Bin ich so anders als alle anderen?
Um einen gewaltigen Gedankengang in ein paar einfache Sätze zu packen - das ist schwieriger als ich dachte. Ich versuche es einfach einmal.Ich bin jetzt seit 8 Jahren mit meinem Mann verheiratet. Wir kennen uns seit 12 Jahren. Eine lange Zeit.
Wir hatten niemals etwas wirklich aufregendes. Eher etwas normales, gutes und einfaches. Ohne dieses große Auf- und Ab der Gefühle. Er ist ein Kopfmensch - rational, realistisch, konservativ, ruhig, ordentlich. Ich das genaue Gegenteil - emotional, fantasievoll, kreativ, impulsiv, chaotisch. Aber bisher hat es mehr oder weniger geklappt - weiß der Geier warum!
Jetzt, nach den ganzen Jahren ist es auf einmal nicht mehr genug für mich. Er hat sich nicht verändert - ist vielleicht eher noch ruhiger geworden. Und ich habe mich total verändert - nicht nur innerlich sondern auch aussen.
Ich bin der Meinung, dass Veränderungen wichtig sind im Leben, man sollte in seinem Leben wachsen durch Erfahrungen und Prägungen.
Und jetzt frage ich mich, ob ich damit Leben kann. Muss ich mich wirklich damit abfinden, das es niemals diese leidenschaftliche Liebe in meinem Leben geben wird, die ich mir so sehr wünsche? Ich stelle nicht in Frage, das er mich auf seine eigene Art und Weise liebt. Aber ich frage mich oft genug, was er eigentlich an mir liebt. Wir passen in keinster Weise zusammen und das merke ich immer mehr. Das wusste ich allerdings die ganze Zeit. Warum stört es mich erst jetzt? Warum habe ich so eine schreckliche Panik in mir wenn ich daran denke, den Rest meines Lebens an der Seite dieses Mannes zu verbringen, der eigentlich etwas ganz anderes möchte als ich?
Ich habe versucht, ihn mitzuziehen. Auch in sexueller Hinsicht. Habe ihn verführt mit so vielen Dingen, er hat mich abgeblockt bei jedem Versuch, mich ausgebremst. Er sagt, er sei überfordert. Ich würde ihn überrennen. Alles sei doch immer so schön gewesen, was denn jetzt los wäre.
Bin ich undankbar? Oder ungerecht? Verlange ich wirklich zu viel von meinem Leben? Muss ich mich wirklich damit abfinden, dass ich niemals wieder dieses Kribbeln im Bauch verspüren werde? Das ich nie wieder das Begehren in den Augen eines Mannes sehe, wenn er mich berührt? Muss eine Ehe automatisch zur Routine werden? Ich will ja gar nicht ohne ihn glücklich werden oder einen anderen Mann. Ich habe versucht MIT ihm glücklich zu sehen, in jeder Beziehung. Aber er möchte nichts ändern. Ihm gefällt es so. Ich habe so viel mehr in mir. Soviel Liebe, Leidenschaft, Fantasie, warum nimmt er mich nicht so an und läßt sich von mir auch mal die schönen Dinge des Lebens zeigen? Bin ich egoistisch wenn ich dieses eine Leben - mein Leben - nicht vergeuden möchte? Der Mensch definiert sich über Gefühle, die Liebe ist das stärkste davon. Ich möchte geliebt werden für das was ich bin, mit meinen Fehlern, meinen Verrücktheiten, allem drum und dran. Diese Liebe bin ich auch bereit zurückzugeben. Warum muss alles nachlassen im Alter? Ich kann doch auch nach 12 Jahren Beziehung Schmetterlinge fliegen lassen, oder bin ich die einzige die so denkt? Liebe will gepflegt werden. Ich will an seiner Seite glücklich sein. Ich kann ihn aber nicht zwingen.
Ich möchte ehrliche Meinungen.
Bin ich unrealistisch? Soll ich aufhören ihm zu zeigen was das Leben ihm alles bieten könnte, was ich ihm alles bieten könnte? Soll ich in meinem goldenen Käfig bleiben, akzeptieren, das mein Leben lieblos weitergeht?
Soll ich mich in die Arme eines anderen werfen um wenigstens einmal das Gefühl zu haben als Frau begehrenswert zu sein?