Sehen und gesehen werden
Mit achtzehn hatte ich meine erste eigene Wohnung, im Dachgeschoß, fünfter Stock. Aus meinem Badezimmerfenster konnte ich in die Wohnung einer jungen Frau sehen. Da nur ich ein Fenster in dieser Höhe hatte, fühlte sie sich offensichtlich unbeobachtet. Regelmäßig konnte ich sie beobachten, wie sie nackt oder in Unterwäsche durch die Wohnung lief. Am Wochenende kam meistens ein Mann zu Besuch. Mehrfach konnte ich ihnen beim Sex zusehen.
Für mich war es so erregend, dass mir fast der Atem wegblieb. Im Dunkel in ein fremdes beleuchtes Fenster zu sehen, die Angst ertappt zu werden und fremde Menschen beim Sex - das war schon sehr geil.
Hin und wieder traf ich die Frau beim Einkaufen. Ein komisches Gefühl: einerseits war ich bei ihren intimsten Momenten dabei, andereseits kannte ich sie ja offiziell gar nicht. Nach zweieinhalb Jahren zog sie dann aus.
Seit dem ist bei mir eine voyeuristische Lust - z.B. in Umkleidekabinen, in der Sauna oder am Strand geblieben. Anderseits genieße ich aber auch Momente, in denen ich mich ein wenig zeigen kann...