Friedhof der Kuscheltiere
Ein Kuscheldom ist eine besondere Spezies der Gattung "Kuscheltier", wie mich "Brehm's Tierleben" belehrt.
Kuscheltiere sind aus Plüsch gefertigte Objekte, oft mit "Knopf" im Ohr, die kleinen Mädchen die Angst vor dem Gewitter nehmen und sie über den Schmerz, von Mama schon wieder nicht verstanden worden zu sein, hinwegtrösten. Dasselbe gilt für kleine Jungs, allerdings streiten die diese innige Beziehung ab dem Alter von zwölf Jahren kategorisch ab.
Mein Kuscheltier war (logischerweise, denn ich bin Dom) ein Tiger, ca. 50 cm lang, den mein Grossvater bei einer Volksfestlosveranstaltung für mich erlost hatte. Er war ein besonderer Tiger: er hatte nur drei Beine. Der Hersteller hatte beschlossen, das rechte Hinterbein wegzulassen, da man beim Tiger dieses Bein in seiner liegenden Position sowieso nicht sehen könne.
Kuscheldoms sind Kuscheltiere in Menschengestalt, mit Reitpeitschen in der Hand, die nicht nur die oben beschriebene Funktionen besitzen (wie den Mädchen die Angst vor dem Gewitter zu nehmen), sondern zusätzlich jungen Mädchen rechtzeitig adäquates Rollenverhalten sanft-spielerisch-träumend beibringen können. Insofern sind Kuscheldoms i.d.R. mit dem Prädikat "pädagogisch wertvoll" belegt. Nach meinen Informationen fehlt allerdings noch der blaue Umweltengel. Die das Abzeichen vergebene Organisation ziert sich noch ein wenig.
Dabei bin ich überzeugt, dass Kuscheldoms genauso biologisch abbaubar sind wie mein Tiger. Als ich eines Tags Mamas scharfes Küchenmesser klaute, um mal nachzusehen, wie mein Tiger innen drin ausschaut (früh übt sich, wer ein Dom werden will), stellte ich ernüchtert fest, dass sich darin das befindet, was sich auch in vielen menschlichen Schädeln nachweisen lässt: Stroh -----.
stephensson
art_of_kuscheln