Besessenheit einen Rhythmus geben
Guten Morgen Trileske!
Liebeskummer ist wie eine Form der Besessenheit.
In der den ganzen Tag der andere im Kopf herum spukt.
Und die Gedanken an den anderen rauben einem jede Kraft und Lebensfreude.
Konzentration? - Schwierig.
Einfach loslassen? - Unmöglich.
Sich immer den Gefühlen stellen? - Birgt die Gefahr, dass man nur noch darin versinkt und gar nicht mehr zum Tun kommt.
Die Gefühle immer beiseite schieben? - Birgt die Gefahr, dass man irgendwann kaum noch etwas fühlt und sich wie eine Maschine vorkommt.
Ich gebe solchen Krafträubern einen Rhythmus.
Nennen wir den Krafträuber einfach "Otto".
Die Gefühle und Gedanken an Otto und bekommen einen Raum in meinem Leben, in dem sie sein dürfen.
Einen Zeitraum.
Z.B. 30 Minuten pro Tag. Je nach "Otto" aber auch mehr oder weniger.
Einen festen Zeitpunkt im Tagesrhythmus.
Z.B. 19:00 Uhr.
Und dann beschäftige ich mich jeden Tag von 19:00 Uhr bis 19:30 Uhr ausgiebig mit "Otto".
Manmal sitze ich einfach nur da und starre angestrengt Löcher in die Luft.
Manchmal lasse ich den Gefühlen und Gedanken an Otto beim Spazierengehen oder Putzen ihren Lauf.
Manchmal schreibe ich in der Zeit alles auf, was mir gerade in den Sinn kommt, Skizziere etwas oder setze mich an die Trommel oder das Klavier und verschaffe meinen Gefühlen Ausdruck.
Manchmal nehme ich mir die bereits bestehenden Notizen zu Otto vor und setze den Rotstift an.
Wie ich mich mit Otto beschäftige entscheide ich spontan.*
Doch ich tue es.
Jeden Tag zur selben Zeit.
Und den Rest des Tages ist NICHT Ottos Zeit.
Das ist MEINE ZEIT.
Wenn Otto doch kommt, lasse ich ihn weiter ziehen wie eine Wolke. Oder ich lasse ihn sich auflösen wie eine Nebelschwade in der Sonne. Schaue durch ihn hindruch. (Bin halt ein visueller Typ.)
"Bis später!" oder "Bis morgen!", sage ich auch manchmal bevor ich mich wieder aufmerksam meinem aktuellen Tun zuwende. Im Vertrauen darauf, dass dieser Teil von Otto im vereinbarten Zeitraum wieder erscheinen wird, wenn es wichtig war. Darum kümmere ich mich nicht.
Für mich funktioniert es.
Mit der Zeit werden die Gedanken, die mich im Laufe des Tages belagern immer weniger. Ich bekomme wieder meine alte Konzentrationsfähigkeit zurück. Und am Abend sprudelt dann um so mehr aus mir heraus. Ich halte diesen TagesRhythmus aufrecht, bis ich mich von Otto nicht mehr bedrängt fühle.
Liebe Grüße!
Galinthias
PS.: *( Zum WIE: Ich kenne auch Menschen, die sich mit Otto auf gar keinen Fall in ihrer eigenen Wohnung beschäftigen wollen. Sondern dies rigoros außerhalb tun. Spazierengehen oder sich in die Bibiliothek setzen um zu schreiben.)