Ich glaube jeder nimmt das anders...
...mich hat das Thema mal in meinem recht unterschiedlichen Freundeskreis interessiert, weil da doch öfter Diskussionen drüber entstehen zwischen den "klassischen" treuen Paaren (die eindeutige Mehrzahl) und den Paaren, welche "offene" Ehen oder Partnerschaften haben.
Bei einem Grillabend habe ich damals mal vorgeschlagen, dass jeder für sich einmal seine 3 wichtigsten Dinge auf einen Zettel schreibt, die ihrer Meinung nach am wichtigsten sind für ihre Beziehungen und die dann auch nach Wertigkeit von oben nach unten. Das Ergebnis hat mich damals eher mal überrascht:
Die klassischen Treuen Paare hatten im Schnitt folgendes:
1. Treue zum Partner
2. Vertrauen
3. Verantwortung
Die offenen Ehen oder Partnerschaften:
1. Die Liebe zu einander
2. Offenheit
3. Ehrlichkeit
Was mich da etwas gewundert hat und so manche klassische Paare selber auch, war dass bei keinem einzigen von denen, das Wort Liebe auftauchte ihren Zettelauftauchte oder eben keiner dran gedacht hatte. Nur einer hatte "Ehrlichkeit" drauf stehen, was ich ebenfalls ungewöhnlich fand.
Sicher gab es danach eine heftige Diskussion. Die Blöße wollten sich die klassischen Paare nicht geben und meinten, dass die Liebe zueinander doch selbstverständlich sei und nicht sonderlich erwähnenswert. Ist sie das aber wirklich?
Da da nicht so wirklich ein Ergebnis bei raus kam, habe ich mir die Runde kurz angeschaut und nach etwas gesucht, was den Unterschied in der Wahrnehmung und im Selbstverständnis vielleicht klarer macht.
Die Paare in offenen Beziehungen saßen ausnahmslos sehr nah und eben auch direkt nebeneinander am Tisch, hatten die Hand auf dem Oberschenkel des anderen oder hielten eine Hand. Wirklich ausnahmslos alle klassischen Paare saßen getrennt mit mindestens einer anderen Person dazwischen, also eher weiter weg von einander. Ich hab dann darauf aufmerksam gemacht und alle schauten sich um, während ich meinte, daß genau das der für mich gefühlte Unterschied in Sachen Liebe sei.
Da war dann erst einmal etwas betretenes Schweigen angesagt und viele schauten fragend zu ihren Partnern. Das seltsame ist eben, dass man das nicht dran festmachen konnte, wie lange die Paare schon zusammen sind. Die offenen Ehen und Partnerschaften sind in dem Kreis, zudem die die am längsten zusammen sind und das teils erheblich. Die klassischen, treuen hatten da eher mehr Anläufe vorher (warum auch immer), bis was passendes dabei war. Also konnte das Phänomen eher nicht auf eine frische Verliebtheit zurück gehen... Eher auf eine sehr enge Verbundenheit, so wie ich sie mit meiner Frau gemeinsam erlebe und auch spüre. Eine andere Erklärung fiel mir da irgendwie nicht ein.
Natürlich haben wir das dann schnell wieder aufgelockert aber nach was weiß ich für endlosen Diskussionen, die bei uns von klassisch treuen Paaren eben oft deswegen in Gang gesetzt worden sind, war das das erste mal, dass die überhaupt kurz sprachlos waren und so einen Eindruck davon bekommen haben, wie das eben auch anders funktionieren kann.
Später am Abend gab es dann auch noch andere auffällige Unterschiede schon in der Wortwahl. Da ging es irgendwie um die Freiheiten, die der jeweilige Partner hat (so eigenen Interessen nachgehen zu können usw). Die klassisch, treuen Paaren sprachen dann eher davon, dass sie ihrem Partner etwas "erlauben" und die offenen Paare davon, dass sie ihrem Partner etwas "gönnen." Irgendwie ist mir das in dem Zusammenhang aufgefallen aber verstanden habe ich das jetzt nicht so, warum das so ist.
Ich meine schon, dass sich die klassischen, treuen Paare lieben aber irgendwie auf eine ganz andere und mir sehr fremde Art. So als ob das zwei völlig verschiedene Dinge zu sein scheinen und dennoch funktioniert auch das unter der Bezeichnung "feste Beziehung", so wie eben andere Lebensmodelle wohl auch. Vielleicht ist auch nicht das "wie" entscheidend sondern das "ob überhaupt".