@shylia
Damit tut die Zweitbeziehung der Beziehung indirekt gut und wäre sie bekannt, würde sie anfänglich störend auf die Beziehung wirken und gäbe kein Raum für die ohne Druck Veränderung.
Also...bei aller Liebe...aber das ist ja wohl nicht dein Ernst???
Eine Zweitbeziehung tut der Erstbeziehung gut??? Soll das jetzt ein Witz sein oder was??? Besonders hier, wo die Frau gar nichts weiß!!!??? Also wie vernebelt muss man eigentlich sein, um so was zu glauben. IHM tut die Zweitbeziehung gut!!! Nicht seiner Ehe.
Doch doch, das ist genau das Problem, warum die Thematik nicht so einfach in "gut" und "schlecht" eingeordnet und abgehakt werden kann. Das Problem mit Beziehungskonflikten egal welcher Art ist meistens das "gute" alte (bescheidene) Verhaltensmuster "mehr vom selben". D.h. ich habe irgendwann mal xyz als Lösung für Konfliktsituation abc entdeckt und wende das in Zukunft an, ohne mir das bewußt zu machen. Leider sind Konfliktsituationen in der Zukunft selten genau die selben und die Menschen auch nicht = xyz versagt anstatt den Konflikt zu lösen.
Da Menschen aber meistens wenig reflektiert sind, ändern sie nicht etwa ihr Verhalten, suchen eine neue Lösung, sondern ... sie wiederholen xyz und zwar STÄRKER. Druck erzeugt Gegendruck, mehr von xyz macht das Problem nicht kleiner, sondern ... GRÖßER.
Das dreht sich dann im Kreis und putscht sich gegenseitig hoch, bis einer ausbricht (und sei es durch eine Außenbeziehung/Fremdgehen wie hier) oder (z.B. durch eine Therapieanleitung von außen) einer oder beide xyz aufgeben und stattdessen ein anderes Verhalten lernen.
Ganz nüchtern angewendet auf die Situation von Bastien aus seiner Beschreibung heraus: sein xyz ist "ich muß mit Sex haben und dafür gehe ich auch mit meiner Frau zum Therapeuten, das muß so sein". Also erstmal Druck auf seine Frau, mehr Sex mit ihr haben zu wollen. (Keine Verurteilung, ganz nüchtern)
Erzeugt nicht gerade sexuelle Lust. Und die fehlgeschlagenen Therapien haben bewiesen, daß DIESE Verhaltensstrategie einfach für die Situation nicht anwendbar ist. Und sei es, weil die Therapeuten nicht für seine Frau geeignet waren, Vorstellungen hatten oder einbringen wollten, die für sie nicht passen.
Seine "neue" "Lösung" ist: er holt es sich woanders, heimlich. Anstatt sich mal umzusehen, was es an (gemeinsam abgesprochenen) sonstigen Wegen geben könnte.
Damit ist der innere Dialog in der Beziehung eigenmächtig abgebrochen und die Beziehung als vitales Miteinander schlichtweg beerdigt.
ABER: da der Druck von seiner Seite nachgelassen hat, fällt der Gegendruck von seiner Frau AUCH weg. Und scheinbar ist damit alles wieder "netter" - wenn auch nicht befriedigend geschweige denn gelöst.
Wenn jetzt einer von beiden die Spannungsfreiere Situation nutzt, tatsächlich nach einer gemeinsamen neuen Lösung zu suchen (was aber bedeutet, daß beide die Hosen runterlassen und reflektieren, was sie möchten und das jeweils zu respektieren), kann das viel Positives anstoßen. Wenn es aber so bleibt wie jetzt, wird die Konfliktsituation einfach nur betoniert, wie sie ist ...
Was Schwanzlose beschreibt, ist eigentlich nichts weiter als ein "Ich bin nicht fähig oder bereit, mich offen mit dem Problem auseinander zu setzen, sondern ich mache es mir im Konflikt so gemütlich wie möglich". Das ist jedem selbst überlassen, auch, wie er das beurteilt. Für mich ist so eine Situation untragbar, das wäre keine Beziehung mehr. Und ich bin sehr froh, daß mein Mann das auch so sieht ...
Bastien hat schlichtweg wie ein Hamster im Laufrad das getan, was "jeder" tut, also die Lösung "Therapie" gewählt (wir wissen nicht, in wieweit er da selbst an sich gearbeitet hat, ich habe den Eindruck, die Therapie diente nicht dazu, daß beide eine WIE AUCH IMMER GEARTETE LÖSUNG für das Problem finden, sondern daß seine Frau gefälligst wieder Sex will = klare "Schuldfrage" und "Zielvorgabe", so funktionieren Therapien aber nicht). Als seine Frau (wie kann sie nur) verweigert hat, so zu funktionieren, wie das Therapieziel aussah, hat er sich IMMERNOCH nicht mit ihr hingesetzt und gesagt "Ok Schatz, wie können wir unser beider Bedürfnisse beide befriedigen?". Sondern hat sich eine Affäre gesucht.
Mir fehlt hier Miteinander und Respekt. Seine Bedürfnisse zu kennen, ist eine Sache. Aber sie dem anderen respektvoll mitzuteilen und dann gemeinsam Wege zu suchen, diese zu befriedigen - frei von Vorgaben, wie das auszusehen hat - ist etwas völlig anderes.