Gut.
Aber an dem Wort "extrem" solltest Du Dich dann vielleicht wirklich nebenan stören, denn das hat die TE in diesem Fall hier ja nicht verwendet.
Mir ging es drüben und geht es hier einzig darum, einer jungen Frau in dem Alter klar zu machen, was es bedeutet, ein Kind zu haben.
Viele Frauen, gerade noch sehr junge Frauen, neigen dazu, die Vorstellung, ein Baby zu haben, sehr zu verklären. Auf der anderen Seite wird ihnen von Müttern mit Kindern die ganze Wahrheit aber leider auch oft vorenthalten. Wenn diese jungen Frauen mit Kinderwunschphantasie eine ältere Frau mit Kind danach fragen "Sach mal, wie IST denn das nun eigentlich?" dann kommen oft eben nur diese verkitschten Standardfloskeln. Allenfalls kommt mal ein "Najaaa, klar ist es manchmal schwierig und klar muss man auf das eine oder andere verzichten, aber sie sind ja auch sooo süß, und wenn sie einen dann anlächeln, dann vergisst man all das Negative ja SOFORT wieder."
Ich denke, dass es in unserer Gesellschaft ein Tabu ist, ehrlich über die Mutterschaft zu sprechen. Geh mal in eine Krabbelgruppe und sag dort ehrlich, wie Du Dich fühlst. Dass Du auf dem Zahnfleisch gehst weil Junior schon wieder seine "Schlafen brauch ich nicht"-Phase hat, dass er seit Wochen Durchfall hat weil er Zähne kriegt, dass Du nicht mal in Ruhe aufs Klo gehen kannst weil er dann vor der Badezimmertür hysterisch heulend zusammenbricht, dass Du schon gar nicht mehr weißt, wie es sich anfühlt, nie, aber auch NIE eine Minute für sich zu haben, nur mal durchzuatmen, geschweige dann wie es sich anfühlt, mal wieder richtig guten Sex zu haben.
Wer offen sagt, dass er sich sein Kind manchmal auf den Mond oder einen benachbarten Planeten wünscht, der ist sofort gebrandmarkt als Rabenmutter. Die Krönung sind dann noch so Sätze wie "Na, also DAS hättest Du Dir aber vorher überlegen können..." die mit gerümpfter Nase und pikiertem Blick zum Besten gegeben werden.
Als Mutter eines Babys hängt Dein Himmel nicht voller rosaroter oder himmelblauer Wattewölkchen und ein Lächeln des Sprosses macht nicht all die Minuten wieder wett, in denen Du der Verzweiflung nah bist.
Ich vermute, dass da eher ein irgendwo ja auch gesunder Verdrängungsmechanismus greift. Sonst hätte nämlich niemand auf dieser Welt mehr als ein Kind.
Man muss schon sehr, sehr besonders gestrickt sein, damit man die junge Mutterschaft in kitschigen Farben sieht. Ich habe noch keine getroffen, die nicht erleichtert war, dass sie mir gegenüber keinen Schein wahren musste sondern sich ehrlich auskotzen konnte.
Ein Baby zu haben, bedeutet maximale körperliche und seelische Belastung. Es bedeutet maximale Verantwortung, maximale Unfreiheit und maximale Aufgabe aller Bedürfnisse, die man selbst so hat und die man als Kinderlose für absolut selbstverständlich hält.
Ich schrieb es drüben schon: man KANN das als Kinderlose nur grandios unterschätzen, weil es einem niemand ehrlich sagt, wie es wirklich ist.
Ja, Kinder machen Freude. Und ja, ich finde auch, dass mein Sohn lecker riecht und ich mag es, wenn er mit seinem glucksenden Kinderlachen auf dem Gesicht zu mir gerannt kommt und sich in meine Arme wirft. Und ja, ich freue mich über jeden Fortschritt, den er macht und ja, mein Herz gehört ganz ihm und sobald ich von ihm getrennt bin, vermisse ich ihn.
Er ist jetzt zwei Jahre alt und aus dem richtigen Babyalter ja schon raus. Ich wünsche mir das aber auch nicht zurück, ganz ehrlich. Ja, Babys sind süß und ich freue mich, wenn in der Verwandtschaft eines geboren wird und ich es mal halten darf. Dann erinnere ich mich daran, wie es war als meiner so klein und hilflos war. Aber ich habe auch nicht vergessen, wie ich mich fühlte, als er nächtelang durchschrie und ich hilflos heulend an seinem Bettchen stand und nichts fühlte außer bleierner Müdigkeit und der Überzeugung, als Mutter eine totale Flasche zu sein.
Und dass es "immer leichter wird", wie andere Mütter mit älteren Kindern mir damals versicherten, das kann ich leider auch nicht bestätigen. Klar braucht ein 2-Jähriger andere Dinge und verhält sich anders als ein Baby von 8 Wochen. Aber es bleibt unglaublich anstrengend. Gerade wenn man an sich selbst auch noch den Anspruch hat, die Aufgabe Mutterschaft gut zu meistern und sie nicht einfach nebenher laufen lässt, dann bleibt es einfach anstrengend.
Frag mich doch in zwei Jahren noch mal, ob ich es dann vielleicht geschafft habe, das eine oder andere eigene Bedürfnis wieder zu verwirklichen.
Ein Kind, das bedeutet 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche. Und das über mindestens die ersten Jahre.
Ganz ehrlich? Mit 21 hätte ich tausend Ideen, wie ich eine gefühlte Lücke in meinem Leben ausfüllen könnte, aber darauf, ein Baby zu bekommen, würde ich nicht kommen. Es gibt - da bin ich anderer Meinung als viele Schreiber hier - schon so etwas wie einen richtigen Zeitpunkt. Dass die TE den noch nicht erreicht hat, lese ich unter daran, dass sie auch über Ängste und Zweifel schreibt. Solange die so präsent sind, würde ich es lassen. Selbst WENN man vor der Schwangerschaft wenig Ängste und keine Zweifel hegt, ist die Veränderung groß und die Aufgabe riesig. Ich frage mich, wie man die dann noch mit Ängsten im Hinterkopf bewältigen soll... Der richtige Zeitpunkt, den fühlt man. Solange man noch Zweifel hat, sollte man es lassen.
Und ja, mir ist bewusst, dass nicht alle Kinder zu diesem optimalen Zeitpunkt geboren werden, wo es keine Schwierigkeiten und keine Zweifel gab. Aber wenn man die Wahl hat, und das hat die TE ja noch, dann sollte man sich doch einen Punkt im Leben suchen, wo die Unsicherheit möglichst klein ist und die Zweifel auch. Wozu muss man mit 21 ein Kind bekommen? Natürlich werden die auch groß und natürlich gibt es auch unter den 21-Jährigen gute, starke, verantwortungsvolle Mütter.
Aber wenn ich schon die Wahl habe... nein, danke. Es sei denn, ich habe um mich herum die ganze Familie und lade dann mein Kind abwechselnd bei der älteren Schwester und bei den Großeltern ab, um trotzdem noch was von meiner Jugend zu haben. Aber ob ich DANN tatsächlich ein Kind haben muss...