Ein Schlüsselerlebnis, das allerdings noch nichts bewirkt hat, sondern erst Jahre später für mich durch BDSM erklärt wurde, war ein "Damenturnier", bei dem Männer nur dann mitmachen durften, wenn sie als Frau verkleidet waren. Da habe ich das erste Mal wirklich feminisiert, und obwohl es für die meisten nur ein lustiges Verkleidungsevent war, war es für mich und mein "Opfer" irgendwie verdammt prickelnd.
Und dann hatte mich Jahre später ein Mann angefixt, mir von seinen Erfahrungen erzählt. Obwohl ich die Jahre davor alles rigide abgelehnt hatte, was auch nur im Entferntesten in diese Richtung ging, gefiel mir dieser Typ so gut, dass ich riskierte, meine inneren Wälle gegen die Veranlagung bröckeln zu lassen. Er war stark und erfahren genug, um mich aufzufangen, wenn ich vor mir selbst erschrak (und das nahm teilweise heftige Ausmaße an).
Danach wusste ich, dass ich so bin - und suchte von da an nach entsprechenden Partnern, indem ich schon früh im Flirt erwähnte, wie ich ticke. Und ja, einige Menschen aus meinem Umfeld wissen davon.
Der Kampf bis hierher war übrigens lang und hart, aber er ist jetzt lange genug her, dass er sich in der Rückschau anfühlt wie "war eigentlich ganz leicht und hat mich direkt hierher geführt". Währenddessen fühlte es sich aber ganz, ganz anders an.
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Ich bin übrigens sehr gerne emanzipiert. Ich frage mich, warum so viele Menschen dieses eigentlich recht wertneutrale Wort mit der Bedeutung "Eigenständigkeit" und "Autonomie von gesellschaftlich aufoktroyierten Rollenvorschriften" immer so benutzen, als ob es "Männerhasserin" bedeuten würde...
Aber das hat mit dem Thema weibliche Dominanz eigentlich nichts zu tun. Auch viele Subs sind empanzipiert (= tragen Kleidung, weil sie bequem undpraktisch ist und sie darin gut arbeiten können und nicht hauptsächlich oder ausschließlich, um darin die Träume der Männer zu inspirieren, verdienen eigenes Geld, haben einen Beruf erlernt und bestimmen selbst, mit wem sie schlafen.... uswusw...), und auch viele Vanilla-Frauen. Vielleicht sogar alle. Es ist heute sehr schwer, überhaupt irgendeine Frau zu finden, die nicht von der Emanzipation berührt wurde.
Ich frage mich wirklich, warum das immer wieder kommt, wenn es um weibliche Dominanz geht. Warum immer irgendjemand einfügen muss, dass man deswegen aber bitte keine Emanze sein soll. Ich will in meinem Beruf früher oder später eine Führungsposition erreichen, oder zumindest die Leitung eines bestimmten Teilbereiches, der mein persönliches Lieblingsareal ist. Und ich werde das auch bekommen, denke ich, weil ich mich engagiere, reinhänge, extra arbeite und gute Ideen habe und mich gleichzeitig gut mit angrenzenden Bereichen und vielen Mitarbeitern vernetze.
Und ja, ich gehe tatsächlich davon aus, dass ich diese Position irgendwann bekleiden werde, obwohl ich dann Männern vorgesetzt bin - und ich gehe davon aus und erwarte ganz selbstverständlich, dass diese Männer dann meine Anweisungen auch im Beruf befolgen und ihre Leistungs- und Arbeitsfähigkeit eben nicht darunter leidet, dass man ihnen nicht zumuten kann, einer Frau untergeordnet zu arbeiten (selbst, wenn diese alle Qualifikationen für die Leitungsposition hat).
Vor der Emanzipation in den 70ern wäre so etwas für die allermeisten Menschen in Deutschland undenkbar gewesen, sagte man mir. Heute wird es ganz selbstverständlich erwartet, was auch gut ist, weil ich wie gesagt für diese bestimmte Position, die ich gerade anstrebe, geeignet, qualifiziert und motiviert bin. Das sind die Dinge, auf die es in meinem Betrieb ankommt - und die Tatsache, dass ich Brüste habe, hat mit meiner Arbeitsleistung einfach gar nichts zu tun. Also bin ich emanzipiert. Ich lasse mir zwar gerne die Tür aufhalten, aber ich halte sie auch gerne auf.
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Aber das alles hat erst mal recht wenig mit BDSM und meinem Sexualleben zu tun. Eigentlich gar nichts.