So, noch was Ernsthaftes mal zu ...
Ich denke, die Schubladen machen wir ganz automatisch immer wieder mal auf. Zu sehr sucht der Mensch nach bekannten Mustern, nach Kategorien, nach wiederkehrenden Ähnlichkeiten. Es hilft ihm dem Hirn nicht zuviel aufzuhalsen und eben schneller Einschätzungen vornehmen zu können, womit ja letztlich jede Menge (Lebens-)zeit gespart wird.
Ich glaube nicht dass Schubladendenken soo verwerflich ist. Wohl aber, wenn man ihm zu große Bedeutung zumisst.
Auf den jetzigen Fall gemünzt: Ja, es gibt sie, diese "Bonsaidoms" (nach der Erklärung finde ich den Begriff übrigens ziemlich gelungen), die größer und härter sein wollen als sie eigentlich sind. Man kann sich über sie sicher auch aufregen.
Aber, und das ist ein großes Aber, sie in diese Schublade werfen tut niemandem weh. Wer sich selbst durch sein Verhalten in eine Schublade bugsiert braucht sich nicht zu wundern dass andere sie entdecken.
Gefährlich wird's, wenn die Schlußfolgerungen früher entstehen als es ihnen gut tut.
Also solche Sachen der Sorte "sieh mal, der sieht so aus wie der andre der ja nachweislich so ein Möchtegerndom ist, also ist er auch einer!" - nein, ist er nicht unbedingt. Erst durch sich selbst disqualifizierendes Verhalten wird er es.
Wenn ich also z.B. so manch junges Gothicvolk, vollgepackt mit optischen Klischees, in die Schublade "arroganter Goth" werfe, dann habe ich da mal so gar keine Bedenken. Die wollen das ja auch so: Unnahbar sein, mehr goth als der Rest, usw. - aber ich werde den Teufel tun von denen auf alle zu schließen, die ähnlich gekleidet sind, denn wenn sich selbige anders verhalten, dann passt ganz schnell diese Schublade nicht mehr. Also gehören sie dann dort eben auch einfach nicht rein.
Last not least möchte ich sagen, dass es auch Menschen gibt die nicht aus Mutwilligkeit voll den Harten machen, sondern aus Unsicherheit.
Also eben Leute die ihre Dominanz ganz frisch entdeckt haben und glauben, es würde von ihnen erwartet, dass sie sich so unnahbar geben.
Diese dann mit Schimpfworten zu belegen ist nicht wirklich eine feine Note.
Nein, da wäre eher ein Nachhaken angebracht und die Konfrontation damit, dass dieses voll böööse gar nicht not tut, ja, nicht einmal Voraussetzung für das Dom-Sein ist.
Man kann ja Menschen ruhig in diverse Schubladen stecken.
Aber man sollte ihnen auch Gelegenheit geben, dort wieder rauszukrabbeln.