Werde oft gefragt,
ob ich mich jetzt 2 Jahre nach meiner Trennung nach einer 23jährigen
Partnerschaft nicht einsam fühle.
Nein einsam fühle ich mich nicht.
Die emotionale Entwicklung die ich in diesen 2 Jahren durch gemacht habe ist doch sehr groß, wenn ich bedenke das ich bereits mit 18 eine Partnerschaft hatte die bis zu meinem 41 Lebensjahr gehalten hat.
Das ist dann nicht vergleichbar mit dem Gefühl das jemand hat der relativ viele Partnerschaften in dieser Zeit hatte, und lässt sich auch nur sehr schwer beschreiben.
Versuche es mal in Phasen auszudrücken.
1.Phase
Die große Freiheit
Das ganze Leben über stand im Vordergrund das alles und jede Entscheidung doch irgendwie gemeinsam getroffen wird, und immer wieder zu Kompromissen und Nachgeben führt, Rücksicht nehmen, Dinge tun die man nicht unbedingt will aber für den Partner gerne macht, Termine, Zeitplan, welchen Urlaub, ja auch Kleinigkeiten
Wie Essen, Fernesehprogramm, Tapete, Möbel, Auto, eben alles .
Und von einem Tag auf den anderen kannst du machen was du willst.
Das ist schon ein tolles Gefühl, am Anfang.
Und das ganze Leben wird nur noch auf die Stillung dieses Bedürfnisses konzentriert , es ist wie ein Rausch, und der verlangt danach ausgelebt zu werden.
2. Phase
Die Ernüchterung
Irgend wann ist der Rausch der Freiheit vorbei, du warst Nächtelang unterwegs, hast geflirtet was das Zeug hält, hast neue Leute kennen gelernt, dich von Dingen getrennt die du nicht mehr sehen konntest, gemeinsame Freunde nicht mehr getroffen weil du sie eigentlich nie treffen wolltest, es auch dem einen oder anderen gesagt, denn Kühlschrank neu bestückt, ne neue Matratze gekauft, die Wohnung umgestrichen, deine Lieblingsmusik nächtelang laut gehört, da geschlafen wo es sich eben gerade ergeben hat.
Und plötzlich ist der Rausch vorbei.
Du siehst Paare wie sie mit einander Schmusen, wie sie sich necken und siehst wie sie sich ergänzen und austauschen, blind auf einander verlassen, sich eben einfach haben und sich alles teilen.
Du siehst viele Paare die sich anfeinden, sich betrügen, sich ausnutzen, Machtspiele, neben einander her leben.
Dümpeln und sich einfach treiben lassen.
und das ist der Punkt.
Jetzt bist du ein Außenstehender in der Gesellschaft der glücklichen Familien, der frisch verliebten, der Harmonie, der Zweisamkeit, aber auch der Verlogenheit , der schöne heile Welt Seifenblasen, und bist viel damit beschäftigt dein Umfeld zu analisieren .
Erstaunlich das die Veränderung des eigenen Lebens, einem einen ganz anderen Blickwinkel auf die Menschen in seiner Umgebung preis gibt.
Keine Angst ich weis genau was ihr jetzt denkt, nur zu gern gebe ich zu, dass es doch immer auch meine Welt war.
Natürlich habe ich dieses Spiel mit gespielt und jeder der in einer ähnlichen Situation war kann das nachvollziehen.
3. Phase
Die Reise ins Ich
Jetzt ist es so weit, du bist endlich an dem Punk angekommen wo du dich
fragst, „ was ist eigentlich mit mir?“ die von einigen hier beschriebene Einsamkeit führt irgendwann dazu auch sehr intensiv in sich selbst rein zu sehen.
Am Anfang ist das sehr schmerzlich, wenn man es richtig macht, und sicher eine der schwierigsten Phasen, wenn das eigene ich so langsam vor einem erscheint und sich
herausstellt das da gar nicht alles so toll ist.
Wiedersprüche, Verzettelungen, Anfänge, nicht zu Ende gedachtes, Verworfenes, Überheblichkeit, Selbstgerecht
Denken und handeln, Zuhörbereitschaft, Toleranz, Aggressionen, falscher Stolz, falsches Mitleid, unehrliche Antworten, usw.......
4. Phase
Die Erkenntnis
Das was ich an vielen Singles die es gern sind so bewundere, innere Ruhe, sein Leben leben, eine ausgewogene Lebenseinstellung zu sich uns seiner Umwelt entwickeln.
Freundinnen zu haben, ohne sexuellen Hintergrund, hatte ich vorher nie, weil es gar nicht möglich gewesen wäre .
Nicht dem Strom folgen, wie ein Schaf in der Herde mitlaufen, ein Buch lesen weil mir danach ist, und nicht nur aus Langeweile.
Freitag Abend mal nichts mit den Freunden zu machen , einfach so, nach Hause kommen und abschalten.
Sich eingraben übers Wochenende, ein Wochenende in ne andere Stadt fliegen, und sich inspirieren lassen.
Dinge tun die ich schon immer mal machen wollte.
Der Vorstellung einer neuen Partnerschaft ein Gesicht geben, und es muss passen, und zwar richtig passen, das Gefühl entscheidet und nur das zählt.
5 Phase
Nenn ich jetzt mal Warteschleife
Jetzt ist es bei mir so, das ich nicht mehr nach einer Partnerschaft suche.
Je länger ich alleine bin desto mehr gewöhne ich mich daran, und die Bereitschaft einen Teil meiner Eigenständigkeit wieder aufzugeben wir geringer .
Wichtig ist mir dabei aber der Kontakt und die Verbundenheit mit vielen Freunden und Bekannten zu pflegen.
Es kann schnell passieren das man sich abkapselt in dieser Phase, zu bequem wird und sich einigelt.
Das Leben kann schön sein, auch ohne Partner , es ist für mich heute viel wichtiger das ich mit meinen Freunden und Bekannten ein gutes ehrliches Verhältnis habe und weis das es Menschen gibt die für mich da sind, das ich jemand anrufen kann und reden, jemand habe der mir nachts um zwei, wenn ich mit dem Auto liegen bleibe hilft.
Es Freunde gibt die sich mir anvertrauen, wenn sie selbst mal der Schuh drückt.
Eine Frau hat mal nach meiner Trennung gesagt , Zitat
„Zwei Monate?, das ist noch zu frisch, du musst dich erst mal wieder entkrampfen, und dann sehen wir weiter“
Sie hatte Recht was ich damals allerdings nicht verstanden hatte. Heute würde ich sie auch nicht mehr wollen.
Fazit. Jede Lebenssituation löst andere Gefühle in uns aus, wichtig ist dabei immer, den Ist –Zustand nicht in die Zukunft zu projezieren.