*einmisch*
So, kurz und knapp mal meine Gedanken dazu, warum so viele erst so spät dazu kommen, ihre Neigung auszuleben:
Erstens:
Die Älteren unter uns hatten in der Tat ein Informationshandicap.
Ich selbst kann mich erinnern, dass meine allererste Begegnung mit "öffentlichem" BDSM eine Stelle in einem Stephen King-Buch war, in dem der kleine Satz "er ging in einen Laden, wo Leute Handschellen zu ihrem Vergnügen kaufen". Erst da stellte ich fest, dass es da noch mehr geben könnte, die auf so etwas stehen! Für diese Erkenntnis musste ich auch "erst" 20 Jahre alt werden.
Mit Internet hätte ich das wohl schon mit 13 (da dämmerte mir endgültig, dass es eine Neigung und keine Phase war) herausgefunden gehabt.
Zweitens:
Wissen ist die eine Sache, es ausleben wollen die andere.
Selbst wenn man weiß dass man so drauf ist und sogar auch weiß, dass es andere gibt die ähnlich drauf sind, ist der Schritt, diese zu suchen, sehr groß. Schließlich stehen die anderen BDSMler nicht eben auf der Straße oder sieht man ihnen es an der Nasenspitze an.
Und so geschehen per Flirt etc. haufenweise Nicht-BDSM-Beziehungen, weil die halt auch schön sind. Liebe fragt nicht nach "steht er/sie auch auf BDSM", der ist die Frage schnurz, sie ist halt einfach da, egal ob die andere Person es mag oder nicht.
Eigentlich macht man's doch erst, wenn der Leidensdruck sehr groß ist, sprich, man merkt dass es so wichtig für einen selbst ist, dass man auch wirklich zwingend einen BDSMler an seiner Seite braucht.
Und auch das ist nicht bei jedem so.
Drittens:
Ist der für mich wichtigste Punkt: Man erfährt in den Medien, und ja, auch hier, hauptsächlich nur von jenen, die erst in recht spätem Alter dazustoßen und dann eben auch schon den Mut haben, sich an die Öffentlichkeit mit ihrem Anliegen zu wenden.
So entsteht dann schnell der Eindruck, dass viele sooo alt wären und überhaupt die Mehrheit erst in recht hohem Alter dazu kommen.
Das ist aber nur bedingt so.
Denn mal ehrlich, wie sind denn die Informationswege junger Leute? Da ist die Schule, da gibt es Chats, da sind im Internet Flirtportale, direkt auf junge Leute zugeschnitten. Wer im Internet zum Thema "BDSM und Jugend" surft stößt schnell auf die SM-Jugend (SMJG, wer Interesse dran hat, google einfach mal nach diesem Kürzel) und spricht dann nicht in irgend einem Forum Leute an, sondern schreibt sie direkt in einem Chat an. Sind sie dort erstmal gelandet ist man dann unter sich und braucht Foren wie dieses erst gar nicht, hat man doch vor Ort gleich haufenweise Leute die einem weiterhelfen können und wollen. Nicht selten entstehen dort dann auch prompt haufenweise Beziehungen aus diesem Schmelztiegel.
Die Älteren haben es da nicht ganz so einfach.
Nicht nur, weil die SMJG "nur" bis 27 möglich ist. Nein. Sondern auch, weil auch weitere soziale Kontakte nicht mehr so einfach neu knüpfbar sind: Am Arbeitsplatz hat man seine festen Kollegen, es gibt weniger frei einteilbare Zeit wie für Schüler und Studenten, und so auch weniger Möglichkeiten, mal rauszukommen und real Leute, auch einschlägige, kennen zu lernen.
Wo landet man dann? Ja, genau: Hier.
Und so kommt es, dass hier just jene Anfänger fragen, die schon ein bisschen was an Jahreszahl drinstehen haben. That's it.