...
In der Eingangsfrage lese ich : "Was hilft euch nach dem Ende
der Beziehung?"
Nicht:
einer Beziehung.
Spielen Dauer und Tiefe der Beziehung denn gar keine Rolle?
Einige von euch schreiben, dass es mit Kindern dann schon etwas schwieriger wäre. Na immerhin.
Was mich bei meinem aktuellen Ding am meisten ärgert ist: Dass wir vor fünf Jahren schon einmal diesen Streifen hatten, wo ALLES in Frage stand. Und dass wir damals beide eine Reihe von - wie ich finde - sehr reifen Erkenntnissen hatten, die eigentlich jedweden "Trennungs-"gedanken für immer ad acta hätten legen müssen:
1) Dass eine echte Trennung gar nicht möglich ist, da wir ja wegen der Kinder sowieso ständig Kontakt haben würden müssen.
2) Dass wir nach einer potentiellen Trennung sowieso wieder auf denselben "Typus" hereinfallen würden.
3) Dass wir auch innerhalb der Ehe im Laufe der Jahre Veränderungen durchmachen; dass es also durchaus möglich ist, die Sehnsucht nach was Neuem, nach einem Anderen, jederzeit innerhalb dieser Lebensgemeinschaft auszuleben. Dass solche Häutungsprozesse Stress und Streit und Energie bedeuten, wäre klar, aber das wäre die Sache wert.
4) Dass Arbeit, Hobbies, Freunde, Sex, Alkohol, neue Schuhe oder sozialer Status eben KEIN Ersatz für das vom nicht-mehr-geliebt-werden angeknackste Selbstwertgefühl sind, sondern dass es immer und immer wieder darum geht, Selbstwert entweder aus anderen (spirituellen) Quellen zu speisen, oder eben das LEIDEN an diesem kaum noch vorhandenen Selbstwertgefühl anzuerkennen und zu leben. Weil erst hier wahre Leidenschaft beginnt.
5) Dass wir mit der Geburt des vierten Kindes vor knapp drei Jahren wirklich langsam mal die Arschbacken zusammenkneifen und unsere Kräfte schonen sollten, weil es biologisch unser Enkelkind hätte sein können.
"Boy, you're gonna carry that weight a long time." (Beatles)
Über all diesen Dingen empfinde ich derzeit einfach nur eine unglaubliche Wut. Nach Kübler-Ross wohl eine völlig normale Phase im Trauerprozess, aber wie lange soll die anhalten? In diesem Zorn verprelle ich mir auch noch die letzten Freunde im RL, die mir ihre Hilfe anbieten, und kann doch kaum aus meiner Haut.
Mein größte Befürchtung ist, dass die Schrunden, die dies alles in meiner Seele hinterlässt, es mir für die Zukunft völlig unmöglich machen, je wieder so unbefangen und offen auf einen anderen Menschen zuzugehen, wie ich mir das als Voraussetzung für eine neue Beziehung eigentlich wünsche. Falls solche Schrunden jemals heilen, so denke ich doch, dass die Dauer dieses Heilungsprozesses von der Dauer der Beziehung nicht ganz unabhängig ist. Nun gut, Charlie Chaplin soll ja auch mit 84 noch ein Kind gezeugt haben...
Zwei sehr sehr gute Menschen halten meinen Zorn aus. Die helfen.
Ansonsten die Musik.