„Nun, mein Fazit ist ganz einfach.
Ich bin zu blöd um zu erkennen, dass ich gar nicht glücklich bin. Und wenn ich dann erkannt haben sollte, dass ich eigentlich in Wirklichkeit unfreiwillig Single bin, soll ich mich coachen lassen.
Beziehung und Partnerschaft wird von vielen Menschen gleichgesetzt.
Dass gute Freundschaften in sehr vielen Bereichen die Bedürfnisse, die auch durch eine funktionierende Partnerschaft abgedeckt werden sollen, abdecken, wird weder erkannt noch anerkannt.
Bezüglich der Deutung des Begriffs Kompromiss konnte kein Kompromiss gefunden werden. Selten wurde deutlicher, wie weit Theorie und Praxis auseinanderfallen. Darüber reden, ja, ihn suchen, nein.
Sehe ich auch so.
Nach dem Tod meines Vaters hat mich meine "beste" Kumpeline (es gibt zwei) aus meiner ehemaligen Heimat Estland besucht. Noch auf dem Friedhof nach der Bestattung erinnerte sie mich, dass ich eine Familie in Estland habe: Sie, ihren Mann, die Kinder, ihre Eltern, ihren Onkel.. die ich alle seit 23 Jahren kenne, Familienereignisse besuche, umgekehrt von ihnen besucht werde, oft wochenlang.
Wenn sie über ihre Beziehung reden will... dann tut sie das mit mir, wie mit einem Bruder.
Merke: Als Single kann man eine Familie haben, wenn die eigene nahezu ausgestorben ist.
Meine andere Kumpeline ist da, kommt vorbei, wenn es mir schlecht geht, oder ich besuche sie und ihren Freund. "Einsam" geht eigentlich anders, nicht?
So "Single" ist man also gar nicht.
...wir Älteren jedenfalls vielleicht nicht!
Ein Blick in Generation Z zeigt: Immer mehr junge Menschen haben GAR keine realen Freunde - sondern höchstens anonyme virtuelle Kontakte (und, ja: diese Frage war Teil der großen Pew Research Center-Umfrage Juni 2022 in den USA, die ja so "ganz anders" ticken als wir, obwohl unser Nachwuchs exakt dieselben Social Media Apps nutzt).
Namhafte Forscher zeichnen den Trend aus Erhebungen der letzten 20 Jahre fort: "Bald werden nicht 63, sondern 80% aller jungen Männer ohne Kontakte zu Frauen sein."
Frauen nutzen TikTok als Tagebuch, quatschen offen über ihre Ehen, Dates, streamen sogar live während ihrer Dates, wenn "er" zu lange auf der Toilette ist oder kein Michelin-, sondern "nur" ein teures Restaurant ausgesucht hat (die anonyme "Community" ist näher als der Mensch am Tisch gegenüber).
FAZIT:
- Es wird immer mehr Singles geben; Generation Z hat in großen Teilen zwischengeschlechtliche reale soziale Interaktion nicht internalisiert, zum Teil sogar kaum selbst erlebt/probiert (Generation Alpha, ab 2010 geboren, wird in einer Welt sozialisiert, die wir Älteren uns kaum vorstellen können)
- Die Schere bei der Altersarmut und -gesundheit wird weiter aufgehen (Depressionen usw.)
Selbst Länder wie China (Regierungsprojekt "Gesundes China" (2019–2030) zur "Förderung geistiger Gesundheit") nehmen das Thema (und die wachsenden Suizidraten in einer in Teilen wohlstandsübersättigten zunehmend vereinsamenden Stadtgesellschaft) sehr ernst. Anderswo (z.B. Großbritannien und Niederlande) wird der Bekämpfung stark wachsender Einsamkeit durch die Ministerien für Sport und Gesundheit Aufmerksamkeit durch eigene Staatssekretäre/Sub-Minister gewidmet. Die nehmen das wahr und ernst.
- Der Großteil der Männer ("Normies") wird durch OnlyFans-"Freundschaften" u.ä. seelisch befriedet (hier holt die KI gerade auf in ganz großen Schritten - mit künstlich erzeugten "Freundinnen"!); Umsätze involvierter Unternehmen schießen hoch (OnlyFans, gesamt weltweit: von 2 Milliarden in 2020 auf 4,8 Milliarden in 2022)
Prostitution wird virtuell - Zuhälter brauchen nicht in aufmotzten Kisten den Straßenstrich überwachen, sondern können ihre OnlyFans-Girls per Vertrag auf Instagram & Co vermarkten.
- Gewalttätige Ereignisse (sowie sowieso verbaler Hass in Sozialen Medien) werden weiter zunehmen (Baele, Brace and Ging, "The ‘Incelosphere’ And Incel Violence", 2023); zum Teil weiterhin unscharf abgrenzbar von anderen Gewalttaten aus projiziertem Selbsthass heraus, sofern kein "Bekennervideo" auftaucht.
- Es wird ab 2030/35 eine große Zahl kinderloser reifer Singlefrauen geben ("irgendwann möchte ich noch Kinder"; gestern erst hier auf JC Profil einer 46 jährigen Singlefrau gelesen); Social Media-Coaches (selbst ohne funktionierende Beziehungen, Kinder oder respektable Arbeit) sorgen diesbezüglich schon heute für "gute" Ratschläge zur Lebensplanung!
Influencer und Online-Coaches geben "Ratschläge", die die Menschen HÖREN wollen, nicht solche, die objektiv EHRLICH sind - sonst würde die Plattform sie herunterraten (weniger "Gefällt mir"). Allein dieser Umstand und die enorme Skalierung ("viral gehen") führten zu disruptiven Veränderungen in der Beziehungskultur westlicher Gesellschaften.
- Es wird mehr "Livestreams" auf JOYclub geben (wie oft mag ich ihn zitiert haben? "Deutschland wird zur Masturbationsgesellschaft"; Oswalt Kolle im SPIEGEL kurz vor seinem Tod)
- Es wird mehr "Passport Bros" geben; Männer (gutverdienende "Normies"), die Partnerschaften mit gut gebildeten jungen Frauen aus Schwellen- und Entwicklungsländern eingehen (begleitet unter rassistischen Kommentaren ebenjener Damen, die diese Männer zuvor ignoriert haben)
Zurück zur Natur also: Da ist das der Normalzustand (Säugetiere >90% polygam, die meisten Männchen ohne Sex).
Sexpositiv-hedonistische Communities und "Dating" Apps werden ihre Umsätze aus Abo-Zahlungen der zu 60-75% männlichen Nutzer zu steigern wissen; notabene: "64% der Nutzer sind männlich (Quelle: Statista); bei Tinder weltweit "80%" (Quelle: Tinder) - bei JOYclub dürfte die Quote weit über 64% sein aufgrund des Themenschwerpunkts; ich habe (arglos => unfreiwillig!) brutale Messungen beim Hochladen erotischer Medien in mein Profil und dessen Aufrufe in den kommenden 2 Tagen erlebt, übrigens auch zur Frage: "Wer verbirgt sich hinter einem Paar-Profil".
Ja: Die Unternehmen in dieser Branche sind doch nicht blöd! Besonders die großen Dating Apps haben Psychologen/-innen in ihren Produktentwicklerteams und verheimlichen dies nicht: Die geben sogar Interviews in den USA!
...interessanterweise auch solche angestellten Psychologen, die aus Protest die Dating-App-Firmen verlassen haben: Da hört man(n) gerne genau hin und lernt viel!
In einer (Zitat Angela Merkel) postfaktischen Gesellschaft werden all diese Zahlen aber sowieso verhöhnt und in Abrede gestellt - selbst hohe zwei(!)stellige Veränderungen. Da hört man am besten einfach nicht mehr hin und lächelt milde: "Ja, ja..."
Denn der Mensch will lieber süßes Popcorn als bittere Medizin.
Daher lohnt es nicht, an der Situation etwas ändern zu wollen.
• Einsame junge Single-Männer sehen zu, ihren Mist zusammenzubekommen, um als reifere Männer attraktiver zu werden.
• Junge Single-Frauen genießen die Zeit mit den Episoden-/Parallelbeziehungen zu großgewachsenen 4%ern (sammeln einen schönen "Body Count").
• Die Sonne geht auf.
• Die Sonne geht unter.
LÖSUNG:
Frei nach Peter Scholl Latour (zu den großen Problemen der Welt):
"Man muss lernen, Dinge hinzunehmen."
Long story short:
keine.