Unglaublich, wie vielen es so geht...
Hallo zusammen,auch für mich mein erster Beitrag und auch für mich seit sechzehn Jahren Dauerthema.
Ich könnte täglich, würde gern zwei- bis drei Mal wöchentlich - käme vielleicht mit wöchentlich zurecht und soll mich jetzt eher auf 'alle paar Monate' einstellen.
Dazu kommt aber bei mir dass unsere Beziehung ganz und gar nicht harmonisch ist; ich geh gern raus und unternehme, bin neugierig und abenteuerlustig aber trotzdem vorsichtig und umsichtig genug bei allem was ich tue - sie bleibt am liebsten nur zu Haus, sieht fern, macht das was sie mal macht, generell kopflos (und deswegen leider oft zum Schaden anderer) und — so scheint es — interessiert sich einen Dreck für meine Probleme. Waschen, putzen und kochen tut sie mit Vorliebe für mich (nicht ohne mir das laufend vorzuhalten, wobei ich ihr entgegne, dass ich genauso viel leiste wie sie und übrigens auch waschen und putzen und kochen kann, es aber klaglos tue).
Wäre der Sex so toll wie er die ersten Wochen unserer Beziehung war (oder überhaupt noch vorhanden), könnte ich wahrscheinlich über die vielen Kleinigkeiten wegsehen. Sie beharrt aber stur auf meine sexuelle Treue (offene Beziehung? Undenkbar!); nun, nachdem sie mich sieben Jahre lang überhaupt nicht angefasst hat und weitere neun Jahre mal alle zwei Wochen, mal alle vier Wochen, mal alle acht Wochen Sex mit mir hatte, kann sie sich heute noch dazu herablassen mir alle zwei Wochen einen Handjob zu verpassen und 'nicht häufiger als alle paar Monate' mit mir zu schlafen. Wenn wir es dann mal tun, geht es natürlich nach ihrem Kopf, nicht nach meinem oder einem gemeinsamen Gedanken. Entsprechend flach wird das Ganze und ist am Ende dann für uns beide 'okay' gewesen. Nicht mehr.
Ich stak gerade hin- und her zwischen zwei Threads ... der andere war 'Wie geht Ihr mit Trennungen um?' und ich fühlte mich angesprochen, weil ich mich seit ein paar Wochen innerlich von ihr trenne. Aber das mit dem fehlenden Sex traf mich persönlich mehr.
Dem was Snoopy eben schrieb, kann ich zustimmen: Wenn es ungeklärt ist, wird es zur absoluten Belastung. Meine Partnerin drückt mir ihren Lebensstil auf - jahrelang kein Sex und keine 'Abhilfe', weil sie es nicht für nötig befand; dann ein paar Jahre monatlich bis zwei Mal monatlich und nun auf keinen Fall häufiger als monatlich. Ich soll es schlucken und nicht jammern, drüber reden ist nicht. Dabei bräuchte ich sie genau an dieser Stelle: Wenn ich schon nicht darf, muss ich mich doch wenigstens ausheulen dürfen - oder nicht? Ich verstehe, dass sie ein schlechtes Gewissen hat und sich schuldig fühlt. Aber es auszuschweigen ist doch wohl nur der bequemere Weg, oder nicht? Also staut sich Frust auf.
Und dieser Frust vergiftet schließlich alles.
Leider verweigert sie jede Beratung: Eheberatung, Therapie, Mediator, gemeinsame(r) Freund/in - völlig egal. Dabei bin ich sicher, dass gerade unsere Probleme aus dem Psycho-Sozialen kommen (wir haben beide starke Persönlichkeiten, aber ich überwiege meistens und hab zu allem Überfluss häufig recht). Aber es ist in unserem Leben wie in unserem Sex: Sie will sich mit Gewalt durchsetzen, koste es was es wolle - ich leide darunter und gebe nach.
Warum?
Wir haben zwei Kinder und ich bin der Klügere. Darum versuche ich mich auch so zu verhalten.
Lange kann es vermutlich nicht mehr gut gehen: Aus dem sexuellen Moratorium und der anhaltenden Flaute wurde eben Frust-geschuldet eine immer mehr getrennte Beziehung. Ich verbringe mehr und mehr Zeit alleine oder mache Überstunden im Büro, sie nutzt die Gelegenheit für noch mehr Fernsehen und Abschalten. Nun suche ich eine kleine Wohnung um getrennt von ihr zu leben und ihr noch eine aller-letzte Chance zu geben zu sehen, was sie alles verliert wenn sie sich weiter nicht um mich kümmert.
Ich fürchte nur, bis sie merkt dass ich weg bin und anfängt irgendetwas zu bedauern oder geschweige an sich zu arbeiten, es wahrscheinlich von mir aus zu spät sein wird.
Darum mein Rat an alle die mit unterschiedlichen Libido kämpfen: Frühzeitig klären, was zu klären ist und gemeinsam eine klare Entscheidung treffen. Eine offene Beziehung mag hier die richtige Lösung sein, eine Trennung dort die richtige und eine Therapie oder Eheberatung da die richtige. Ein Patentrezept gibt es nicht, aber eine Grundsatzregel: Je länger etwas aufgeschoben wird, desto größer die Sprengkraft des Themas und desto höher der Schaden.
Geduld ist eine feine Sache und Liebe sollte alle vorübergehenden Probleme wortlos überstehen.
'Vorübergehend' und 'gemeinsam' sind aber genau die beiden Stichworte ohne die, die Geduld keinen Wert hat sondern Schaden anrichtet.