Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
BDSM
22112 Mitglieder
zur Gruppe
BDSM NRW
3566 Mitglieder
zum Thema
BDSM & Borderline390
Weiß nicht ob das Thema hier schon mal diskutiert wurde.
zum Thema
BDSM Event im Raum Limburg-Weilburg für Anfänger gesucht4
Wir sind zwar schon länger hier in Forum angemeldet aber haben seit…
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

BDSM und intrapsychisches Wachstum

*******rou Mann
10 Beiträge
Themenersteller 
Guten Morgen, Mondlicht
Ich verwende BDSM und SM in diesem Falle synonym.

Durch BDSM können innere Themen berührt werden, die inneres Wachstum ermöglichen. (Nicht müssen.)
Das ist meine Kernaussage. UNd mich hat interessiert, ob andere Menschen auch schon diese Erfahrung gemacht haben und wie sich das auf andere, nicht BDSM-Bereiche ausgewirkt hat.
Dieses Thema
könnte umgewandelt genauso gut in anderen Foren stehen.
Beispielsweise in einem Elternforum wo Menschen die Schwangerschaft und Geburt des eigenes Kindes erlebt haben.
Der Mensch wächst sein Leben lang mit dem Erlebten, in vielen Lebensbereichen und bestimmt nicht nur beim BDSM.

Aber dies ist ein BDSM-Forum und daher bezieht sich das Thema auch auf BDSM. Das hat für mich nichts mit Überbewerten zu tun.
****ta Mann
363 Beiträge
naja
ich finde schon, dass in diesem Thema mehr drinsteckt als "Erfahrungen, die mein Leben veränderten".

Zum Beispiel der Aspekt "BDSM als Krücke" um sich fallen lassen zu können, Schwäche zuzulassen, Vertrauen, usw.
Hilft diese Art der Sexualität dabei, diese Erfahrungen auch in andere Lebensbereiche zu übertragen, weniger Kontrollwahn und mehr Loslassen zuzulassen? Oder verhindert die Krücke, dass diese Fähigkeit sich entwickelt, so wie Muskel auch nicht wachsen, wenn sie nicht benutzt werden, sondern die Krücke zu lange den fehlenden Halt ersetzt?
*******ht6:
hat jemand also durch bdsm zb. mehr selbstwertgefühl, weniger angst, führt das (nicht zwangsläufig, aber leider oft) dazu, sich selbst zu überschätzen,

Das würde ja im Umkehrschluss bedeuten, dass jeder genau das Selbstwertgefühl hat, das ihm zusteht. Du scheinst hier nur die Seite des dominanten Parts zu beschreiben. So wie ich vor allem nur die andere Seite betrachte. Vor jemandem, der eine dominante Rolle ausfüllt und das nicht reflektiert, gruselt es mich in der Tat ein wenig. Und jemand, der sich unhinterfragt schlagen lässt, tut mir fast leid - um mal deine selbstgerechte Wortwahl zu bemühen.

Aber genau jetzt in diesem Moment kann ich mir noch viel weniger vorstellen, warum jemand BDSM betreibt, der das nicht als Krücke nutzt - egal ob bewusst oder unbewusst. Da sind mir die, die nicht wissen, warum sie das eigentlich tun, dann doch lieber.

Ganz im ernst, einer der sagt, er sucht nichts, er muss nichts kompensieren, er ist angekommen, völlig bewusst und authentisch - was tut dieser Mensch bei dieser Art von Sex? Worin genau liegt für ihn die Erfüllung?
*******ber Frau
1.279 Beiträge
was tut dieser Mensch bei dieser Art von Sex? Worin genau liegt für ihn die Erfüllung?

Hm, ich könnte hierzu ein paar mögliche Antworten schreiben, aber bevor ich das tue, würde ich lieber wissen, ob du die Frage ernst meinst und tatsächlich an Antworten daran interessiert bist, und zwar zur Wissenserweiterung und nicht nur, um darin Formulierungsungenauigkeiten zu suchen, die (scheinbar) belegen könnten, dass du mit deiner These im Recht bist und es tatsächlich immer nur und ausschließlich Kompensation oder Krücke ist.

Aus einer sehr spirituellen Perspektive könnte man natürlich argumentieren, dass jede Art von körperlicher, sinnlicher, emotionaler und geistiger Befriedigung nur eine Illusion ist und nur eine Krücke, mit der man sich einen schwachen Abglanz des Paradies' oder Nirvana schon auf dieser Erde erschaffen möchte und deren Unvollkommenheiten man daher akzeptieren muss. Ich wäre durchaus bereit, mich auf dieses Argument einzulassen, aber nur, wenn dann auch ALLES andere, was wir an irdischen Freuden kennen, die uns zeitweise glücklich machen, gleichermaßen als Krücke bezeichnet wird.
@******ber

Vielen Dank für dein Angebot und deine bisher sehr aufschlussreichen Beiträge. Ja, ich meine die Frage wirklich ernst. Und ja, es gibt etwas in mir, das unbedingt recht behalten will. Es kostet mich auch einige Mühe, dieses Rechthabenwollen und mein aufrichtiges Verstehen-Wollen immer auseinander zu halten.

In allem, was ich glaube (und das ist nicht so ultra-spirituell) kommt etwas anderes nicht vor, als dass der Mensch nach vollkommener Liebe strebt (bzw. aus Mangel an Liebe handelt). Es würde mich sehr schmerzen und mein Weltbild auf den Kopf stellen, wenn ich zu einer anderen Erkenntnis gelangen müsste.

Ich bin seeeehr daran interessiert, meinen persönlichen Zwiespalt aufzulösen. Schreibe mir gern auch eine persönliche Nachricht. Falls wir hier noch mal bei Null anfangen müssen und zu sehr vom Thema abschweifen. Bei Null heißt, stimmst du mit mir überein, dass beim BDSM Gewalt stattfindet?
*******ber Frau
1.279 Beiträge
Gut möglich, dass wir in dieser Diskussion früher oder später das Thema verlassen, dann sollten wir tatsächlich auf PN ausweichen, genauso, falls es privater werden sollte *zwinker*.

Dieses Streben nach aufrichtiger Liebe als zentrales Motiv im Leben, das du beschreibst, finde ich nämlich umgekehrt auch sehr spannend, weil meine Weltsicht ziemlich anders aufgebaut ist und ich bisher noch nicht mal auf die Idee kam, diesen Aspekt in den Vordergrund zu rücken - aber wie du bin ich auch immer neugierig darauf, mich bereichern und verändern zu lassen :). Für mich gibt es im Leben eine Reihe von Motivationen, bei denen das Streben nach (unvollkommener, weil menschlicher) Liebe nur einen eher kleinen Teil ausmacht. Mir geht es vor allem darum, innerlich fürs Alter vorzusorgen, für den Tag, an dem ich alt bin, in einem Pflegeheim sitze, durch die ungeputzten Scheiben hinausblicke und mich an mein Leben erinnere. Möglichst viele, möglichst intensive Erinnerungen, möglichst viel inneres Wachstum, damit ich diesem Tag, an dem alles endet, halbwegs abgeklärt entgegensehen kann - denn ganz am Ende, wenn wir vor dem dunklen Tor stehen, sind wir alle allein und nehmen nur das mit, was wir an Erinnerungen besitzen.

Wenn ich einmal gehe, möchte ich als reiche Frau gehen. Dazu gehört die Erinnerung an Liebe genauso wie die an Hass, die an Zärtlichkeit genauso wie die an Grausamkeit, an Geburten und Fürsorge genauso wie die an Tod und Lieblosigkeit ... ein bunter Teppich soll es werden, mein Leben. Kein blindes Streben nach immer größeren Extremen, die abstumpfen, im Gegemteil, ein zauberhaftes Gewebe aus leisen Tönen und greller Intensität.

Für mich ist BDSM ein Teil von vielen in diesem bunten Teppich. Intensiver Schmerz, langsam und schnell gesteigert, hastiges Atmen, ein plötzlicher Anflug von Todesangst beim Asphyx, aufgelöst durch zärtlichste Küsse ... Hingabe, Angst ... Herrschaft, absolute Verantwortung über einen anderen Menschen, der Rausch des Sadismus, der Macht, die intensivste Wahrnehmung eines anderen Menschen, wenn man alles an ihm auslöscht und in den Hintergrund drängt, was über die Wahrnehmung dieses einen Augenblicks hinausgeht ...

Gut, ich habe auch negative Erfahrungen mit BDSM und andersgearteter Sexualität gemacht. Selbstaufgabe auf Subseite, Missbrauch durch Leute, die es für normale Vanilla-Sexualität hielten, mein Nein zu ignorieren, wenn ich noch halb geschlafen habe, ich habe mit Leuten geschlafen, obwohl ich es nicht wollte, weil ich nicht mal nein sagen konnte ... Aber auch diese Erfahrungen sind Teil meines bunten Teppichs geworden, sie machen mir immer noch manchmal Angst, wenn ich einschlafen will, ich hoffe, dass diese Angst im Lauf der Jahre immer mehr nachlässt, wie es schon in den vergangenen Jahren war. Weder war alles schön noch ist alles schön.

Aus dieser Haltung heraus, mein Leben ist ein bunter Teppich, an den ich mich erinnern will, erlebe ich auch viele Dinge, ohne dass ich daraus etwas für mein Wachstum lerne, einfach nur, weil sie mir Spaß machen bzw. sehr intensiv sind. Natürlich könnte ich meditatives Tai Chi machen, wenn ich meinen Körper spüren will, aber ich mag auch Airsoft und Ballern und durch einen Wald rennen und mich verschanzen und die Kameradschaft meiner Mitkämpfer spüren. Einfach, weil es Spaß macht, ganz Aggression, ganz Angriff zu sein, oder mit der Tarnung zu verschmelzen und leise zu atmen und wie ein Beutetier zu hoffen, dass der Feind mich nicht sieht. Das ist intensiv. Ich könnte Yoga machen oder ins Fitnessstudio gehen, um meinen Körper in Form zu halten, aber ich gehe tanzen, weil ich dabei manchmal in diesen Rausch verfalle, der sich ein bisschen anfühlt wie der Rausch beim BDSM. Und wie schön es ist, eine Katze auf dem Schoß zu haben und zu streicheln, die dabei laut schnurrt ... Kaum zu beschreiben. Dieses Gefühl von Glück auch ein bisschen zu erleben, wenn ich Miao mache und im Rollenspiel versuche, auch mal eine Katze zu sein ... Krücke? Nicht mehr als alles andere im Leben. Und es macht mehr Spaß, als die Wohnung zu putzen oder nett zu Leuten zu sein, die ich nicht ausstehen kann ^^.

Wenn ich mir mein Leben ansehe, dann finde ich viele Dinge, die ich mag, viele Erfahrungen, nach denen ich strebe ... Aber Liebe ist und bleibt für mich tatsächlich nur eine von vielen. Etwas, was total schön ist, o ja, aber ... als zentrales Motiv? Das verstehe ich nicht so ganz. Oder aus Mangel an Liebe? Kannst du das noch mehr erklären?

Zur Gewaltfrage: Was hältst du von Aggression statt Gewalt als Begriff? Das ist für mich irgendwie weniger wertend und beschreibt die Vorgänge, die enthalten sein können, für mich auch ganz gut. Aggression ist erst mal einfach eine Kraft im Menschen, die uns voranstreben und kämpfen lässt, und sie ist m. E. untrennbar mit dem Gegenpol Passivität verknüpft und etwas unheilbar Menschliches. Wenn man also die Polarität Aggression-Passivität intensiv erleben möchte, kann das durchaus eine Motivation für BDSM sein. (Oder für Schach.) Wobei das m. E. natürlich nicht alles ist, was darin enthalten ist, aber das stärkere Element von Aggression ist für mich schon ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal für BDSM-Sexualität und Vanilla-Sexualität.
****ta Mann
363 Beiträge
totally on topic
imho. Und ich bitte darum, nicht von dieser hochspannenden Diskussion ausgeschlossen zu werden, indem ihr auf CM ausweicht. Und den Rückmeldungen des TE entnehme ich, dass es ihm ebenso geht.
**********ymphe Mann
2.902 Beiträge
Dem kann ich nur zustimmen
Bereichernd
Dankeschön für all die unterschiedlichen Meinungen und Perspektiven. Allein schon das Lesen ist hilfreich und regt zum Nachdenken an. Ich sehe für mich einen großen Zusammenhang zwischen meiner Persönlichkeit, meiner Biografie und meiner erkannten BDMS Neigung, insofern sehe ich für mich selbst tatsächlich die Möglichkeit der Verarbeitung innerer Themen, sofern die Qualität einer solch gelebten Partnerschaft es zu lässt. Dies ist garantiert nicht für alle zutreffend, was ja auch völlig in Ordnung ist. Also nochmals Dankeschön!
******_nw Frau
512 Beiträge
Ich beschäftige mich viel mit diesem Thema, sowohl praktisch, wie theoretisch. Und ja, meine Erfahrungen sind genau diese, dass gerade im Bereich von BDSM und durch BDSM viel intensivere und tiefere Erfahrungen möglich sind, die Veränderungen erst möglich machen, als dies z.B. in "Vanilla-Begegnungen" möglich ist.

Und genau dieser Aussage möchte ich widersprechen.
Ich erinnere mich da durchaus an die eine oder andere Begegnung und Auseinandersetzung mit Menschen, die BDSM eine solche Sonderstellung einräumen. Und diese Sonderstellung hat bisweilen einen religiösen Glanz, vor dem Erweckungsbewegungen den Hut ziehen können.
Meine Sichtweise: Tiefe, Erkenntnis, Innigkeit, Zugehörigkeit usw. werden auf vielfältige Weise erlebt. Eine davon kann die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen BDSM Facetten sein. Das mit Leben zu füllen, mit meiner eigenen Person, kann als wunderbar erhellend und auch als fürchterlich zerstörend erfahren werden. Und das kann in anderen Bereichen genauso geschehen. Die tiefsten, innigsten, schönsten und schwierigsten Momente in meinem Leben habe ich an ganz unterschiedlichen "Orten" erleben dürfen.

Vor einiger Zeit fragte ich in einem anderen Forum nach, ob im BDSM und vor allem im D/S Bereich die Gefahr einer (negativen) Abhängigkeit bereits im Konstrukt mit angelegt sei. Man/frau teilte mir daraufhin mit, dass die negativen Auswüchse nichts mit BDSM zu tun haben, sondern in der Persönlichkeit des Menschen selbst begründet seien. Unabhängig davon, ob ich dem jetzt zustimme oder nicht, wird umgekehrt natürlich auch ein Schuh draus. Dann ist BDSM auch nicht verantwortlich/zuständig für das (positive) Wachstum eines Menschen.
Und da bin ich bei @****ig und anderen, die dem BDSM KEINE Sonderstellung einräumen möchten, sondern darauf aufmerksam machen, dass - wenn es um das eigene, innere Wachstum, um Erkenntnis, um Weiterentwicklung geht - es halt darauf ankommt, ob ich den Mut habe, meinen Weg zu finden und zu gehen. Wie immer der aussehen mag.
*******ht6 Paar
1.124 Beiträge
****he :
Du scheinst hier nur die Seite des dominanten Parts zu beschreiben....
im gegenteil, ich gehe von dem aus was mit/durch/von subs erlebt und erfahren habe.

und da sind meine erfahrungen eben: nutzt man bdsm - oder auch irgendeine andere sexuelle vorliebe oder einen fetisch als "krücke", so geht das über kurz oder lang meist in die hose.
oft wenn eine beziehung endet und man nicht mehr die "stolze, starke sub des hernn sowieso" ist.
Auch an negativen Erfahrungen kan man wachsen
Ganz sicher sogar wenn es gelingt aus der Situation zu lernen .

Ein gestärktes Selbstbewustsein bzw Selbstwertgefühl wirkt sich eigentlich immer positiv aus .

Da wir ja bereits festgestellt haben , dass BDSM zu individuell ist um den Begriff zu Normen ist es doch die zwischenmenschliche beziehung , die Interaktion die uns wachsen lässt .

Das vielgerühmte Urvertrauen herrscht auch zwischen Partnern jeglicher anderer beziehungsformen .

Nur weil ich vielleicht aus der ein oder anderen Aktion nichts positives ziehen kann bedeutet es nicht mangelndes Vertrauen , es bedeutet l folglich dass ich herausgefunden hab was ich nicht will .

Das ist nichts schlechtes , besonders im zwischenmenschlichen Bereich ehr hilfreich
****eis Frau
1.262 Beiträge
Hallo TE
Ich finde das Thema überaus interessant!

Ich kann nur für mich sprechen, aber ich habe mich sicher durch BDSM verändert.

Vieles hat sich verändert, meine Einstellung zu Dingen, die zur Lust erlaubt sind. Meine eigenen Anteile, mit denen ich massiv konfrontiert war und noch bin. Meine Fähigkeit zur Hingabe, zu Vertrauen-auch in meinen eigenen Körper-sind gestiegen, mein Selbstvertrauen auch. Nur eine starke Persönlichkeit kann sich devot hingeben. Ich kann mir also "Schwäche" erlauben, was früher nicht so möglich war.

Deshalb glaube ich, dass mein inneres Wachstum von meiner Art von Sex gefördert wurde. Und as finde ich toll!
Noch einmal zu den von mir vermuteten Motiven für all unser Handeln: Streben nach Liebe ist falsch ausgedrückt. Ich meine eigentlich die Sehnsucht danach. Und ich meine mehr so die göttliche, allumfassende Liebe, das Angenommensein, vollkommener Friede. Im Prinzip auch das, was man Glück nennt.

Meine Überzeugung ist, dass wir - weil wir dieses Gefühl nicht haben - immer suchen, es zu fühlen. Wir kaufen uns Dinge, in der Hoffnung, dass wir uns zufrieden und glücklich machen. Wir suchen in Partnerschaften das Gefühl des Angenommenseins. Wir erleben Zurückweisung als richtig schmerzhaft und fühlen uns verletzt. Wir streiten uns aus Angst, der andere nimmt uns nicht so, wie wir sind. Wir sehnen uns nach Zugehörigkeit, nach dem Nicht-abgetrennt-sein.

In manchen Dingen erleben wir kurze Momente, die unsere Sehnsucht nach diesem Ur-Gefühl - eins zu sein mit allem, sich selbst nicht als isolierte Person wahrzunehmen - ein wenig mildern. Oft in Form eines Kicks. Das ist beim Extremsport so, bei vielen Drogen und auch beim Sex. Sich selbst in einer Intensität fühlen, die so im Alltag nicht möglich ist.

Vielleicht ist die Frage, warum man ausgerechnet BDSM wählt, um sich so zu spüren völlig überflüssig. Vielleicht muss die Diskrepanz nicht aufgelöst werden - warum wir mit etwas, das wir eigentlich ablehnen (nenn es Gewalt, Aggression, ... wie auch immer), uns zu Glücksmomenten verhelfen. Vielleicht liegt die Lösung in einer Redewendung: Mit aller Gewalt, auf Biegen und Brechen, auf Teufel komm raus, ohne Rücksicht auf Verluste ... sich selbst zu fühlen.

Ich werde weiter in mir forschen und weiter das Ziel verfolgen, auch ohne Gewalt und anderes Kopfkino dahin zu kommen, mich selbst zu fühlen.

Manche der letzten Beiträge haben zwar nicht unmittelbar die Eingangsfrage betroffen. Aber unterm Strich hat mir dieser Thread sehr viel neue Gedanken gebracht. Ich bin grad wieder ein Stück gewachsen.
Ich habe nur querlesen können und auch das nur zufällig, aber so werde ich hoffentlich auch irgendwann mal der Frau meines Lebens begegnen, also ein "Hoch auf den Zufall"

Ich empfinde die folgenden Sätze aus dem Eröffnungsbeitrag schon als ziemlich abgehoben...

SM kann Grenzen berühren, durch die konstruktive Veränderungen in anderen Bereichen möglich werden. Die Konfrontation mit inneren Themen wie Vertrauen, Angst, Zwang, Scham, Akzeptanz, Selbstliebe & Selbstwertgefühl, Festhalten & Loslassen, Wertschätzung, (Lebens-)Lust, vom Kopf in den Körper kommen können, Balance, Ausgeglichenheit bietet die Möglichkeit alte Erfahrungen in einen neuen Kontext zu setzen, umzudeuten und neue konstruktive Erfahrungen machen zu können, die Lösungen für oben benannte innere Themen beinhalten können.

...könnte man so (leicht modifiziert) auch in den Grundsätzen von Sekten oder anderen totalitären Gemeinschaften so finden. Den Schlüssel zur Selbsterkenntnis, das Tor zur Weisheit, der Weg ins innere Selbst..oder so ähnlich.

Ich habe das Thema BDSM inkl. der darin handelnden Personen immer auch als die Idee empfunden, das Leben und den Sex miteinander zu simplifizieren, klare Rollen zu verteilen und zu erhalten, auch mal diese wieder umzuverteilen, sporadisch, temporär aber immer mit der Sicherheit eines festen, eines umgrenzten Gefüges von "Machtausübenden" und "SicherderMachtausliefernden".

Es ist einfach, man muss nicht so hart und mühevoll um so Dinge kämpfen, wie
Vertrauen, Angst, Zwang, Scham, Akzeptanz, Selbstliebe & Selbstwertgefühl, Festhalten & Loslassen, Wertschätzung,
Man spielt ja miteinander auch nach festen Regeln, die sich während der "Session" auch nicht grundlegend ändern. Es ist eine Variante der Sexualität, auch mitunter Lebenseinstellung, aber man sollte die Bedeutung und die Auswirkung für die Persönlichkeitsausbildung auch nicht überhöhen.

OK, jetzt krieg ich bestimmt Haue, aber auch Stinos dürfen ja mal ihren Senf dazugeben...
********nder Mann
2.896 Beiträge
*******rou:
Ich beschäftige mich viel mit diesem Thema, sowohl praktisch, wie theoretisch. Und ja, meine Erfahrungen sind genau diese, dass gerade im Bereich von BDSM und durch BDSM viel intensivere und tiefere Erfahrungen möglich sind, die Veränderungen erst möglich machen, als dies z.B. in "Vanilla-Begegnungen" möglich ist. Mich interessiert, was andere in Bezug darauf erfahren und erlebt haben.

Ich wachse an den Begegnungen mit anderen Menschen. In erster Linie an der Begegnung mit mir selbst, aber solche Aussagen versteht hier nur ein Bruchteil so, wie es gemeint ist.

"BDSM", wenn es denn so konzeptionalisiert wird, ist dabei manchmal ein interessanter Bestandteil. Manchmal auch nicht. Manchmal kriege ich es erst hinterher mit. Wesentlich und spannend finde ich die individuelle Konstellation und wie jedes Mal die Karten neu gemischt werden.

BDSM per se als therapeutisches Werkzeug zu klassifizieren halte ich für überzogen. Wenn es so wäre, hätten weitaus mehr Menschen weitaus weniger Probleme. Es kann allerdings ein Baustein in der Entwicklung sein, sei es, dass es gewisse Themen triggert oder als (bewusste) Kompensation eigener Baustellen dient. Dafür gibt's aber auch viele andere Praktiken, die dasselbe bewirken. Und für die es nicht mal unbedingt andere Menschen braucht.
*******rou Mann
10 Beiträge
Themenersteller 
Rheinisches Grundgesetz: Jede Jeck ist anders.
Deshalb geht es mir auch nicht um "richtig" oder "falsch" bei meiner Themenein- und Fragestellung. Jeder Mensch macht andere Erfahrungen. Ich persönlich finde es bereichernd, wenn Menschen schreiben, dass sie meiner "Hypothese" nicht folgen können, weil sie andere Erfahrungen gemacht haben und diese Erfahrungen beschreiben. Danke dafür.

Außerdem ist mir bewusst (und das habe ich selber auch schon erlebt), dass BDSM auch destruktiv wirken kann. Aber das habe ich absichtlich nicht mit in die Themeneinstellung aufgenommen, weil das ein anderes Thema wäre. Ich wollte bewusst auf möglich Ressourcen beim BDSM eingehen und den Fokus dorthin lenken.

Das BDSM keine Therapie ersetzen kann, habe ich schon geschrieben, ich finde aber schon, dass Therapeuten, die etwas von ihrem Handwerk verstehen sich mit ihren Klienten genau anschauen können, wie was wirkt und was man nutzen kann. UNd das können m.e. auch konstruktive Erfahrungen aus dem BDSM Bereich sein (das heißt nicht, dass auch Erfahrungen aus anderen Bereichen gut wirken können ;-)).

Jeder Mensch macht andere Erfahrungen, gut ist, dass was positiv wirkt zu nutzen. In diesem Forum wird eine Vielfalt von Erfahrungen deutlich und ich finde, dass dieser Austausch in seiner Vielfalt sehr bereichernd ist.
Alles kann
Ich lese diesen Thread mit großem Interesse - danke an den Themenersteller und alle Beteiligten!
Meiner persönlichen Erfahrung und theoretischen Meinung nach trifft es ein eigentlich ungeliebter Satz am besten:
Alles kann...nichts muss *zwinker*
BDSM KANN
∞ wie eine therapeutische Methode wirken
∞ zum inneren Wachstum führen
∞ selbst-bewusster "machen"
∞ ein wunderbares weil einvernehmliches Ventil für Aggressionen sein (Aggressionen sind allgegenwärtig und können beim (BDSM-) Sex wunderbar genutzt werden
∞ ∞ ∞
BDSM KANN aber auch
∞ zerstörend wirken
∞ eine Krücke (Zwischenstufe?) sein
∞ zur Selbsterhöhung führen
∞ Gewalt offenbaren (dann ist es aber eigentlich nicht mehr BDSM)
∞ ∞ ∞
An wem liegt es? Wer hat es in der Hand?
Ich glaube: Nur DU (ich) allein, jede und jeder für sich selbst.
Je nachdem, wo Du (ich) gerade im Leben stehst, was Deine momentane Entwicklungs- oder Wachstumsaufgabe ist, wirst Du (ich) die eine oder andere (oder keine) Form und Wirkung von BDSM erleben und spüren, wirst dem Geschehen eine entsprechende Bedeutung geben.
Hast Du (ich) gerade ein Thema mit Hingabe - so wird Dich BDSM in diesem Thema wachsen lassen.
Hast Du ein Thema mit Selbstbewusstsein - so wird BDSM Dich an diesem Punkt berühren und verändern.
Erlebst Du Dich als einer Krücke bedürftig - dann wird BDSM für Dich eine Krücke sein.
Erlebst Du Dich als schwach, hast Angst davor, Dich fallen zu lassen, vertraust niemandem (vor allem nicht Dir selbst) - dann wirst Du bei BDSM an entsprechende Menschen geraten.
Denn jede/r sucht sich seine (Spiel-)Partner selbst aus - Deine (meine) Wahl hat, jeden Tag aufs Neue, vor allem etwas mit Dir (mir) zu tun.

Für mich persönlich ist der Moment, das Hier und Jetzt wichtig - nicht ein Ziel (wofür ich BDSM betreibe).
Und wenn ich im Hier und Jetzt bin, mich auf mich selbst und mein Gegenüber ganz einlasse, achtsam mit mir und meinem Gegenüber umgehe, dann KANN BDSM alles "sein".
Parallel zur Haltung: Alles ist Yoga (und wird von den allermeisten als sehr positiv eingeschätzt).
****ta Mann
363 Beiträge
****he:
Ich meine eigentlich die Sehnsucht danach[:] ... göttliche, allumfassende Liebe, das Angenommensein, vollkommener Friede[,]... Glück

****he:
Meine Überzeugung ist, dass wir - weil wir dieses Gefühl nicht haben - immer suchen, es zu fühlen. Wir kaufen uns Dinge, in der Hoffnung, dass wir uns zufrieden und glücklich machen. Wir suchen in Partnerschaften das Gefühl des Angenommenseins. Wir erleben Zurückweisung als richtig schmerzhaft und fühlen uns verletzt. Wir streiten uns aus Angst, der andere nimmt uns nicht so, wie wir sind. Wir sehnen uns nach Zugehörigkeit, nach dem Nicht-abgetrennt-sein.

Ja, ich denke auch, darum geht es. Ich denke aber auch, genau darin liegt ein großer Teil unseres UNGLÜCKS: wir denken, dass wir etwas zum Dauerzustand machen könnten, was nur für Momente erlebbar ist. Wie Bertolt Brecht schreibt: Wir rennen dauernd nach dem Glück, das Glück rennt hinterher.

BDSM bietet dann - vielleicht - die Chance, dieses Rennen zu verlassen. Vielleicht sogar in die andere Richtung zu rennen. Alle Richtungen kennenzulernen, wie es Dark_Amber beschreiben hat.

Mir selbst ist Dark_Ambers grenzenlose (so hab' ich's zumindest verstanden) Neugier auf nahezu alles zu extrem. Aber ich halte auch das Streben nach nur Glück und Friede und Liebe und Harmonie für naiv und daher per se enttäuschend, unglücklich machend. Ich selbst möchte Grenzen ausloten, meine Grenzen dabei aber auch nicht erst dadurch erkennen, dass ich mich in Gefahr begeben habe und vielleicht darin umgekommen bin.
*******ber Frau
1.279 Beiträge
Mir selbst ist Dark_Ambers grenzenlose (so hab' ich's zumindest verstanden) Neugier auf nahezu alles zu extrem.

Inwiefern? Es geht dabei doch gerade darum, das zu finden, was einem selbst Freude macht und bewusst wahrgenommen und genossen wird, egal, ob das gerade grell und intensiv oder leise und subtil daherkommt. In letzter Zeit habe ich entdeckt, dass eine unglaublich sinnliche Freude davon ausgeht, Brotteig zu kneten und das selbstgebackene Brot dann am nächsten Tag mit Kirschmarmelade zu essen. Und es ist schön, abends entspannt eine Tasse Honigmilch zu trinken, Lavendelspray aufs Kopfkissen zu machen und sich dann behaglich und glücklich einzukuscheln, vielleicht sogar noch die Lampe so einzustellen, dass sie das Licht langsam dimmt und dem Schlafzimmer eine geheimnisvolle Atmosphäre zum Einschlummern verleiht. Das ist doch nicht extrem?
****ta Mann
363 Beiträge
nö, Brotbacken ist weniger extrem
Ich hab zB im Bereich Drogen-Erfahrungen nur Alkohol, Nikotin und Cannabis ausprobiert. LSD und Kokain hätte ich gerne mal erfahren, kannte aber nie die richtigen Leute. Crystal Meth, Heroin und ähnliches wäre mir zu extrem.
Beim Sex: Fesseln ist nicht extrem, eher so die Stufe von Cannabis.
Tunnelspiele sind extremer (vielleicht vergleichbar dem Kokain), Psychospiele, insbesondere ds sogenannte 24/7 (Heroin?), und ganz extrem sind Praktiken, die zum Ersticken führen könnten (Crystal Meth).
********nder Mann
2.896 Beiträge
*******rou:
UNd das können m.e. auch konstruktive Erfahrungen aus dem BDSM Bereich sein (das heißt nicht, dass auch Erfahrungen aus anderen Bereichen gut wirken können ;-)).

Absolut. Und ich glaube auch, dass BDSM auch Therapien ersetzen bzw. Bestandteil dieser (im Sinne einer Lösungsmöglichkeit, nicht unbedingt mit dem Therapeuten *zwinker* ) sein kann. Ich bezweifele allerdings, dass der Großteil der Menschen, die BDSM praktizieren, dies zu Selbsterfahrungszwecken, mit dem Ziel/der Motivation sich persönlich weiterzuentwickeln oder dem bewussten Einsatz als Selbstfürsorge tun. Das Potential dazu ist sicherlich gegeben, die innere Offenheit und Haltung aus meiner Sicht entscheidend.
**********femma Frau
105 Beiträge
Tolles Thema!
...und der Austausch und die Gedanken hier ganz wunderbar.
Das wollte ich mal dalassen.
@ Sinnen_Freundin


Ich finde dein post sehr gut

Ich hab mal drei Punkte herrausgepickt

• ein wunderbares , weil einvernehmliches Ventil für Aggressionen

Auf der positiv seite

• Gewalt offenbaren
• zerstörend wirken

Auf der negativ seite


Nun wirken ja nicht alle Aggressionen sofort zerstörerisch
Sicher können Interaktionen Stress abbauen , aber ist es dann wirklich einvernehmlich ? Möchte jemand Projektionsfläche sein ?
In einer Partnerschaft kompensiert jeder sicher die Launen des anderen bis zu einem gewissen Punkt aber von einvernehmlich kann ich da auch nichts entdecken .
In einem Ds Gefüge kann ich mir solch ein Szenario gar nicht vorstellen .

Ich selber möchte kein Ventil für Aggressionen sein
Ich selber habe auch null Libido wenn Stress in mir Aggressionen auslöst .

Ich versuche es mir gerade vorzustellen in welcher Form ich es zulassen würde .

An dem Punkt wird es bei mir nämlich zerstörend , da gewalt offenbarend .

Nicht ich, als Mensch löse Lust aus , Lust auf SM , auf Zweisamkeit
sondern der Stress bzw die Aggression , das würde ich auch nicht als Lust bezeichnen .
da ist die Grenze hauchdünn .


LG
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.