Erzwungene Enthaltsamkeit, wie kommt ihr damit klar?

Obwohl die Frage recht einfach klingt, finde ich die Antwort darauf recht schwierig. Jedenfalls für mich. Voll beweglich, sportlich und trotzdem schwerbehindert. Seit 20 Jahren muß ich mich selber katheterisieren und oft hab ich einen Dauerkatheter mit Beutel dran. Wie soll das gehen? Dazu bin ich impotent und in diesem Zustand fällt auch die Masturbation mehr oder weniger flach. Man versuche das mal mit Dauerkatheter und ohne Erektion. Lust ist da, keine Frage, nur wie?
Es ist ein Teufelskreis, den ich nicht auflösen kann. Jedenfalls nicht, wenn ich einen Dauerkatheter hab. Sonst gibt es ja noch die schönen SKAT-Spritzen und die funktionieren wunderbar. Aber die "erzwungene Enthaltsamkeit" macht es schwierig und wenn Frauen erstmal merken, dass MANN wirklich impotent ist, wird es auch nicht grad leichter. Und wer kuschelt schon gern mit einem Kerl, aus dem ein Plastikschlauch heraushängt? Ein Zustand, in dem ich mich nicht mal selber leiden kann.

glaubst du, oder sagen das potentiell interessierte frauen? letzteres würde mich sehr wundern.

dauerkatheter oder gar stoma sind natürlich erst mal ziemlich befremdlich, wenn man noch nie damit zu tun hatte und sich da nen sexuellen kick daraus zu holen, ist man vermutlich schon sehr im speziellen kliniksex zuhaus, aber…auch hier gilt: wer sich auf sexuellen kontakt mit dem betroffenen einlassen kann, kann das sehr wahrscheinlich auch ausblenden. die zahl derer, die das können und selbstverständlich tun, wird deutlich geringer sein, als die, die das erst mal für sich ausschließen…

tja, aber selbst in "normalen" beziehungen kann man irgendwann mit dem thema konfrontiert werden, kurzfristig oder dauerhaft. und da vermute ich, dass sich partner deshalb nicht sofort trennen oder sexualität nur allein deshalb komplett einstellen, sondern sich sehr wohl damit arrangieren können.

für mich selbst kann ich sagen: ich seh die dinger praktisch nicht mehr. im pflegealltag begegnen einem soviele katheter- und stomavarianten, keine davon bezieh ich direkt auf den menschen…das ist ein hilfsmittel. vielleicht nicht das schickste accessoire, das man mit sich führen kann, aber es macht den träger nicht aus. gehört halt routinemäßig versorgt. spätestens nach dem dritten mal hab ich mir keine gedanken mehr darüber gemacht.

und selbst wenn ich mir gedanken darüber mache, mich bewusst frage, ob ich mit nem kerl, aus dem ein schlauch raushängt, was anfangen könnte - wenn der schlauch nicht an ner bong dran hängt - find ich den gedanken nicht völlig abwegig.

aus meiner warte bin ich zwar grundsätzlich froh, dass ich im privatleben noch hauptsächlich mit "gesunden" menschen zu tun habe, der pflegerisch-medizinische aspekt mir nur beruflich begegnet, sonst käm ich mir wohl etwas überfordert vor, denk ich, aber wenn…wenn etwa mein partner plötzlich auf irgendwelche hilfsmittel angewiesen wäre (die überlegung macht man sich durchaus, wenn man stets damit konfrontiert ist, wie schnell im leben unfälle passieren oder krankheiten ausbrechen können, mit denen man nicht gerechnet hat) dann wär auch der schlauch kein grund, ihn nicht mehr anziehend zu finden.

abturnend wär viel eher, wenn er nicht akzeptieren und glauben könnte, dass ich es akzeptieren könnte oder jedenfalls versuche. die "man kann mich so nicht gern haben"-haltung wäre langfristig eher ein trennungsgrund. die zermürbt den anderen, nicht n stück plastik.


äh…und nicht dass das so ankommt: ich sag nicht "alles kein problem" und dass eh jeder eine chance hat und sich diese behinderten doch bitte nicht so anstellen sollen. allerdings denk ich, dass gänzlich negative erwartungshaltung die lage nicht verbessert.

neeee, nicht jeder mensch ohne behinderung schließt menschen mit behinderung komplett aus seinem pool potentieller parter für sexuell gefärbte interaktion oder auch beziehung aus. allerdings muss das auch umgekehrt angenommen werden können. sonst finden sich die königskinder nicht. was ja auch blöd ist,

Stimmt schon, es gibt Schlimmeres.
Aber nicht mal masturbieren zu können ist echt ein Problem.
Ich könnte mir zwar ein Spritze setzen.
Nur dann renn ich zusätzlich zum Dauerkatheter noch 5 Stunden mit einer Erektion herum und ich weiß nicht, ob der Katheter überhaupt lang genug ist. An solche Experimente hab ich mich noch nie herangetraut.

Empfindet ihr, die ihr hier schreibt und eine körperliche Behinderung habt, andere behinderte Menschen als attraktiv?

Der kleinwüchsige Sänger Thomas Quasthoff hat eine wunderbare Stimme ... und damit ist er für mich attraktiv.

Vorgestern habe ich auf arte eine Reportage über Tanz gesehen und in dieser Folge waren alle möglichen "experimentellen" Tänzer und Choreographen , die z.B. alte Tänzer einsetzten oder leicht übergewichtige. Die also die Sehgewohnheiten des Publikums herausforderten.

Da war ein Tänzer/Choreograph mit Buckel, den ich auch sehr attraktiv fand in der Art, wie er seinen Körper einsetzen konnte. Ein anderer hatte keine Beine und tanzte mit einer jungen, nicht behinderten Tänzerin ... und das hatte jede Menge Erotik.

Also, mir wurde wieder klar, wie brüchig und fragwürdig das mit dem "offiziellen Schönheitsideal" ist.

Ein toller Fernsehbeitrag zum Thema

Hallo Charriere,

ich habe einen hohen Querschnitt und daher auch "so Blasen- und Inkontinenzgeschichten".

Der Katheder dürfte lang genug sein. Was ist mit Viagra? Die Generika kosten heutzutage 5 Öre für 100 mg. Da hast du auch lange was von einer Pille, aber nur bei Stimulation, mechanisch noch eher als nur Kopfkino.

Skatspritzen finde ich wegen der Injektion gräuslig. Aber haben die bei dir echt sone lange Hammerwirkung?

Gruß Christof

Da könnte man auch noch viel später das erste Mal nochmal völlig neu erleben.




Ich habe das, was ich meine anscheinend nicht korrekt ausdrücken können.
Viele Menschen, selbst die in Partnerschaften leben können oftmals ihre Sexualität nicht so aus- und erleben, wie sie sich das wünschen würden.
Es besteht sozusagen ein sexuelles Defizit, was oftmals ( vor allem von Männern ) durch sexuelle Dienstleistungen kompensiert wird.

Ob nun die sexuelle Neigung der Grund ist, oder andere Gründe ist erst mal gleichgültig, aber der Hauptgrund, warum dies über bezahlte Dienstleistungen geschieht, ist der, dass Frauen viel seltener als Männer rein sexuelle Kontakte suchen.

Aus diesem Missverhältnis (Frauenmangel) heraus existiert Prostitution überhaupt.
Würde kein Mangel an potenziellen Sexpartnerinnen bestehen dann wären sexuelle Dienstleistungen völlig überflüssig.
Freier sind ja nicht Männer die hässlich sind oder grundsätzlich keine Partnerin finden würden im Gegenteil der größte Teil der Freier sind keine Singles.

Mit unfair meinte ich also die Tatsachen zu verschweigen oder kleinzureden, dass es kaum Frauen gibt, die rein sexuelles Interesse an einem Mann haben, ob der nun behindert ist oder nicht.

Geht es also darum, ein rein sexuelle Interesse zu befriedigen, dann ist das für jeden Mann schwierig zu finden, wenn er mit offenen Karten spielt.

Ich hoffe ich konnte etwas besser verdeutlichen, was ich meine.

Selbstzweifel mit einer Lüge auflösen liegt mir nicht.
Du bist fett ..... kann netter sein, als ..... Nein du bist nicht dick nur etwas mollig.
Denn es macht Wege frei.
Diese ganzen Tabus sind doch entstanden durch Beschönigen der Sachlage, damit sich viele Menschen nicht der Realität und den Tatsachen stellen müssen.
Dadurch wurden und werden unmenschliche Zustände gefördert.

Ein Pfleger oder eine Pflegerin die sich auch sexuell um Menschen kümmern


sind doch nicht alles Menschen die Menschen missbrauchen.

Da muss noch so einiges bewegt werden


im denken der Gesellschaft.

@****ses
Also wenn ich so an mir herunterschaue ... was soll ich sagen. Sieht eher nicht so prickelnd aus. Möchte es eigentlich nicht gerne sehen und kann mir gut vorstellen, dass es anderen auch so geht.

@*****tof
Hast Recht. Was soll schon passieren. Ja, die SKAT-Spritzen funktionieren bei mir prächtig. 4-5h sind auf jeden Fall drin. Aber was solls. Im Moment halt Dauerkatheter und da brauch ich auch keine Spritzen. Viagra macht bei mir nur schrecklichste Kopfschmerzen.

habe ich ein paar Fragen:

Dauerkatheder... kannst Du Dich nicht selbst katheterisieren? Und wenn wg. einer Blasenentzündung z.B. das temporär nicht möglich ist - wäre da ein externer Katheter via Bauchdecke nicht komfortabler?

Wenn der Partner längerfristig keine Lust hat

Das Thema der "erzwungenen" Enthaltsamkeit holt in grundsätzlich monogam angelegten Beziehungen sehr viele Paare ein. Ich hoffe, dass der Link jetzt nicht deplatziert wirkt. Trösten soll er nicht.

Mein bescheidenes Fazit scheint zu sein: sexuelle Attraktivität ist stark mit dem Gefühl des individuell begehrt werdens verbunden und zwar unabhängig davon wie jemand äußerlich ausgestattet ist. Es ist quasi eine gewisse emotionale Schwingung. So wie in "ziemlich beste Freunde" auch thematisiert. Unbekanntes schriftliches kennenlernen und toll finden führt über die körperliche Hürde der extrem hohen Querschnittslähmung rüber.

Im Zweifel weniger "Ehrlichkeit" vorab, sondern erstmal das schriftliche Wirken lassen? Sich einfach als "Person" bewegen und die Einschätzung der "Attraktivität" dem anderen überlassen. Schwindeln mein ich jetzt nicht. Aber vielleicht etwas weniger aufs Tablett?

@ Ahja


Also sorry....natürlich gibt es auch genügend hässliche ,fette oder ungepflegte Freier!
Das was du hier schreibst,ist ja wohl auch ein Schönreden der tatsächlichen Situation.
Rede mal mit Prostituierten...Keine Escort Ladies oder Frauen,die in Häusern arbeiten. Sondern mal mit *Bordsteinschwalben*.Die haben genügend Freier ,die sie privat niemals auch nur mit Handschuhen anfassen würden.
Die wenigsten Ladies haben gut aussehende Georg Clooneys als Freier...-noch die Freiheit,sich ihre Freier nach dem persönlichen Geschmack heraus zu suchen...
Und es gibt genügend Männer,die auf dem freien Markt keine Frau finden würden,die sich gratis sexuell auf sie einlässt.


Auch hier muss ich mal heftigst widersprechen...Frauen haben sich emanzipert in den letzten Jahren... Und es gibt tatsächlich einige Frauen,die ein rein sexuelles Interesse an Männern haben. Die keine Beziehung leben und auch mit keinem Mann zusammen leben wollen. Darum gibt es auch immer mehr Frauen,die gezielt nach fest liierten Männern suchen,die auch nur eine rein sexuelle Beziehung wünschen.


Sehe ich wie gesagt vollkommen anders! Es gibt genügend Frauen,die dasselbe suchen. Vielleicht ist das Problem,dass eventuell sehr wenige Männer wirklich mit offenen Karten spielen (wollen).


Nun...dass etwas ethisch umstritten ist,heisst ja noch lange nicht,dass man einen Missbrauch unterstellt.
Ich gebe ehrlich zu,dass ich es irgendwie seltsam finden würde,wenn eine Pflegerin oder ein Pfleger,der für´s medizinische Versorgen, Waschen, Füttern etc. zuständig ist,in einer sexuellen Art und Weise mit einer Person umgehen würde.
Ich finde ehrlich gesagt nicht,dass da etwas bewegt werden muss.
Denn das würde in meinen Augen Grenzen überschreiten,die nicht überschritten werden sollten. Der Gedanke gefällt mir nicht.

LG,Eva

@****TNA

Doch, doch. Ich muß mich ja selber katheterisieren. Je nach Trinkmenge 4-6 x täglich. Da ich nicht merke, wenn die Blase voll ist, also nach Uhr ... so alle 3 Stunden.
Dafür gibt es schicke Einmalkatheter und mit denen lebe ich seit fast 20 Jahren.
Nur manchmal sind Dauerkatheter einfach praktischer und ich gebe es zu, die Ärztin hat es auch akzeptiert, manchmal geht mir diese Katheterisiererei auf die Nüsse. Manchmal hasse ich es, mir alle 3 Stunden so ein Teil reinschieben zu müssen, in manchen Situationen ist es unpraktisch ... und dann bin ich froh, wenn ein Dauerkatheter gelegt wird. Dann muß ich zwar auf Sex und einige andere Dinge verzichten, brauche mich aber nicht zu katheterisieren. Diese Form der erzwungenen Enthaltsamkeit hat halt auch ihre zwei Seiten.
Nur mit den Dauerkathetern traue ich mich nicht selber. dafür brauche ich eine Krankenschwester.

und Mädels,

Urinalkondome sind ein Mittel. Kennt ihr das hier nicht?

Drüberrollen - Anschließen - Pinkeln in Beutel/Flasche/PIPAPO USW.

Was ist das Problem. Ich "mach mir seit 34 Jahren in die Hose". cc

harninkontinenz und blasenentleerungsstörung sind nicht automatisch dasselbe. wenn blase und blasenschließmuskel aus irgendeinem grund streiken und nix mehr rauslassen, ist auch das urinalkondom nutzlos.

mit Hilfestellung wie Sphincterbehandlung mit Botox, wobei endoskopisch mit einer hauchdünnen Nadel oben , unten, kinks und rehcts in den Schließmuske Botox injeziert wird, ist die Blasenentleerung zumindest versuchsweise mal ab zu checken. Da muss man zwar alle 4 bis 6 Monate nachlegen, doch bei mir lief es so gut, dass ich manchmal die Dicken tropfen auch schon nicht mal wollte. Wohl verstanden, es lief einfach raus.

Außerdem ist eine Spincterotomie, also eine Einkerbung des Schließmuskels möglich. Das ist eine so genannte Einkerbung des Schließmuskels. Der Schlitz wächst auch wieder zu und vernarbt. Außerdem weiß ich nicht, ob es derzeit noch state of the art ist.

LG Christof

okay, von op war davor noch nicht die rede. ich hab`s auf das urinalkondom allein bezogen. das kann man sich aufsetzen, wenn die blase nicht mitmacht.

Irgendwie kommen wir vom Thema des TE weg....
Wäre schön,wenn wir mal von Blasenkathedern usw. dazu zurück kommen könnten.

LG,Eva

Ist schon okay, im weitesten Sinne passt es ja zum Thema.

auch.

Alternativen zu nennen, kann Wege öffnen.

Konntest du dir den ein Herz fassen und mit deinem Paps sprechen?

Hi liebe Leute

Es ist durchaus immer einen Versuch wert, mit Menschen das Gespräch zu suchen. Doch man kennt sie ja, und weiß, wo deren Grenzen sind.

Die ersten drei Jahre nach meinem Unfall, mit 18 Jahren, pflegten/kümmerten/waren für mich da, meine Mutter, sowie meine Schwestern von zuerst 12 und 14 Jahren.

Keiner von uns war der Situation gewachsen.
Die Freude, den Sohn und Bruder noch lebend auf der Weltt und wieder im Familienkreise zu haben, machte allen, dann auch mir, guten Mut.
Der Alltag ist aber höchst erosiv für diesen Gemütszustand.

Meine Mutter schlecht zu machen, liegt mir fern. Doch wenn der "Haushaltsvorstand" ausgesprochenes Platzhirsch- und Alphatierverhalten forciert entwickelt, es darf noch nichtmal jemand einen Topf auf den Herd stellen, um Pudding anzurühren usw. (Shitstorm: Mach die Küche nicht schmutzig!); da waren für mich Gedanken an Zivis oder so passé.

Und ich ging täglich zur Schule, konnte mit Fahrdienst das Abi machen.
Das halbe Jahr danach bis zu Studium und meinem Auszug waren für mich überwiegend deprimierend. Außer technischen Ansagen gab es keine persönliche Kommunikation.

Und als ein Kumpel aus der Nachbarschaft mit mir und dem vollgepackten Sprinter meinen Umzug ins 350 km entfernte Studienstädtchen fuhr, ich hinten drin, da fragte ich ihn: "Kommen die denn ohne mich überhaupt klar?" Er antwortete: "Ach Christof, die kommen weder mit dir noch ohne dich klar."

Das war für mich ein dermaßen befreiender Gedanke. Und außerdem: Et is wie et is, et kütt wie et kütt un, et het noch immer jut jejange.

Lieber Asmo, wenn du externe Unterstützung zur Verwirklichung deines persönlichen Budgets brauchst, - besser heute als morgen. Einzelheiten dazu hatte ich dir ja schon geschrieben.

Bis bald, Christof

Noch habe ich mit meinem Vater nicht darüber gesprochen, die Situation war einfach noch nicht gegeben. Es ist immer noch schwierig irgendwie.

Aber aktuell bin ich eh wieder in einer Phase, wo ich mich versuche nicht zu viel mit dem Thema Zweisamkeit zu beschäftigen, deprimiert mich im Moment alles zu viel.

Lass das Gewitter durchziehen. Dein Körper wird nicht ewig schlechte Laune Hormone ausschütten.