
Ich fand es gerade in dieser Zeit (Teenager, Anfang 20, Studium) sehr leicht, Kontakte zu knüpfen und mit anderen ins Gespräch zu kommen. Und Sex zu bekommen ist da eigentlich nicht so schwer, wenn man es will. Wenn ich es gewollt hätte, hätte ich da mit so manchem im Bett landen können.