Was unsere Ehe gerettet hat?
Den Inhalt bzw. den Anlass/Auslöser unserer Krise möchte ich hier nicht nennen, ich denke, jeder kann es zwischen den Zeilen herauslesen. Dich interessiert, wie man damit umgeht. Ich weiß es nicht, jedenfalls nicht was richtig oder falsch ist, bei uns war es einfach so:
Ich glaube zunächst war der Umstand wichtig, dass ich in unserer Krise anders auf ihr Geständnis reagiert habe, als sie immer dachte. Nicht wütend, aufbrausend, Vorwürfe haltend. Ich konnt´s nicht, weil ich in dem Moment einfach eine unglaubliche Liebe für meine Frau empfand. Sie fragte:"Willst Du mich verlassen?" Hab nur den Kopf geschüttelt und geheult, vor Liebe und Schmerz. So merkwürdig es klingt, sie hat sich in dem Moment viel mehr geliebt gefühlt in den Monaten zuvor. Haben dann bis in den Morgen geredet. Hab´ versucht mich in ihre Situation/Gefühle hineinzuversetzen, was mir nicht so leicht gelang und um ehrlich zu sein, ihre Motive/Beweggründe, wieso es dazu kommen konnte, hab´ich erst Monate später begreifen können. Ich wußte, Druck würde sie zerbrechen, daher kamen wir überein, dass sie sich nicht mehr sehen, sondern nur schreiben/telefonieren. Am Ende des Morgens meinte sie plötzlich, so würde sie mich gar nicht mehr kennen, so wäre ich zuletzt vor Jahren gewesen. In ihren Augen standen Überraschung und Trauer/Sehnsucht, dass tat ziemlich weh.
Wir haben versucht, wieder viel mehr Zeit füreinander zu finden, Nähe aufzubauen und zuzulassen, ohne gleich wieder alles zu zerreden, das kam einige Wochen später. Haben gleichzeitig angefangen, uns selbst nicht mehr so wichtig zu nehmen, haben den anderen gefragt, was für ihn in dem Moment wichtig ist, ihm gut tut.
Ganz wichtig: Wir haben das Thema für uns behalten. Keiner hat auch nur einem Freund etwas gesagt, um nicht durch aufgedrängte Ratschläge zerredet zu werden. Wir wollten es unter uns lösen. Der Nachteil war, dass ich das eine oder andere Mal dachte, der Schmerz, die Entäuschung und Angst flutet, zerreißt Dich. Seit der Zeit kenne ich einige Ecken im Wald ganz gut.........
Wir haben dann nach einigen Monaten festgestellt, dass unsere erste Lösungsidee, bestimmten Kontakt auf schreiben/telefonieren zu begrenzen nicht funktionierte, weil dadurch Gefühle blieben statt sich zu relativieren. Man(n) merkt es ja doch. Ich hab´meiner Frau dann eines Tages einige Fehler, die ich bis dato noch abgestritten hatte, gestanden und ihr gleichzeitig gesagt, wie sehr mich die Situation verletzt und mir die Luft raubt. Mein Akku war leer, Tränen geweint. Ich liebte sie immer noch wahnsinnig, aber diese Liebe wurde mir zuviel, weil ich sie nicht unbeschwert leben konnte und sie den Glanz der Einmaligkeit verloren hatte. Ich glaube das war der Moment, in dem meine Frau zum ersten Mal wirklich sehen und begreifen konnte, was eigentlich passiert war und wie es in mir aussah.
Einige wenige Wochen später war unsere Krise dann vorüber. Das ist jetzt zwei Jahre her, es sind Narben geblieben, die langsam verblassen, aber unsere Liebe ist jetzt noch größer als vorher.
Ich denke es war für uns wichtig, dass
• wir zunächst ruhig blieben
• unsere Gefühle zeigten, ohne uns dabei gegenseitig Vorwürfe zu machen
• Nähe gesucht und aufgebaut haben
• uns um den anderen bemühten
• Freunde außen vor gelassen haben
• wir ab einem bestimmten Zeitpunkt absolut alle Fehler/Leichen aus dem eigenen Keller rausgeholt haben und
• erst danach ausführlich über die Gründe unserer Krise gesprochen haben.