Routine?
Hallo Giftzwerg,
bei uns besteht genau der gleiche "Zeitrahmen" wie bei euch. Und wir sind -wieder- glücklich über jeden Tag, den ich mit meiner Partnerin verbringen darf.
Die Routine, die du beschreibst, ist das, was (leider) gesellschaftlich erzeugt wurde. In der Phase der Verliebtheit und des Herantastens beim Kennenlernen übersieht man gerne die kleinen Macken, die der andere hat und stellt auch eigene Bedürfnisse oft zurück, wenn man befürchtet, damit auf Ablehnung zu stoßen. Schließlich will man ja geliebt werden und möchte sich von der besten Seite präsentieren. So einigt man sich unbewusst auf den gemeinsamen Schnittpunkt und jeder lässt einen Teil aussen vor. Mit den Jahren gehen diese nicht erfüllten Bedürfnisse aber nicht weg, im Gegenteil. Irgendwann bin ich eben nicht mehr bereit, über die Macken des anderen hinwegzusehen. Da stört es eben. Irgendwann möchte man die Bedürfnisse ausleben. Es ist also nicht eine Routine, man hat sich nicht auseinandergelebt, sondern viel eher zuviel Vertrautheit und zu nahes Beisammensein.
Dabei hilft es, eben bewusst sich selbst zu leben. Irgendwann auszubrechen. Mutig zu sein und sich seine Bedürfnisse zugestehen. Eigenen Freiraum zu leben. Absprachen zu haben, was ich an Bedürfnissen erfüllt haben möchte. Der Partner ist zu viel mehr bereit, als man glaubt, wenn man es nur ausspricht. Und über die Bedürfnisse, die der Partner nicht teilen will/kann, muss man eben verhandeln. Wenn es ist, sexuelle Dinge zu Leben, die der andere nicht möchte, kann ich es mit anderen leben, sofern es für den Partner o.k. ist. Es ist Einstellungssache und auch eine Sache von Reife und Erfahrung. Das ist eine Sache des gegenseitigen Vertrauens und der Achtung voreinander. Ich gehöre nur mir, und der andere gehört mir auch nicht. Ich kann mein Leben mit ihm teilen, aber ich kann ihn nicht bestimmen. Und ich möchte ja, dass er ebenso wie ich glücklich ist in unserer Beziehung.
Hier im JC kann man in den Profilen alle von mir beschriebenen Ausprägungen wiederfinden.
Besitzergreifung, Bedingungen stellen und den anderen in etwas einzwängen sind nie eine gute Basis für eine lange Beziehung. Und bedingungslose Ehrlichkeit ist Pflicht! Wenn der Partner dann nicht damit leben kann, wie ich bin, dann muss ich eben mit den Konsequenzen einer eventuellen Trennung leben. Oder abwägen, dass mir die Partnerschaft wichtiger ist als momentane Bedürfnisse. Das Selbst zuzulassen ist oft hart und schmerzhaft, und die Ängste vor Liebesverlust und Trennung machen uns das Leben oft schwer und hindern uns an einem Leben des Selbst. Sich davon zu lösen, verhindert eine "Routine" in der Beziehung. Es ermöglicht, sich jeden Tag neu aufeinander einzulassen. Und das erlebe ich als wunderschön und immer neu aufregend. Und so entwickelt sich unsere Beziehung ständig weiter und wird um viele neue Dinge erweitert.
Was ich noch als wichtig erachte: Freiraum. Jeder braucht die Zeit, die er nur für sich hat und sich den Dingen widmen kann, die ihm wichtig sind, Hobbies, Relaxen etc. Oft wird viel zu sehr geklammert. Freiraum zu haben, auch gerade, wenn Kinder da sind, ist oft sehr schwer. Ihn sich zu nehmen, wird oft als egoistisch betrachtet. Es wird immer tausend Gründe geben, warum ich jetzt nicht mal weggehen sollte. Es wird oft auch massiv Druck durch alle mögliche Personen ausgeübt, damit man da bleibt (Tränen, Überlastung, Jammern des Partners; Eltern u. Verwandte: wie kann man nur den Partner/die Kinder allein lassen, wie kann man nur die Kinder an Babysitter abschieben...).
ABER: Bricht man sich ein Bein und muss ins Krankenhaus, dann geht es auch. Irgendwie geht es immer. Der Vorteil dabei ist, dass ich mich danach wieder voll auf meinen Partner und meine Kinder konzentrieren kann. Ich freue mich umso mehr darauf. Ich bin wieder voller Energie und Freude. Ich bin erfüllt. Und das ist auch besser für die Beziehung, für den Partner, für die Kinder. Besser als würde ich ständig zurückstehen, buckeln, brav sein...und irgendwann zusammenbrechen. Burn out, in Fremdbeziehungen flüchten oder anderes, was leider so oft vorkommt und gesellschaftlich up to date ist... Schade. Und aus solchen Beziehungen wachsen wieder Kinder hervor, die es mal besser machen sollten.
So, nun aber genug mal wieder von dem Oberfilosofierer-und-labertaschen-sonnenglanz-gedöns.....
und Sonnige Grüße,
Sonnenglanz