Fiktion
Markus kommt von der Arbeit. Den Kleinwagen parkt er auf der Straße, damit seine Frau nachher in der Einfahrt halten kann.
Es ist früher Nachmittag und Markus putzt im Haus schnell die Reste des Frühstücks weg, danach noch schnell Bad und Toilette gewischt. Er geht früh aus dem Haus, denn seine Schicht in der Altenpflege beginnt um sechs Uhr morgens. Frau und Kinder stehen dann gerade auf, und nie schaffen sie es, das Haus wirklich aufgeräumt zu verlassen, Frauen haben da irgendwie keinen Blick dafür.
Das macht Markus aber nichts aus, ist ja schnell gemacht und seine Frau hat ja auch lauter anderes im Kopf.
Sie fand es auch gut, dass er wieder arbeiten wollte, als die jüngste Tochter in der Schule war.
Natürlich wollte Markus seine Familie nicht vernachlässigen, darum ist er froh dass er seine 30 Stunden meist in der Frühschicht ableisten kann. Auf dem Heimweg kauft er ein und kann dann frisches und gesundes Essen auf den Tisch bringen.
Heute bereitet er etwas vor, was Eva-Lena nur noch aufzuwärmen braucht, denn er ist heute Nachmittag verabredet. In einer Stunde kommen sein Bruder und sein Schwiegervater. Markus Bruder ist Orchestermusiker und leider arbeitslos. Er selbst behauptet, die Orchester würden bevorzugt Frauen einstellen, insgeheim glaubt Markus das auch, aber er weiß, dass Eva-Lena und ihr Vater darüber nur lachen würden. Hochprofessionelle Dirigentinnen stellen doch nach Können und nicht nach Nase ein, sagen sie dann und schauen Markus Bruder so an, als müsse er sich einfach ein wenig mehr anstrengen, damit es klappt.
Heute wollen sie gemeinsam zur Kleiderkammer des Flüchtlingsheimes, Schwiegervater will sich jetzt als Rentner ehrenamtlich engagieren und Markus Bruder sucht auch nach einer sinnvollen Beschäftigung. Zu Markus meinten sie, er hätte doch eh jeden Nachmittag frei und vielleicht würde es ihm auch guttun, mal nicht nur für die Familie dazusein.
Noch kocht Markus und schreibt seiner Frau eine SMS mit ein paar Sachen, die er einzukaufen vergessen hat. Das kann sie mitbringen, bevor sie zum Hort fährt und die Kinder abholt. Sie haben es so geplant, das Eva-Lena an drei Tagen in der Woche die Kinder holt, wenn sie es denn schafft, denn oft muss sie länger im Büro bleiben.
Mittlerweile zieht Markus sich um, er zieht die langen spitzen Schuhe an, vielleicht ein wenig unbequem, aber sehr elegant. Bei manchen Männern sieht es hölzern und albern aus, wenn sie solche Schuhe tragen, aber Markus hat damit schon in der Jugend angefangen und sein Gang ist auch in diesen Schuhen kraftvoll und beschwingt.
Bis Die beiden anderen Männer kommen, blättert er noch in der 'Sebastian'. Über diese Zeitschrift macht er zwar selber Witzchen, denn sehr tiefsinnig ist sie nicht, aber es stehen ausführliche Sportberichte darin, ein Thema, dass in den seriösen Zeitungen höchstens eine Seite in der Wochenendbeilage hat. Und auch Männerthemen, über die Männer untereinander gar nicht reden. Zum Beispiel scheint es normal zu sein, wenn man nicht immer 'kann'. Das beruhigt ihn, auch wenn Eva-Lena meint, dass es in seinem Alter noch nicht vorkommen sollte.
...
Das ist eine Geschichte.
Markus ist nicht benachteiligt.