Sone und solche.
Vielleicht sollte man da spaßeshalber differenziert betrachten. Grundsätzlich muß man sagen, daß "eigene Meinung" jedem zusteht, und die auch in gewissen Grenzen frei geäußert werden darf. Trotzdem kann man über Meinungen streiten
Nehmen wir als Beispiel mal Gott, oder, weil Gott nicht für alle greifbar ist, Schokoladenkuchen. Ich könnte also der Meinung sein, daß es Gott gibt, oder daß Schokoladenkuchen gut schmeckt. Das ist also mein Verhältnis zu einem Umstand oder einer Sache, mein Ergebnis meiner kognitiven Leistung. Es betrifft nur mich, und ist damit innenbezogen.
Wenn ich diese Meinung jetzt äußere, und damit auf jemanden treffe, der Schokoladenkuchen zum abgewöhnen findet, dann läßt sich der Meinungsstreit nicht objektivieren. Jedenfalls nicht letztlich. Klar, man könnte empirisch statistisch Beweis erheben, aber Geschmack ist eben Geschmack. Da könnten auch zwei Blinde über die Farbe Blau disputieren.
Ich könnte aber auch weiter gehen, und der Meinung sein, daß Schokoladenkuchen nicht nur gut schmeckt, sondern ich auch deshalb unheimlich viel Schokoladenkuchen essen sollte. Wenn ich dieses innere Verhältnis jetzt äußere, erlebe ich etwas. Und zwar teilweise Objektivierung. Da wird zwar immer noch hinten links einer aufstehen und brüllen, daß Schokoladenkuchen nicht schmeckt, aber vorne sitzt vielleicht noch jemand, der dem Schokoladenkuchenkonsum nicht grundsätzlich abgeneigt ist, aber zu bedenken gibt, daß Schokoladenkuchenkonsum ‘ne katastrophale Ernährungseinseitigkeit ist, die darüber hinaus das Gebiss ruiniert. Es wird also nicht das Ergebnis als solches in Frage gestellt, sondern das Ergebnis als Folge möglich falscher Herleitung, oder unverständiger Abweichung von einer objektiven Norm. Ich würde mir also sagen lassen müssen, vielleicht eine gesundheitsmuffelige Naschkatze oder geistig etwas einfach gestrickt zu sein, meine Meinung wird mir keiner zu nehmen suchen.
So, und weil das bisher alles so schön geklappt hat, weite ich meine Meinung noch etwas aus und finde, daß weil Schokoladenkuchen gut schmeckt, alle Schokoladenkuchen essen müssen sollen. Und da haben wir dann ein Problem. Ich kann natürlich weiterhin der Meinung sein, es wird welche geben, die Schokoladenkuchen immer noch nicht mögen, und welche, die dem unter gesundheitlichen Gesichtspunkten skeptisch gegenüberstehen. Allerdings begebe ich mich ein Stück weit der Innenbezogenheit, wenn ich den Bezugspunkt meiner Meinung ändere und nicht nur subjektive, sondern auch objektive Richtigkeit für meinen „Wahrheitssatz“ beanspruche. Dieses objektive Element läßt sich nämlich vollständig am objektiven Wertesystem messen und damit – im Schokoladenkuchenfall – auch verwerfen. Es ist nämlich nicht richtig, daß jeder die Kosten-/Nutzenwertung gleich der meinen vollzieht.
Die Kollision zweier subjektiver Elemente wird sich als Meinungsstreit demnach nicht objektiv lösen lassen. Die Kollision zweier objektiver Elemente dagegen schon. Und ganz ehrlich, warum sollte man das nicht tun? Die Meinung verbleibt einem doch unbenommen, lediglich der objektiven Vertretbarkeit geht man verlustig, wenn der objektive Wahrheitssatz sich als falsch herausstellt. Wo ist da das Problem?