Ich erlebe in meinem Bekanntenkreis eine besorgniserregende Kompromisslosigkeit, wenn es um das Thema Treue und sexuelle Treue geht.
Ich erlebe da teilweise Monogamiefans, die sagen :"nee, ist mit mir nicht zu machen und wenn mein Partner fremdginge, dann verlasse ich den"
Aber andererseits ist das Verlangen nach Ehrlichkeit sehr groß, aber gerade das wird dann einfach so ausgeklammert und so getan, als ob es eine Selbstverständlichkeit wäre, dass der Partner gefälligst das gleiche darüber zu denken hat?
So einfach machen es sich so manche Monogamiefans, doch so einfach ist das ganze eben nicht.
Das Tabuisieren von dem Wunsch, sexuellen Kontakt zu anderen zu haben, wird auch gefördert durch jene, die sich auf diese Kompromisslosigkeit einlassen und sich nicht trauen, offen zu sagen, dass sie das aber anders sehen.
Ich habe die Haltung, dass Beziehungen sich entwickeln und es nichts bringt, krampfhaft an Einstellungen festzuhalten, bei denen
möglicherweise eine beträchtliche Veränderung in einer Beziehung eintreten könnte.
Und ein kompromissloses Verhalten trägt dem Umstand, dass sich auch bei dem Partner Einstellungen ändern können, eben nicht Rechnung.
Eine solche Beziehung würde mich unglücklich machen und daher mache ich auch keinen Hehl daraus, das meine Partnerin wissen sollte, wie ich gestrickt bin. Und sie weiß es auch. Sie ist auch bei Joy und ich habe auch keine Lust auf Verstecken spielen.
Das heißt nicht, dass ich einfach sage :"Du weißt, wie ich bin , also musst Du damit fertig werden", sondern damit meine ich, dass ich eine Person bin, die unter Beziehung auch gemeinsame Entwicklung versteht und das bedeutet auch für mich, mir an zu hören, was in meiner Partnerin vorgeht, damit ich sie verstehen kann.
Und auch andersrum möchte ich das so. Ich möchte Kommunikation und ggf. Kompromisse. Nur so kann für mich eine Beziehung funktionieren.
Das ist ein recht hoher Anspruch, aber ich sehe nicht ein, mich einfach erpressen zu lassen, nur weil meine Partnerin sich nicht traut, über ihre Ängste und Befürchtungen zu sprechen?
Ich soll mich dann so verhalten, damit sie sich nicht mit ihren Ängsten auseinander setzen braucht?
Nöö
, das sehe ich nicht so.
Klar, ich könnte mir auch meine Beziehung schönreden, wenn ich akzeptierte, dass in einer bestimmten Angelegenheit nichts zu ändern ist.
Es ist aber schon meine Verantwortung, früher oder später offen kundzutun, was mich wirklich bewegt - und es damit auch in Kauf zu nehmen, wenn meine Partnerin dann sagt, das sie mit mir nicht zusammenbleiben kann.
Aber das muss ja auch gar nicht eintreten. Vielleicht gibt es auch Alternativen.
Nur müssen beide auch bereit sein, sich mit den Bedürfnissen und die damit verbundenen Ängste auch wirklich auseinander zu setzen.
Und das ist auch schwer, aber je länger jemand wartet, desto schwerer wird es.
Und dann kommen solche Sachen raus, wie :"Ja, ich suche jemanden bei Joy, weil ich doch auch etwas Sex will".......und demjenigen kommt viel Verständnis entgegen, weil er ja angeblich nicht anders kann, als zu betrügen. Die Ärmsten
Doch sicher kann diese Person anders und es gibt immer die tollsten Ausreden, um sich bloß nicht mit dem Umstand auseinander zu setzen, dass sich die betreffende Person aus Verlustängsten heraus gescheut hat, die Karten auf den Tisch zu legen.
Ich lebte ja auch mal in einer offenen Beziehung. Ich hatte mal eine Äffäre und ich war transparent gegenüber allen Beteiligten. Für mich war das eine Bereicherung in meinem Leben.
Für meine Ex aber war es das nicht, sondern sie nutzte diese offene Beziehung, um Mängel in unserer Beziehung auszugleichen und dadurch hatte ich keine Chance, überhaupt zu erfahren, wie sehr sie eigentlich gelitten hat. Sie hat die echte Auseinandersetzung gescheut und das, weil sie Angst hatte, ich würde sie verlassen.
Als sie dann ihren neuen Partner hatte, besaß sie das Pseuderückrat, mit endlich mal zu sagen, wie es ihr
wirklich ging mit mir.
Er gab ihr dann das, was ihr an mir fehlte und die beiden stellten mir dann so ihre Vorstellungen vor, wie ich denn in ihr Leben reinpassen könnte und was ich dann so zu tun hätte.
Ich überlegte nicht lange und lehnte es ab, dass die beiden versuchten, mein Leben und mein Sein zu bestimmen. Entgegen aller anfänglichen Absprachen übrigens ( = Polyamorie ist als Bereicherung zu verstehen und unsere Familie bleibt Familie und damit die Hauptbeziehung).
Meine damalige Partnerin und ich waren 7 Jahre zusammen und ich zog recht schnell meine Konsequenzen , denn ich bin mir so einiges mehr wert, als abserviert zu werden in eine Nebenrolle.
Auf solch eine Unehrlichkeit kann ich gar nicht und ich wünsche es auch niemanden, so verarscht zu werden.
Dafür mag es Erklärungen geben, die so ein Verhalten nachvollziehbarer machen, aber eine Entschuldigung ist es nicht, weil der "Lügner" es gescheut hat, seine Gefühle offen kundzutun.
Ich möchte eine Partnerschaft, die wirklich mit Ehrlichkeit umgehen kann. Was anderes
will ich nicht. Das biete ich auch an und erwarte das auch in meiner Beziehung.