Der andere Weg
Ich habe mich gerade durch diesen Thread hier durchgelesen und viele Aussagen gefunden, die auch auf meine Ehe und die Beziehung zwischen mir und meiner Frau zutreffen.
Wir kennen uns seit über 29 Jahren, sind mehr als 25 Jahre verheiratet, haben Kinder, Haus, Autos, Motorrad, eigentlich alles, was das Herz begehrt.
Wir verstehen uns noch immer sehr gut, auch wenn natürlich nach so langer Zeit das "prickelnde" in der Ehe nachgelassen hat (ab und zu flackert es aber auch wieder auf).
Ich möchte meine Frau nicht missen. Aber wir haben ein Problem, das dem, das der Threadersteller in seinem ersten Posting beschrieben hat, sehr ähnlich ist. Auch bei uns sieht es so aus, dass es, was Sex betrifft, nicht so läuft, wie ich es mir vorgestellt habe und noch immer vorstelle. Und zwar von Anfang an, nicht erst seit ein paar Jahren.
Mich hat das lange Jahre sehr belastet, zunächst psychisch, dann auch physich, zuletzt hat sich das erheblich auf meine Gesundheit ausgewirkt und das wird sich auch nicht mehr ändern.
In den ersten Jahren habe ich viele Bücher gelesen, in der Hoffnung, das würde mich weiter bringen: Bücher über Frauen, über Männer, über weiblichen und männlichen Orgasmus (zu der Zeit gabs ja noch kein Internet), alles, was ich in die Hände bekommen konnte. Ich habe versucht, das, was ich gelesen habe, umzusetzen. Hat auch etwas genutzt, aber das Grundproblem blieb: meine Frau hatte zwar Sex mit mir, der war zwar nicht immer, aber doch ab und zu auch so, dass ich damit zufrieden war. Aber es fehlte etwas.
Ich dachte lange, ich mache etwas falsch. Bis ich völlig unerwartet nach einigen Jahren Ehe einmal mit einer anderen Frau im Bett gelandet bin. Da habe ich das erste Mal in meinem Leben den Sex erlebt, von dem ich bis dahin immer nur geträumt habe. Und das ging ganz einfach, völlig selbstverständlich.
Das gab mir noch mehr zu denken. Ich grübelte und grübelte, versuchte, mit meiner Frau über das Thema zu reden, meist erfolglos. Entweder blockte sie solche Gespräche ab oder brach in Tränen aus, wenn ich das Thema ansprach. Ich war am Verzweifeln.
Dann lernte ich vor 7 Jahren übers Internet eine Frau kennen und wir verliebten uns ineinander. Trafen uns, hatten wunderbaren Sex, gute Gespräche, es passte eigentlich alles, nur nicht, dass wir beide verheiratet waren.
Ich stand damals kurz davor, meine Ehe zu beenden. Ich habe meiner Frau von der anderen erzählt. Dann haben wir tage- und vor allem nächtelang geredet. Immer wieder und wieder versucht, die Ursachen zu erforschen, warum es gerade beim Sex nicht funktionierte.
Ich bin damals bei meiner Frau geblieben. Und für ein paar Monate wurde es auch etwas besser, was das Thema Sex betraf. Nicht viel, aber ich hatte Hoffnung geschöpft, dass es mit der Zeit doch noch besser werden würde.
Nun, diese Hoffnung hat sich leider dann sehr schnell in Luft aufgelöst und ich war wieder da, wo ich schon einmal war.
Dann passierte etwas, was mein Leben verändern sollte. Bei mir wurden zwei Tumore im Kopf festgestellt. Einer wurde entfernt, der andere (kein bösartiger, der aber gewisse Probleme hervorruft), ist noch da.
Damals wurde mir plötzlich klar, wie schnell das Leben vorbei sein kann. Und dass mir bei allem, was ich zuhause hatte, doch etwas fehlte.
Und ich beschloss, etwas dagegen zu tun. Ich ging wieder fremd. Und werde es auch weiter tun, egal was andere Leute davon halten (zu dem Thema gibts ja auch schon einige Threads).
Ergebnis: ich bekomme den Sex, den ich mir gewünscht habe, nun auf andere Art und Weise. Ich bin deshalb viel ausgeglichener als früher, wovon auch meine Ehe profitiert. Ich grüble nicht mehr Tag und Nacht, warum es zwar mit anderen Frauen, aber nicht mit meiner eigenen Ehefrau im Bett klappt. Ich habe nach wie vor Sex mit meiner Frau und da meine Erwartungshaltung ihr gegenüber nun deutlich niedriger ist, ist auch der zwischendurch viel besser als vorher.