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Die Sache mit den Oliven....

intensive Momente
*****_ni Paar
3.175 Beiträge
Themenersteller 
Die Sache mit den Oliven....
Vorab eine kleine Information zu dem Text, der hier entstanden ist.
Vor etwa drei Jahren habe ich mit einer Internetbekanntschaft zusammen eine erotische Geschichte geschrieben. Sie hat nie ein Ende gefunden, weil ich irgendwann nicht mehr den Kopf zum Schreiben hatte (ich war dran) und so ist sie in die Tiefen meines Rechners gekrabbelt und erst jetzt wieder aufgetaucht. Ich habe sie gelesen und für immer noch gut befunden, mag sie aber noch nicht hier veröffentlichen, weil sie nicht auf meinem alleinigen Mist gewachsen ist. Die Internetbekanntschaft ist damals fast zeitgleich eingeschlafen - da ich aber als kleine Hamsterbacke verschrien bin, habe ich selbstverständlich noch seine E-Mail-Adresse und schon nach einer Veröffentlichungserlaubnis nachgefragt.
Unabhängig von seiner Zustimmung kann ich aber die Fortsetzung der Geschichte hier posten, die mir an einem der wenigen Abende, die nicht voller Alltäglichkeiten auf mich eintrommeln, in die Tasten geflossen ist. Von Euch erhoffe ich mir ehrliche Kritik - ich habe so lange nicht mehr "richtig" geschrieben..... *zwinker*
Vielen Dank im Voraus,

Tilla


Es regnet.
Der Asphalt glänzt im Schein der Straßenlaternen, die Menschen hasten geduckt unter Schirmen und Jacken an den hell erleuchteten Ladenfronten vorbei und haben keinen Blick für ihre Umwelt.
Sie steigt aus demTaxi, zahlt und schaut sich um.
Es hat sich einiges verändert seitdem sie das letzte Mal vor drei Jahren in dieser Stadt, dieser Straße war.
Das Schaufenster des Dessousladens, in dessen Spiegelung sie damals den Sitz ihres Kleides prüfte, ist nun vollgestopft mit billigen Artikeln, Haarspangen und Gürteln, Modeschmuck und Halstüchern, Tand, der für einen Euro angeboten wird.
Der Schuhladen, in dem sie mit glänzenden Augen ihre ersten Pumps kaufte ist einer Bank gewichen, der Kiosk mit der alten, weißhaarigen Dame musste einem Handyladen weichen.
Drei Jahre.
Keine lange Zeit und doch ausreichend Zeit für viele Veränderungen. Nicht nur in dieser Stadt, dieser Straße, auch in ihr, mit ihr, mit ihnen.

Sie schaut sich um.
Ob es die kleine Bar mit dem im Obergeschoss versteckten Billardzimmer tatsächlich noch gibt? Ob der Bartender mit den lächelnden Augen noch dort hinter dem Tresen steht?
Ein paar Schritte noch, sie läuft dicht an der Hauswand um nicht nass zu werden.
Und da ist er, der Eingang, ein wenig versteckter als sie ihn in Erinnerung hatte, der plüschig rote Vorhang, der die Kälte draußen lassen soll, ein klein wenig verschlissener als damals.

Damals.
Sie erinnert sich gut,wie aufgeregt sie war, als sie den Brief ihres Liebhabers fand, der ihr genaue Anweisungen gab, wie sie sich zu kleiden und wo sie zu festgesetzter Uhrzeit aufzutauchen hatte.
Ein leises Lächeln umspielt ihren Mund.
Heute ist sie längst nicht so auffällig und aufreizend gekleidet wie damals.
Ein weißes Herrenhemd, eine knapp sitzende Jeans und hochhackige Stiefel, über dem Arm den schwarzen, langen Wollmantel, die langen Haare in einen schlichten Zopf geflochten – kein Vergleich zu der Frau vor drei Jahren, die mit Perlen, Strümpfen und einem Hauch von Kleid das erste mal diese Bar betreten hat um aus einer Fantasie eine wahre Geschichte zu machen.

Ob er schon da sein wird?
Ob sie schon da sein werden?
Der heimliche Geliebte aus damaligen Zeiten, heute der Mann ihres Lebens, ihr Herr und Gebieter, ihre Liebe, ihr Leben.
Und der andere Mann, sein bester Freund, sein Bruder im Geiste, sein Seelenzwilling.
Drei Jahre hat sie ihn nicht gesehen.

Der Freund war am nächsten Morgen ins Ausland geflogen und hat eine halbe Erdkugel entfernt seinen neuen Job angetreten.
Und jetzt, heute abend hat sie wieder eine Verabredung in dieser kleinen Bar, in dieser inzwischen fremden Stadt mit den beiden Männen, die so unterschiedlich und sich doch so ähnlich sind.
So oft haben sie über das Geschehen in dieser Nacht vor drei Jahren gesprochen, oft die Stimmung, die Leidenschaft, das Begehren nachgefühlt und sie waren sich so sicher, dass diese Nacht nicht zu wiederholen, kein zweites Mal zu erleben ist.

Sie weiß nicht, was sie erwartet.
Dieses Mal gab es keine Anweisungen, keine Aufforderungen, keine Befehle.
Wer ihre Geschichte nicht kennt, der würde meinen, sie trifft sich mit ihrem Mann und seinem besten Freund auf einen Drink in einer Bar, um auf ein Wiedersehen und eine Rückkehr nach langer Zeit anzustoßen.

Nun, vielleicht wird es ein schlichtes Wiedersehen, ein harmloser Drink, der Austausch von Erlebtem, doch so ganz kann sie nicht daran glauben.
Der Zauber dieser einen Nacht hat sie wieder eingeholt.
Sie holt noch einmal tief Luft und schlägt den rotenVorhang zur Seite, betritt die kleine Bar und schaut sich suchend um.
intensive Momente
*****_ni Paar
3.175 Beiträge
Themenersteller 
Ein ältliches Pärchen turtelnd in der einen Ecke, zwei wie Bankiers gekleidete Herren in hitzige Diskussion verstrickt in der anderen, an der Theke eine stark geschminkte blonde Frau, die die fünfzig bereits überschritten haben dürfte.
Von ihrem Mann und seinem Freund keine Spur.
Wie das letzte Mal.

Hinter der Theke steht tatsächlich der Bartender mit den lachenden Augen von damals.
Ob er sie wieder erkennt? Sicher nicht, denkt sie, und nimmt auf einem der Hocker Platz.
Wie von Zauberhand steht ein trockener Martini vor ihr, mit zwei Oliven bestückt.
Dahinter das strahlende Lächeln des Barkeepers „Madame, ich hoffe, sie haben ihren Geschmack nicht geändert? Ich habe ihnen eine Olive extra ins Glas getan, weil sie doch diese kleinen grünen Dinger so gern mögen.“
Schaut er sie anzüglich an? Nein, er ist schon wieder an das andere Ende der Bar verschwunden und stellt ein Glas Sekt vor die Blondine.

Sie nippt an dem Martini, fischt die erste Olive heraus, steckt sie in den Mund und muss lächeln. Wie gerne sie diesen salzigen, ganz eigenen Geschmack auf ihrer Zunge spürt.
Und sofort fühlt sie sich drei Jahre zurück versetzt.
Seit damals, seit dieser berauschenden, berauschten, hemmungslosen und leidenschaftlichen Nacht dort oben in dem versteckten Billardzimmer kann sie Oliven nur noch mit diesem leisen, feinen Kribbeln imBauch essen.
Sie erinnert sich gut daran, wie es war sich in die Hände dieses ihr fremden Mannes fallen zu lassen, in der Gewissheit und dem absoluten Vertrauen, dass ihr liebster Mensch jede Sekunde bei ihr ist. Vor ihrem geistigen Auge sieht sie sich, unsicher und wagemutig die Wendeltreppe hinaufstöckeln, wohl ahnend, dass es kein Zurück mehr gibt, wenn sie ersteinmal oben angekommen ist.
Sie hat sich in die Hände ihres Liebhabers begeben, war ihm und seinem besten Freund zu Willen, hat ihre Lust zugelassen ohne einen Gedanken daran zu verschwenden ob es richtig oder falsch war. Es war nach seinem Wunsch und damit war es richtig. Punkt.

Versonnen fischt sie nach der zweiten Olive.
Damals.
Sie weiß nicht mehr, wie oft sie gekommen ist, sie weiß nicht mehr jedes Detail von dem, was passiert ist, was mit ihr passiert ist. Sie weiß nur noch, dass sie alle drei irgendwann völlig erschöpft und ineinander verwoben auf dem großen, roten Plüschsofa eingeschlafen sind. Als sie aufwachte, war sie allein unter einer großen, weichen, warmen Decke.
In ihrer Hand ein Zettel, auf dem in der ihr so vertrauten Handschrift ihres Liebhabers geschrieben stand „Nun bist du mein!“

Ihr Glas ist leer.
Sie schaut nach dem Barkeeper, der sich angeregt mit der Blondine unterhält und zeigt auf ihr leeres Glas. Er nickt lächelnd, kommt zu ihr und stellt ihr einen weiteren Martini auf die blank polierte Fläche. Doch statt einer oder gar zwei Oliven findet sie einen kleinen, glänzenden Schlüssel in ihremGetränk.

Ein Schlüssel.
Also doch wieder ein Spiel.
Sie beäugt misstrauisch das Glas, was kann das für ein Schlüssel sein?
In welche Art von Schloss passt ein solcher Schlüssel? Sie weiß genau, nimmt sie den Schlüssel in die Hand, beginnt das Spiel. Und es gibt dann kein Zurück mehr.

Gut.
Sie trinkt den Martini in einem Zug aus.Mit zwei Fingern angelt sie den Schlüssel aus dem Glas. Sofort steht der Barkeeper vor ihr, reicht ihr eine Serviette und schaut sie ernst an.
„Madame, sie haben den Schlüssel genommen. Ich soll ihnen ausrichten, dass ihre Anwesenheit am Hauptbahnhof bei den Schließfächern erwünscht wird. Unverzüglich. Das Taxi habe ich ihnen soeben bestellt, ihre Rechnung ist bereits beglichen. Ich wünsche ihnen einen angenehmen Abend.“
Nachdem sie den Schlüsselmit der Serviette abgewischt hat, schaut sie ihn sich genauer an. Ja, da ist eine Nummer eingraviert, eine Schließfachnummer vermutet sie. Schließlich wird sie ja zu den Schließfächern befohlen.
Ihr wird befohlen. Bisher wurde immer nur gewünscht. Jetzt wird befohlen. So fühlt es sich an. Der Barkeeper hat keinen Wunsch übermittelt, das war ein klarer Befehl.

Sie nimmt ihren Mantel und geht ohne einen Blick zurück zur Tür. Draußen steht schon das Taxi, sie steigt ein „Zum Hauptbahnhof, bitte“.
Himmel, auf was hat sie sich nur eingelassen, warum konnte sie den Schlüssel nicht noch eine kleine Weile in Ruhe lassen und darüber nachdenken?
Nun ist es zu spät. Zum Hauptbahnhof sind es nur wenige Minuten und ein Befehl ist keine Bitte, kein Wunsch sondern ganz klar eine Sache, die sie zu befolgen hat.
Unverzüglich.

Am Bahnhof angekommen geht sie zügig zu den Schließfächern. Schlendern oder gar bummeln kommt ihr gar nicht in den Sinn. Auf dem Schlüssel ist die Nummer 769 eingraviert, sie findet schnell das dazu passende Schließfach.
Sie steckt den kleinen Schlüssel, der ab jetzt ihrem Leben eine Wandlung gibt, das spürt sie, in das Schloss. Holt noch einmal tief Luft und schließt dann das Fach auf. Darin liegt eine Reisetasche, darauf ein Brief, an sie adressiert in einer ihr wohlbekannten Handschrift.
Sieöffnet mit fliegenden Fingern den Umschlag und zieht ein Blatt Papier heraus.
Keine Anrede.
Kurze Sätze.

„Nimm die Reisetasche und begib dich auf die Damentoilette. Zieh an, was Du in der Tasche findest. Deine Klamotten und die leere Tasche lass in der Kabine der Toilette. Ab sofort brauchst du diese Dinge nicht mehr. Geh vor den Haupteingang und warte, bis du angesprochen wirst. Gehorche!“

Keine Unterschrift.
Kein liebes Wort.
Keine Erklärung.

„Ab sofort brauchst du diese Dinge nicht mehr!“
Dieser Satz hat sich in ihr Denken gebrannt. Er kreist in ihrem Kopf während sie wie benommen den Wegweisern zur Damentoilette folgt.
„Ab sofort brauchst du diese Dinge nicht mehr. !“
Sollte sie sich geirrt haben? Sollte dieser Mann, dieser Mensch, der ihr das Liebste auf der Welt ist, dem sie bis vor wenigen Minuten ihr Leben blind anvertraut hätte, sie über drei Jahre lang getäuscht haben? Unsinn.
Kompletter Unsinn.
Sie vertraut ihm. Bedingungslos.
Er war immer an ihrer Seite, hat sie geleitet, gefordert und immer auf sie aufgepasst.
Er hat sie aufgefangen, ist mit ihr geflogen, hat sie nie allein mit diesem Überschwang an Gefühlen gelassen.
Bei ihm fühlt sie sich sicher, geborgen, geliebt und verstanden.Er kennt ihre Seele, ihre Träume und ihre geheimsten Wünsche.

„Ab sofort brauchst du diese Dingenicht mehr!“
Sie betritt die Damentoilette, sucht sich die sauberste Kabine aus und das Herz tut ihr weh, als ihr klar wird, dass sie fürden heutigen Abend ihre liebsten Klamotten ausgesucht hat.Und diese nun zurücklassen soll. Das weiche Herrenhemd, in dem er sie so gern sieht und das sie ihm ganz zu Anfang, kurz nach dem sie sich kennengelent haben, aus demSchrankgemopst hatte, weil sie einen Teil von ihm immer bei sich haben wollte.

Sie seufzt und zieht an dem Reißverschluss der Reisetasche.
Sie schaut hinein und erstarrt. Das ist nicht sein Ernst!
Zuoberst in der Tasche liegt ein Lederrock. Was heißt Rock, das Ding ist nicht viel mehr als ein breiterer Gürtel! Entsetzt zieht sie das Kleidungsstück aus der Tasche. Darunter eine schwarze Bluse. Zumindest soll der Stoff den Anschein erwecken, schwarz zu sein. Er wäre es auch sicherlich, wäre er dichter gewoben. Ein schwarzer Strumpfhalter, schwarze Netzstrümpfe und ein BH der die Brüste nur hebt, nicht aber verdeckt, folgen.
Zuletzt ein paar hochhackige Stiefel, die bis über das Knie reichen,hinten geschnürt sind und mit denen sie sicherlich keinen Schritt tun kann ohne sich alle Knochen zu brechen.
Nuttenklamotten.
**********Engel Frau
25.282 Beiträge
Fortsetzung bitte!!!
Wie spannend geschrieben! Deine Geschichte hat mich gerade richtig gefesselt und ich brenne nach der Fortsetzung. Schreibe sie bitte schnell...

Ganz toll geschrieben, das Kopfkino arbeitet!

Liebe Grüße
Gabi
jaaaaa fortsetzung!!!!! biiiiteeeeee


lg
pummel
Verehrte Tilla,
diese Geschichte war es wert, aus den Tiefen des schlummernden Datenstaubes hervor geholt zu werden.

Die Fortsetzung muss noch entstehen, nicht wahr?

Wünsche dir dazu eine Zeit der Muße
Maurice
Liebe Tilla
Hochspannung
und Anspannung in dem Nacken zugleich.
Instinktiv beginnt das Blut in den Adern zu moussieren, um bald eine kalte Dusche zu verspüren, weil Tilla das Schauspielstück nicht in allen Akten servieren vermag...
Vorhang zu.
Die Gäste wollen den Saal nicht verlassen.
Zurecht.
Wir warten...

LG

kaa
intensive Momente
*****_ni Paar
3.175 Beiträge
Themenersteller 
Seid bedankt ...
... alle miteinander!

Ich brauche eigentlich nur ein wenig Zeit und Muße um weiterzuschreiben... die habe ich momentan leider nicht wirklich *snief*
Daher wird die Fortsetzung noch ein kleines Weilchen dauern.

@****ice
Neee, das ist schon die Fortsetzung *g*
Bei dem "Vorläufer" warte ich noch auf die Freigabe meines Co-Autoren, der sich leider noch nicht gemeldet hat. (Wahrscheinlich Urlaub)

Liebe GRüße,
Tilla
Orange Session
*********katze Frau
8.077 Beiträge
Liebe Tilla,

ob die Story nun alt oder neu ist tut nichts zur Sache. Danke für´s Ausgraben. Sehr gefühlvoll ge- und beschrieben. Du hast eine unglaublich erregende Phantasie geschildert. Natürlich würde ich mich über den Anfang wie auf die Fortsetzung freuen. Aber Geduld ist meine Stärke.

Liebe Grüße

Katzerl von Subkulturkatze *ggg*
intensive Momente
*****_ni Paar
3.175 Beiträge
Themenersteller 
...weiter gehts...
Seufzend gehorcht sie seinen Anweisungen.
Sie zieht ihr Hemd aus und faltet es sorgsam. Ein letztes Mal streicht sie bedauernd mit der Hand über den Stoff. Der Anfang ist getan und ein Zurück ist weder geplant noch wahrscheinlich.
Stiefel, Jeans, Socken, Höschen und BH folgen dem Hemd, splitterfasernackt steht sie nun in der Kabine. Ein Schauer wandert über ihren Rücken, mit spitzen Fingern fischt sie als erstes den Strumpfhalter aus dem schwarzen Haufen auf der Reisetasche. Da sie in jeder Ecke der Tasche erfolglos nach einem wie auch immer gearteten Höschen gesucht hat wird er wohl das erste Kleidungsstück sein, das ihren neuen Weg markiert.
Sie legt den Strumpfhalter über ihre Hüften, hakt ihn ein und dreht ihn passend, nimmt sich vor, nicht weiter über die Verwandlung, die diesem ersten Schritt folgen wird, nachzudenken.
Die Strümpfe sind nicht einfach anzuziehen. Hochkonzentriert zieht sie sie vorsichtig über die Beine, bemüht, sie weder zu verdrehen noch zu zerreißen.
Nachdem sie die Strümpfe erfolgreich am Strumpfhalter befestigt hat, nimmt sie den BH in die Hand.
Sie hat gelernt, dass ein BH ein Kleidungstück ist, das die Brüste nicht nur hält und formt, sondern auch gegen all zu aufdringliche Blicke, die durch den Stoff der Bluse kriechen könnten, schützen soll. Nun, dieses Exemplar hat herzlich wenig mit diskreter Unterstützung der Büste zu tun, das Ding an sich ist schon reine Provokation. Angezogen wird es ihre Brüste präsentieren, zur Schau stellen, ja sogar jedem anbieten, der einen Blick darauf wirft!
Mit gerunzelter Stirn zieht sie den BH an und schaut kritisch an sich herunter. Eigentlich hat sie ja nur B-Körbchengröße, aber was ihr da jetzt dargeboten wird – verflixt, die durchsichtige Bluse wird dieses Dekolleté mit Sicherheit dekorieren und keinesfalls kaschieren.
Sie steigt in den Rock, schlüpft in die Bluse und nimmt die Stiefel in die Hand. Großer Gott, das sind mindestens 12 cm Absatz! Erleichtert stellt sie fest, dass die Stiefel einen versteckten Reißverschluß an der Innenseite haben und die Schnürung in erster Linie dekorativ ist. Die Vorstellung, welche Verrenkungen sie hätte vollziehen müssen, um sich selbst die Stiefel an der Wade zu schnüren, lässt sie schmunzeln.
Vorsichtig schlüpft sie in die Stiefel und stützt sich rechts und links an der Kabinenwand ab, bevor sie sich unsicher hinstellt. Ganz schön wackelig.
Sie lauscht.
Dumpfe, unverständliche Lautsprecheransagen und ein leises Summen dringen durch die Tür der Damentoilette, direkt im Raum scheint niemand zu sein.
Die obligatorische Toilettenfrau wurde in dieser Stadt schon durch einen Automaten abgelöst, der einen erst in die heiligen Hygienehallen lässt, wenn man ihm einen Euro in das gefräßige Maul steckt – bisher hat sie sich darüber aufgeregt, gejammert, dass die charmanten Toilettenfrauen durch unpersönliche, an einen Metallkasten montierte Drehkreuzarme ersetzt wurden, heute abend ist sie heilfroh über diesen Umstand.

Sehnsüchtig schaut sie ihren langen, schwarzen Wollmantel an, den sie an den Haken der Tür gehängt hat. Es wäre so einfach, in ihn zu schlüpfen und sich dann wieder angezogen zu fühlen.
Sie fühlt sich so nackt. Auf einem Klodeckel hinter verschlossener Tür sitzend fühlt sie sich jetzt schon ausgeliefert. Wie soll das erst werden, wenn sie, balancierend auf diesen unmöglich hohen Absätzen erst den zweifelhaften Schutz dieser öffentlichen Bedürfnisanstalt verlässt?

Sie beugt sich vor und gräbt in der Manteltasche nach ihren Zigaretten und den Streichhölzern. Nach dem ersten Zug wird ihr klar, dass dies wohl die letzte Chance sein wird, über ihre Situation nachzudenken, sich auszumalen, was sie nach dieser Nacht erwarten wird. Darüber zu fantasieren, was sie in dieser Nacht erwartet.
Klar ist, dass sie sich seinen Anweisungen nicht widersetzen wird. Sie vertraut diesem Mann, weiß, dass er nichts tun oder veranlassen wird, was ihr tatsächlich schaden könnte.
Sie weiß auch, dass es eigentlich müßig ist, sich die möglichen Szenen der kommenden Stunden auszumalen, er hat es immer geschafft, sie zu überraschen. So wie er es auch immer geschafft hat, sie an Grenzen heranzuführen, über diese Grenzen zu leiten.
Wieder und wieder in den letzten Jahren.

Einen letzten Zug noch. Entschlossen stößt sie den Rauch aus, steht auf, wirft die Kippe in die Toilettenschüssel und entriegelt die Tür. Sie tritt in den Voraum, wirft einen Blick in den Spiegel, erkennt sich und doch wieder nicht. Aus dem Spiegel schaut ihr eine Frau entgegen, die einen zu allem entschlossenen Blick in den grünen Augen trägt.
Stolz sieht sie aus, selbstbewusst und stark mit dieser geraden, aufrechten Körperhaltung.
Sie dreht sich und betrachtet sich staunend.So hat sie sich vorher nie gesehen. Eine feine, subtile Macht strahlt sie aus, die hohen Stiefel strecken ihren Körper, formen ihre Haltung, die schwarze Kleidung macht sie geheimnisvoll, verführerisch und trotzdem unnahbar.
„Kleider machen Leute“, denkt sie.
Ihr gefällt, was sie sieht.

Versuchsweise geht sie ein paar Schritte und stellt erstaunt fest, dass sie auf diesen grandios hohen Hacken tatsächlich laufen kann, wenn sie die Haltung aufnimmt, die ihr das Schuhwerk vorgibt.

Ihr Gang wird auf dem Weg zum Ausgang immer sicherer.
Sie öffnet die Tür und befindet sich nun in der wenig aber dennoch durchaus belebten Bahnhofshalle.
Ein feines Kribbeln wandert über ihre Haut. Vergessen sind schützender Mantel und Lieblingshemd, die Nacht hat für sie begonnen.
na das ist ne tolle fortsetzung.... die macht süchtig und lust nach meeeeeeeehr!!!

lg
isa

PS: lass uns bitte bitte nicht zu lange warten....
Orange Session
*********katze Frau
8.077 Beiträge
Kompliment, liebe Tilla,
... hautnah lässt sich nachfühlen, welche Überwindung es die Dame kosten muss. Würde ich mich NIE trauen!

Ganz klasse erzählt. Wirklich!

Verbeugung vom Katzerl (äh... wie verbeugt sich ne Katze eigentlich???)
Schöne Geschichten an einem Sonntagmorgen (nun, es ist gerade erst 13.30 Uhr) lesen, dafür mag ich den JC.

Tilla: Klasse.

Katzerl:
Man fasst Katzen in den Nacken und drückt diesen herunter. Ganz einfach also.

*ggg*

Zwischen dem Frühstückseinerlei fröhlich in die Runde winkt
Maurice
**********Engel Frau
25.282 Beiträge
Eine ganz wunderbare Fortsetzung. Ich konnte direkt mitfühlen, wie sich die Schöne fühlt...
und kann es natürlich wieder kaum erwarten, wie es weitergeht!

Ganz toll geschrieben, riesen Kompliment!

Liebe Grüße
Gabi
Wie sehr sich vermeintliches Selbstbewusstsein und vermeintliche Stärke an Stützen wie Kleidung hochranken und in sich zusammenfallen können, wenn man dieser Stütze beraubt ist, ist mir beim Lesen deutlich bewusst geworden.

Grandios und einfühlsam aufgezeigt und beschrieben.

Viele Grüße
Angelika
intensive Momente
*****_ni Paar
3.175 Beiträge
Themenersteller 
Rückblick
Die Vorgeschichte zu dem, was hier zu lesen ist und zu dem was es noch zu lesen geben wird findet ihr hier:

Die Sache mit den Oliven... wie alles begann

*zwinker*
Tilla
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