typisches Szenario: zwei menschen lernen sich kennen, verlieben sich, haben das erste mal sex - gleich VÖLLIG OHNE HEMMUNGEN? ohne die gedanken wie "wie wirke ich auf ihn/sie"oder "hoffentlich findet er/sie mich auch toll"?????? normal, oder???
menschen entwickeln sich (hoffentlich) im laufe ihrer lebensjahre weiter. so auch die sexualität. mit dem "neuen ausprobieren", wünsche anmelden, etc. ist es dann wie oben - gleich VÖLLIG OHNE HEMMUNGEN?
ich spinne mal:
z.b. ein mann mit dem wunsch, sich in frauenkleidern mit umschnalldildo von einer/seiner frau beglücken zu lassen....
abends beim müll-rausbringen: "hey, schatz, ich hätte da so eine idee..." klar.. und er fragt sich nicht vielleicht, was seine frau/freundin von ihm denken könnte?? dass sie vielleicht von dieser, seinen idee/wunsch ABGESTOSSEN sein könnte?? so lange solche zweifel, ängste im kopf herumspuken wird mancher mit seinen offenbarungen zurückhaltend sein.
der JOYCLUB gibt auch nicht wieder, was "otto-normal" oder durchschnittlich ist. die einen sind eh schon offen und deshalb hier, die anderen würden es gerne sein, und tasten sich in diese richtung vor. wie viele mitglieder gibt es hier? ein paar tausend?
es gehen auch männer zu prostituierten, weil sie sich endlich mal einen blasen lassen möchten und es zuhause nicht passiert (weil er sich nicht traut zu fragen, sie sich davor ekelt, oder, oder). eigentlich unvorstellbar, nicht? UND: bitte nicht wieder alle aufschreien, dass es bei den joyclubbern so NICHT ist, wissen wir ja nun...
insofern finde ich den thread von leoa gar nicht so uninteressant, wenn man versteht, was sie damit ansprechen wollte.
ich denke nicht, dass (diese) manche männer (GILT NATÜRLICH auch für frauen) altbacken und altmodisch sind, sondern mit SCHAM zu kämpfen haben. ich sehe es eher philosophisch und nicht rein sexuell.
bei WIKIPEDIA gibt es eine recht gute definition
Scham als Gefühl.
Das Wort hat eine seelisch-emotionale Bedeutung.
Auf Grund der menschlichen Instinktausstattung ist - neben der Angst zur unmittelbaren Überlebenssicherung - der Wunsch nach Verbundenheit die fundamentalste menschliche Emotion. Der Wunsch "dazu zu gehören" (vgl. Schamkultur) sitzt so tief in der menschlichen Seele, dass all seine latenten Auswirkungen auf das tägliche Leben unübersehbar sind. Das gesamte Sozialverhalten eines Menschen steht im Dienste dieses Wunsches. Daraus resultiert, dass - neben der unmittelbaren Angst in lebensbedrohenden Situationen - die Angst vor Einsamkeit ebenfalls eine mächtige Triebfeder für menschliches Verhalten ist.
Solche Ängste manifestieren sich, je nach Art und Intensität, in Form von Emotionen, die charakteristisch für zwischenmenschliche Beziehungen sind. Man weiß oft aus eigener Erfahrung, wie es sich anfühlt, wenn man befürchtet, die Zugehörigkeit zu einer Person oder einer Gruppe zu verlieren.
Am schlimmsten sind die Gefühle, die ein Mensch hat, der akut befürchtet von allen anderen verstoßen zu werden. Auf Grund des evolutionären Hintergrundes unserer Gefühle - Verstoß aus der Gruppe bedeutete für unsere Vorfahren den sicheren Tod - wird ein solcher Mensch diesen Verstoß um jeden Preis verhindern wollen. Welche Position immer man mit seiner eigenen Meinung vorher vertreten hat, sie ist es garantiert nicht wert dafür zu sterben. Mit dem Schamgefühl greift der Selbsterhaltungstrieb eines Menschen in dessen eigene Persönlichkeit ein, und erkauft sich die Wiederaufnahme in die Gruppe - und so das eigene Überleben - mit einer Art von innerlich erzwungener Selbstaufgabe.
Auf Grund der Bedeutung sozialer Verbundenheit zu anderen Menschen wirkt sich die Scham nicht nur in ex post empfundenen Schamgefühlen, sondern auch präventiv in starken Vermeidungsgefühlen aus, die auftreten wenn man sich in Gedanken mit Dingen beschäftigt, deren Realisierung die akute Gefahr des Ausschlusses aus der Gruppe hervorbringen würde. Deshalb spielt die Scham vor allem bei gesellschaftlichen Tabuthemen eine Rolle; insbesondere dort wo das Individuum bei wichtigen Bedürfnissen die größte Diskrepanz zu dem bemerkt, was gesellschaftlich akzeptiert ist.
Dies ist in hohem Maße beim Thema Sexualität der Fall. Schamgefühle stehen häufig mit Sexualität in Verbindung, und werden deshalb auch leicht mit ihr vermischt, bis hin zur Bezeichnung des Schoßes der Frau als "Scham". Jedoch ist Scham nicht sexueller Natur, sondern die Angst vor Ehrverlust in ihrer eindringlichsten Form.
unter diesem aspekt kann man doch nachvollziehen, warum es für manche menschen in ihrer vorstellung einfacher ist, anonym seine bedürfnisse zu befriedigen oder gar dort (bei prostituierten), wo es für sie keine vermeintlich partnerschaftliche/gesellschaftliche auswirkung haben könnte, und eben nicht "ZUHAUSE". wer riskiert schon gerne ein "IGITT, DU SCHWEIN" von dem menschen, den man am meisten liebt?!
ich gehe nicht darauf ein, was das paar alles tun KÖNNTE. es geht auch nicht um die BEWERTUNG des verhaltens, der einstellungen. es geht mir hier nur um die frage, woher die eingangs erwähnte diskrepanz stammt. erziehung, religion, umfeld, schule, bildung, gesellschaft, all das spielt natürlich eine grosse rolle bei der entwicklung des individuums. wenn es sich nicht um eine "masche" handelt, dann denke ich, ist es eine frage der SCHAM.
Zitat von Nietzsche aus
Was ist das Siegel der erreichten Freiheit? — Sich nicht mehr vor sich selber schämen.
diese menschen sind dann wohl nicht altbacken und/oder altmodisch sondern UNFREI (unfrei von der eigenen scham, und nicht im sinne von frei, seinen partner nach gutdünken zu betrügen)
und es ist weniger aus der sicht zu sehen "ich stelle meine frau auf ein podest und dann kann ich nicht mit sowas kommen" sondern eher "trau ich mich, mir diese wünsche und bedürfnisse zuzugestehen und sie in mein leben, in meiner beziehung auszuleben"