Exkurs in die Liebe
Meine Lieben! Ich habe zig Bücher gelesen über Liebe, Sex und Zärtlichkeit,Davon zwei Bücher explizit über "die" Liebe, die von Philosophen geschrieben wurden. Fakt ist: "Die" Liebe gibt es nicht. Die Forschungsergebnisse sind eigenartig. Auf der einen Seite, kennt jeder das Gefühl, verliebt zu sein. Den Hormonen sei Dank, dass dazu nicht viel getan werden muss. Nur diese irrtümlich mit Liebe verwechselte Hormonvergiftung hat ja bekanntlich eine eher kurze Halbwertszeit. In Ausnahmefällen hält sie sogar ein paar Jahre. Meistens solange, bis man erkennt, dass der andere ja eigentlich ganz anders ist, als man (a) angenommen oder (b) als man selbst ist. Gegensätze: Was anfänglich einen enormen Reiz ausübt, wird bald lästig. Wenn dann noch die Sonnenstrahlen dieses so verheißungsvollen Zaubers dann allmählich und unaufhaltsam ihre Kraft verlieren, kommt zu Tage, was durch diese Verliebtheit so erfolgreich überstrahlt wurde: die kalten Bleischürzen jenes Monsters, das wir Alltag nennen. Und weg ist was nie da war: die Liebe.
Ist das Verliebt-sein ein durchaus flächendeckend bekannter Zustand, so ist (die) Liebe schon etwas elitäreres. Das hat wohl damit zu tun, dass Lieben etwas ist, was nicht von außen kommt oder hormonell herbeigeführt wird. Lieben ist nämlich etwas, was von Dir in eine unvollkommene Welt getragen wird und erfordert Reife. Jesus sagte sogar, liebe deine Feinde. Ohne nun all zu tief einsteigen zu wollen, ist das schon eine harte Forderung. Aber interessant ist, dass das überhaupt möglich sein soll. In diesen Zusammenhang muss ich ich immer an wissenschaftlich belegte Forschungsergebnisse denken, die nachweisen, dass Zwangsehen in diversen Ländern nicht unglücklicher verlaufen und nicht weniger Liebe und Zufriedenheit an den Tag befördern, als "Liebes"-Ehen in Ländern mit freier Partnerwahl. Tendenziell sind Eheleute sogar glücklicher, deren Partner von der Familie ausgesucht wurden. Bitte... Dies nur, um es erwähnt zu haben.
So nun müssen wir noch wissen, dass es eigentlich zwei verschiedene Umstände gibt, die Liebe "verursachen": Einerseits kann ich nämlich lieben, also sagen: Ich liebe Dich!, und zwar wegen mir selbst. Also: ich bin froh dass es dich gibt, wegen mir, weil du mich ergänzt. Wer kennt sie nicht: die fassungslose Begeisterung eines unattraktiven Adabeis, der die erste, die ihn drüber lässt, vor lauter Dankbarkeit heiratet und schreit: Ich liebe Dich! Das ist das eine. Andererseits gibt es da aber auch ein viel tieferes Verständnis des anderen. Das wäre nämlich ein Ich-Liebe-Dich, nicht weil Du mich ergänzt oder weil Du bei mir bleibst, sondern wegen Dir -weil es Dich gibt, wie Du bist.
Zugegeben habe ich auch lange gebraucht zu verstehen, was damit gemeint ist. Ich versuchs trotzdem: Ich liebe Dich, wegen mir, ist ein gefährliches Pflaster. "Es" (der unsichichtbare Dritte, die Beziehung nämlich) will nämlich, dass der anderen einen glücklich macht. Macht er / sie "es" - meistens passt man sich wechselseitig an - verliert man die Identität, die Eigenständigkeit und genau das ist aber Grundlage für die Faszination die wir suchen. Ich liebe Dich, weil es Dich gibt und du so bist wie du bist ist da schon aus einem ganz anderen Holz gestrickt. Es bedeutet: ich bin total gespannt darauf, mehr von Dir zu erfahren. Nichts wird mich schrecken, abstoßen, irritieren. Wie denn auch? Es kommt ja von Dir und Dich liebe ich doch. Also nicht die Fassade einer Konvention oder einen Anpassungsautomaten. Nein, Dich! Ist das nicht wunderbar. Man stelle sich eine Beziehung vor, in der beide diese Reife erreichen und sich so ein Leben ermöglichen? Das muss wahr Liebe sein. So jemanden gibt man nie mehr auf. Außer aus Liebe
Aber vorsicht! Der Psychologe David Schnarch spricht in Zusammenhang mit Liebe von einem "romantischen Missverständnis!" Aha! Was meint er denn damit. Er meint, das oben geschriebene stimmt schon. Aber nur wenn wir bereit sind, einen Menschen auch als das anzunehmen, was und wie sie wirklich sind. Diese Intimität, so sagt er, ist nämlich nichts für Weicheier. Wir können nämlich erkennen, das eine Beziehung neben allen alltäglichen Hürden, die sie zu nehmen hat, vor allem aus 4 Gründen gegründet wird: (1) wegen Liebe (also wegen Verliebt-sein), (2) wegen Sex (pffff.... Gott sei Dank :-), (3) wegen Zärtlichkeit und (4) wegen....??? Ja wegen was wohl??? Ja, richtig: Wegen ficken! Hatten wir das nicht schon? Sex stand ja in Pkt (2). Ja, das stimmt schon. Es war aber explizit vom Ficken die Rede. Wodurch sich das unterscheidet? Dazu nur ein paar Worte: in jeder Frau und in jedem Mann gibt es sexuelle Fantasiewelten. Das haben wir von Kind an und gehört zum Schönsten was uns Gott geschenkt hat. Das sind animalische Gedanken, die nicht wirklich in konventionelle Gesellschaftsbilder passen. Das sind intimste Wünsche, brennende Begierden. Das romantische Missverständnis besteht laut Schnarch darin, dass man das am Altar der Beziehung zu opfern hat und das Sich-lieben bedeutet, auf sich (teilweise) zu verzichten und sich zu verleugnen . Außer natürlich, man hat sich in den Olymp der wahren Liebe vorgearbeitet und liebt den anderen so wie er wirklich ist und kennt nichts aufregenderes oder befriedigenderes als ihn oder sie bis ins kleinste Detail kennenzulernen- ihn oder sie voll und ganz wahrzunehmen und immer mehr und immer tiefer zu lieben und zwar als dieses unglaublich beeindruckende Wesen, das man ist. Also in diesem Sinne: LIEBE Grüße!