"Guter Sex" (so wie Gernot ihn sucht) ist für mich nicht abhängig davon, ob
• im Dunkeln oder im Hellen
• im Schlafzimmer oder im Wohnzimmer oder im Park
• unter der Bettdecke oder auf der Bettdecke
• mit ohne ohne oralem Anteil
Ich definiere "guten Sex" (den Begriff mag ich generell nicht!), danach, ob er beide erfüllt und befriedigt hat - körperlich und emotional. Und da muss es noch nicht einmal unbedingt ein Orgasmus sein! Selbst ohne Orgasmus kann ein intimes Verschmelzen mit einem Partner für mich absolut erfüllend und befriedigend sein, wenn er es schafft, mich in der Erregung auf eine gewisse Ebene zu heben (und dabei ist mir auch der Partner selbst sehr wichtig!, das würde nicht mit jedem x-beliebigen gehen, selbst wenn er dasselbe tun würde; der Kopf spielt da eine große Rolle!).
Dabei ist es im Prinzip unabhängig davon, WIE und WO er das schafft.
Schade ist es natürlich für die Personen, die nur durch ganz bestimmte Praktiken (z.B. NUR durch OV) eine sexuelle Befriedigung erlangen können. Ihnen entgeht dann einfach vieles.
Meine Orgasmusfähigkeit ist auch sehr eingeschränkt; das geht auch nur durch bestimmte Reize. Aber eine sexuelle Befriedigung mache ich nicht von einem Orgasmus abhängig und somit ist für mich die sexuelle Erfüllung mit dem richtigen Partner auch auf vielfältige Weise möglich.
Ein Problem hätte ich damit, wenn mein Partner auf die sexuelle Befriedigung durch einen Orgasmus derart fixiert ist, dass er erwartet, dass ich genau diese Praktiken mitmache, die er unbedingt braucht, auch wenn ich sie eigentlich ablehne. Bestimmte Dinge wären für mich ein NoGo (ohne verklemmt wirken zu wollen). Manches liegt auch eher im Bereich "könnte ich mir ab und zu mal vorstellen, aber nicht jedesmal".
Zudem würde ich mich bei diesen Erwartungen (und Forderungen) meines Partners als Objekt fühlen und nicht als geliebtes Subjekt, als Frau, die er tatsächlich als Partnerin in ALLEN Lebensbereichen ansieht.
Da ich aber auch niemanden seine Vorlieben abstreiten und verbieten möchte, würde das dann eben auch nicht für eine Partnerschaft funktionieren. Insofern ist es schon wichtig, die sexuelle Kompatibilität als NUR EINEN Berich abzuklären (aber nicht nur; auch in anderen Bereichen muss es für mich kompatibel sein).
Ich sehe aber 10 Wochen Annäherung nicht als vertane Zeit. Wenn man sich dann emotional schon so nahe kommt und Gefühle für den anderen aufbaut, dann ist man auch viel eher bereit, Kompromisse einzugehen - in der Form, dass man auf etwas auch mal verzichten kann, oder sich auf etwas einlässt, was man noch nicht so gut kennt und sich bisher nicht vorstellen konnte, oder dass man sich sexuell einander nähert (jeder geht ein, zwei Schritte aufeinander zu, macht Abstriche oder Kompromisse), was man ohne diese 10 Wochen Kennenlernzeit vielleicht nicht für möglich gehalten hätte.
Kommt mir jemand gleich am Anfang mit seinen sexuellen Wünschen, Vorlieben und Forderungen, ist er bei mir schon mal so gut wie unten durch, zumindest wenn sie nicht meinen Vorstellungen entsprechen. Die Chance des Aufeinanderzugehens und Kompromisssuchens ist damit dann auch vertan.