Eine Frage der Perspektive und Selbstreflexion
Für mich ist die Unterschiedlichkeit, bzw. die Vermischung unterschiedlicher Ebenen, in der hier geführten Diskussion der Tatsache geschuldet, dass einerseits der TE frägt:
Wann ist man "Single", und wann nicht?
und andererseits der JC in den Kategorien des Profiltextes unter der Rubrik "Beziehungsstatus" als Auswahlmöglichkeiten die Kategorien "Feste Beziehung", "offene Beziehung" und "Single" angibt.
Ersteres ist zwar relativ neutral formuliert, es ist dabei jedoch unklar, ob die Fragestellung abzielt auf einen rechtlich relevanten sogennanten "Zivilstand" im Sinne von "Nicht verheiratet", "verheiratet" ( früher gab es da noch zusätzlich die Kategorien "geschieden" und "verwitwet").
Darüberhinaus gibt es die soziologisch-demographische Betrachtungsweise, die bei Wikipedia folgendermaßen bezeichnet wird:
Als Alleinstehender oder umgangssprachlich als Anglizismus als Single wird eine erwachsene Person bezeichnet, die ohne feste soziale Bindung an eine Partnerin oder einen Partner sowie ohne minderjährige Kinder im Haushalt lebt. Nach dieser Definition sind Alleinerziehende keine Singles. „Alleinstehender“ ist ein statistischer Begriff für Einpersonen-Haushalte, das Attribut „ledig“ eine amtliche Bezeichnung für Personen, die nie verheiratet waren, „Junggeselle“ eine umgangssprachliche Bezeichnung für denselben Sachverhalt.
Doch da das Leben ja bekanntermaßen bunt und vielfältig ist, gibt es eben auch noch einiges dazwischen, bzw. je nach Betrachtungsweise überschneiden sich diese verschiedenen Aspekte in Bezug auf ein und dieselbe Person, und eine sinnvolle Zuordnung hängt deshalb jeweils davon ab, welche dieser Betrachtungsweisen seitens der Mitdiskutierenden gerade jeweils eingenommen wird und welcher Aspekt gerade im Fokus der Betrachtung stehen soll.
Solange diese bestehenden Unterschiede nicht benannt sind und - idealerweise - von den AutorInnen der einzelnen Beiträge explizit gemacht werden, besteht meines Erachtens die Gefahr, dass wir hier aneinander vorbei schreiben, weil der/die eine auf einer bestimmten Ebene argumentiert und der/die nächste auf einer ganz anderen Ebene reagiert.
Ich selbst bezeichne mich in aller Regel als "Single", aufgrund der Tatsache, dass ich nie verheiratet war, alleine in einem Haushalt lebe, berufstätig bin und mich seit dem Verlassen des Elternhauses und Abschluss der Ausbildung seit jeher immer zu 100% selbst ernährt und finanziert habe und diese Lebensform bis heute Bestand hat und dies auch weiterhin so sein wird, wenn ich in wenigen Monaten altersbedingt mein aktives Berufsleben beenden und dann Rentnerin sein werde.
Dennoch lebe ich gleichzeitig in einer sehr glücklichen und festen Liebesbeziehung, was mit emotionaler Bindung, Verbindlichkeit und Loyalität einhergeht, und welche von beiden Seiten gleichermaßen auch gegenüber unseren beiden Familien, Freunden und der Öffentlichkeit von uns als "Lebenspartnerschaft" bezeichnet wird.
Mein Partner und ich leben ca. 4 - 6 Stunden Fahrt auseinander (je nach Verkehrsmittel) und führen eine Fernbeziehung. Er ist, in unser beider Verständnis, genau wie ich, ebenfalls Single, obwohl(!) er verheiratet ist und aus dieser Ehe einen Sohn hat. Denn die beiden Ehepartner leben seit mittlerweile 14 Jahren in getrennten Haushalten in zwei ca. 8 km voneinander entfernten Gemeinden, die Vermögensverhältnisse sind notariell getrennt, der Versorgungsausgleich ebenso notariell geregelt und festgestellt, alles einvernehmlich, und beide Partner sind sich bis heute persönlich zugetan und sehr freundschaftlich verbunden.
Der Sohn wohnte seit der Trennung bei der Mutter, da der Vater beruflich selbständig ist und ständig weltweit, häufig auch wochen- und monatelang unterwegs war und bis heute ist. Vor zwei Jahren zog der Sohn aus der mütterlichen Wohnung um in die väterliche, da der Platz dort im Vergleich zum Haus des Vaters, beschränkter war und er, seit der Aufnahme eines Bachelor- Universitätsstudiums, inzwischen selbständig genug war, um sich selbst versorgen zu können, und insgesamt eher seltener zu Hause war als davor.
Nachdem er inzwischen ein Masterstudium an einer norddeutschen Universität absolviert, ist er tatsächlich eh praktisch nur noch besuchsweise in den Semesterferien oder mal über ein Wochenende im väterlichen Haus anzutreffen. Zu diesen Zeiten gibt es dann jeweils auch immer gemeinsame Aktivitäten zu dritt, d.h. als Vater, Mutter und Sohn, da es über die ganzen Jahre nach ihrer Trennung hinweg beiden Elternteilen ein wichtiges Anliegen war, die Elternschaft auch konstruktiv und einvernehmlich gemeinsam wahrzunehmen, und das ist ihnen in meinen Augen auch beispielhaft gut gelungen, so dass sich der Sohn tatsächlich auch sehr gut und ohne aus der Trennung resultierende Traumatisierungen entwickeln und gedeihen konnte und heute zum in jeder Hinsicht erfreulichen und vielversprechenden jungen Mann herangereift ist, der aller Voraussicht nach sein Leben erfolgreich meistern wird.
Ich habe ein gutes, Verhältnis zum Sohn und auch dessen Mutter. Wir haben einander persönlich kennen gelernt und pflegen einen spannungsfreien, freundlichen Umgang.
Hier im Joyclub haben mein Partner und ich bewußt beide unsere Einzelprofile beibehalten, weil wir uns jeweils auch weiterhin als eigenständige, autonome Persönlichkeiten begreifen, die in erster Linie selbst- und eigenverantwortlich leben und handeln - als Singles.
Gleichzeitig sind wir einander in inniger Zuneigung fest verbunden und was Erotik und Sexualität betrifft auch ausschließlich gemeinsam unterwegs und verfügbar. Dies machen wir auch transparent, d.h. wir erwähnen es im Textteil unserer beiden Einzelprofile klar und eindeutig, um Missverständnisse möglichst gar nicht erst aufkommen zu lassen oder uns gar dem Vorwurf auszusetzen, hier unter falscher Flagge zu segeln, womit wir ab und zu konfrontiert werden.
Mein Leben als Single in innerer und äußerer Unabhängigkeit erachte ich daher keinesfalls als grundsätzlich defizitären Zustand, bei dem "irgendetwas Zentrales fehlt", das von einem potenziellen Partner beizusteuern wäre, um mein Leben zu komplettieren, sondern, ganz im Gegenteil, als die Voraussetzung für echte und rundum integre Bindungswilligkeit und -fähigkeit und die bewusste Entscheidung, mein Leben mit dem eines anderen Menschen zu verbinden, ohne ihm damit eine Last aufzubürden und ihm zuzumuten, dafür zuständig sein zu sollen, dass es mir gut geht und ich mich glücklich fühle.
Tantrissima