Ich denke, Eifersucht ist ebenso wie Faulheit ein Konstrukt, ein falsches Wort, um ein Gefühl, einen emotionalen Zustand zu beschreiben.
Wenn es klar wäre, würde diese Diskussion nicht schon mehrere Seiten dauern...!!!
Wenn ich das Wort Eifersucht durch Angst ersetze, macht es mehr Sinn!
=> Das kleine Kind hat Angst, wenn sein Geschwisterchen geboren wird, dass es nun nicht mehr genauso lieb gehabt wird wie vorher. Es braucht die Zuwendung der geliebten Eltern, diese ist existenziell wichtig aus vielen Gründen! Erwachsene sagen: ach, Du bist doch nur eifersüchtig und damit fängt das Dilemma schon an!
=> In der Schulzeit gibt es die, die beliebter sind, bessere Noten schreiben, auf Partys eingeladen werden. Auch dies macht vielen Angst, nicht mehr gesehen, gemocht zu werden. Das soziale Netz ist aber existenziell! Manche sagen dann: Du bist doch nur eifersüchtig!
=> Deine/r
beste Freundin/bester Freund trifft sich seit neuestem immer mit einer/m anderen Freund/in und tauscht sich mit ihr/ihm aus! Für Dich ist nicht mehr so viel Zeit - auch das kann Angst machen. Nicht mehr gemocht zu werden, etwas falsch gemacht zu haben, nicht zu genügen. Darauf angesprochen, meint Dein Gegenüber: Du bist doch nur eifersüchtig.
=> Dein Partner schreibt ständig sms/telefoniert mit einem/r Anderen. Und lächelt dabei glücklich. Oder er verbringt seine freie Zeit mehr (lieber?) mit dieser Person. Und lächelt dabei glücklich. Oder er schläft mit ihm/ihr. Und lächelt dabei glücklich.
Das DARF in meinen Augen Angst machen. Angst, den geliebten Menschen gehen lassen zu müssen, weil dieser nun DOCH mehr Liebe für den/die Dritte/n im Bunde entwickelt hat. Angst davor, nicht "genügt" zu haben. Angst davor, abends keinen warmen Körper zum Kuscheln zu haben, da dieser jetzt eine/n Andere/n bekuschelt usw
Angst zu haben ist legitim! Angst ist manchmal lebenswichtig. Ängste fordern mich heraus, sich ihnen zu stellen und machen mich stolz, wenn ich sie überwunden habe (z.B. manche Phobien). Aber manche Ängste warnen mich auch und machen mich aufmerksam.
Das Bedürfnis, geliebt, gesehen und gewertschätzt zu werden, ist existenziell und legitim. Die Angst, dass dies nicht (mehr) so sein könnte, ist es ebenfalls. Sie darf ganz einfach da sein, so wie jedes andere Gefühl auch. Und wie jedes andere Gefühl kann ich lernen, sie anzunehmen, zu verändern oder so zu akzeptieren, wie sie ist.
Ich kann sie aber auch verdrängen, weil Angst zu haben so furchtbar unpopulär geworden ist in unserer Gesellschaft, wo Stärke, Selbstbewusstsein und Coolness in jeglicher Hinsicht viel zu oft gefordert und geleistet werden!
Eifersucht ist in meinen Augen tatsächlich ein (von wem auch immer) erfundenes Konstrukt!
In diesem Sinne
Kiara