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Eine Liebesgeschichte zweier Frauen

*******erz Mann
16 Beiträge
Themenersteller 
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Babetts einteiliger Hosenanzug
Babett
erhebende 11 Zentimeter...erhebende 11 Zentimeter...
*****a99 Frau
2.795 Beiträge
Puh, sorry, das ist mir vieeeel zu lang. Am Handy oder Tablet ganz übel, sich durch so einen langen Text zu scrollen. Warum denn nicht häppchenweise einstellen mit 1-2 Tagen Abstand?
*****854 Paar
3.280 Beiträge
Stimme oralia99 zu
war für mich als Mann geil zu lesen.
Am Lappi kann mann unterbrechen
*******erz Mann
16 Beiträge
Themenersteller 
Danke für den Tipp oralia99.
Am PC ist es okay, finde ich. Am Handy oder Tablet ist es schon unhandlich.
Die Überschriften strukturieren den Text in solche 1-2 Tage Einheiten.
Zukünftig gibt's kürzere Texte.
****es Paar
417 Beiträge
Nicht zu Lang und nicht zu Kurz diese Geschichte einfach schön und spannend
Wir hoffen das was noch etwas PASSIERT
*******erz Mann
16 Beiträge
Themenersteller 
Eine Liebesgeschichte zweier Frauen - Teil 2
[Anmerkung: "Das Vorstellungsgespräch" enthält keinen Sex, sondern bringt uns die beiden Hauptdarstellen etwas Näher. ]

Das Vorstellungsgespräch
Eine Viertelstunde vor dem Termin um 9 Uhr stehe ich an der Pforte der VoTec Hydro. Ein nett wirkender Herr um die 35 kommt auf mich zu und stellt sich als Felix Wagner vor.
„Ich werde Ihr neuer Chef, wenn es mit der Einstellung klappt.“
Auf dem Weg zum Besprechungszimmer bietet mir Felix das Du an, weil das in der Firma so üblich sei.

Im Besprechungszimmer sitzt der knabenhaft wirkende Mann, der beim Benefizlauf Azadeh den Startnummernlatz gebracht hat.
„Ich heiße Karl Fischer und bin von der Personalabteilung.“

Zuerst erzählt Felix kurz etwas über VoTec Hydro, seine Produkte und Service-Leistungen sowie über den Entwicklungs- und Forschungsbereich, dem ich vielleicht auch bald angehören werde.
Danach läuft alles wie erwartet. Felix fragt mich über meine Masterarbeit aus und wir fachsimpeln ein wenig. Dann testet er meine Englischkenntnisse, indem er sich mit mir auf Englisch über die Kaplan-Turbine unterhält. Zum Schluss reden wir über meine Hobbies. Das Selbstverteidigungssystem Krav Maga scheint ihn besonders zu interessieren.

Jetzt will Karl Fischer von der Personalabteilung wissen, welche Gehaltsvorstellungen ich habe und wann ich frühestens anfangen könnte.
Sanft unterbricht Felix meine Unterhaltung mit Karl Fischer.
„Gleich kommt Frau Dr. Wolf. Sie muss besondere Verträge genehmigen und dieser Vertrag mit einer Promotionsmöglichkeit ist ein besonderer Vertrag. Sie mag es, wenn man auf ihre Fragen kurz und präzise antwortet. Babett, bitte vermeide langatmige oder nicht direkt zum Thema gehörige Redebeiträge. Sie wird leicht ungeduldig. Lass deine Gedanken nicht abschweifen, konzentriere dich darauf, was sie sagt und merke dir möglichst alles, was sie dir sagt. Eigentlich ist sie sehr hilfsbereit.“

Es klopft an der Tür. Ohne eine Antwort abzuwarten, kommt Azadeh herein.
„Meine Herren, ich hoffe Sie sind mit Ihrer Befragung fertig oder brauchen sie noch etwas Zeit?“
„Nein, nein, wir sind soweit“, sagt Felix.
Nun übernimmt Azadeh das Kommando.
„Frau Conrad, lassen Sie uns bitte ein paar Minuten allein.“
Sie öffnet die Tür. Man sieht vor der Tür in einigem Abstand einen jungen blonden Burschen warten.
„Herr Peter Fray, unser Praktikant, wird Sie zur Kaffeeecke bringen.“

Ich frage Peter Fray aus.
„Wie gefällt es dir in der Firma?“
„Es gefällt mir gut. Alle sind freundlich und helfen, wenn man Unterstützung braucht. Mit den meisten bin ich per Du.“
Peter lässt mir eine Tasse Kaffee aus dem Automaten und nimmt sich selbst auch Kaffee.
„Wie ist denn Frau Dr. Wolf so?“
„Sie wird ‚die Wölfin‘ genannt. Die meisten haben gehörigen Respekt vor ihr. Bei ihr muss alles immer ‚Zack-Zack‘ gehen, sonst bekommt man leicht mal einen Rüffel. Wenn sie im Raum ist, will niemand etwas falsch machen und die ganze Aufmerksamkeit gehört ihr.“

„Herr Fray!“ höre ich jemanden rufen und wir gehen zurück zum Besprechungszimmer.
Ich setze mich wieder an den Tisch. Azadeh setzt sich nicht, sondern umrundet den Tisch, während sie redet.
„Frau Conrad, ich freue mich Ihnen ein Angebot machen zu können. Sie werden bei uns Gelegenheit haben zu promovieren. Wir haben offiziell die 40 Stundenwoche. Natürlich erwarten wir von einer Angestellten in Ihrer Position ein über die Mindeststundenzahl hinausgehendes Engagement. 28 Stunden arbeiten Sie für VoTec und 12 Stunden für ihre Promotion … „

„… Diese 12 Stunden sind nicht pro Woche abzuleisten, sondern in längeren Zeiträumen an der Uni Stuttgart am ‚Institut für technische und numerische Mechanik‘ vor allem während der Semesterferien.“

Azadeh nickt Felix zu.
„Das Promotionsthema wird von Herr Wagner, seinem Vorgesetzten Herrn Dr. Mohr und dem Institutsleiter Professor Ebersberger festgelegt. Natürlich wird das Thema nicht ohne ihre Zustimmung gewählt, Frau Conrad.“

„Die Stelle ist mit bis zu 66 000 Euro pro Jahr dotiert. 66 000 durch 40 mal 28 - Sie erhalten einen Bruttojahreslohn von circa 46 200 Euro. Dieser Vertrag ist auf 3 Jahre befristet mit der Möglichkeit ein halbes Jahr zu verlängern. Arbeitsantritt ist der 1. Juli, falls das für Sie möglich ist.
Sie schaut mich an und ich versuche zu antworten. „Ehh, ich …“
„Ist es Ihnen möglich am 1 Juli hier anzufangen?“
„Ja, … ja, das passt mir.“
„Sind die anderen Konditionen für Sie auch okay?“
„Ja, das entspricht so in etwa meinen Vorstellungen.“
„Gut Frau Conrad, den Vertragsvorschlag bekommen Sie innerhalb den nächsten 2 Wochen zugestellt.“

Nun wendet sie sich dem Personaler Karl Fischer zu.
„Das klappt doch innerhalb von 2 Wochen?“
„Ja, das ist zu schaffen.“

Nun legt sie Fischer von hinten eine Hand auf die Schulter und spricht in sanften Ton zu ihm.
„Wenn irgendwelche Probleme mit dem Vertrag auftauchen, dann stehen Sie nicht allein. Kontaktieren Sie mich sofort und ich kläre das mit der Personalchefin, Frau Dr. Muti.“

„Frau Conrad, ich möchte Sie nachher noch sprechen. Kommen Sie um 11 Uhr 15 in mein Büro. In der Zwischenzeit zeigt ihnen Herr Wagner den Laden hier.“
Sie wendet sich zu Felix und lächelt.
„Aber bringen Sie Frau Conrad um 11 Uhr 15 wohlbehalten in mein Büro.
Felix lächelt zurück und nickt.
Genauso schnell wie sie aufgetaucht war, ist Azadeh wieder verschwunden.

Felix zeigt mir mein zukünftiges Büro.
„Wir werden hier zu zweit drinnen sein. Der dritte Schreibtisch ist für Praktikanten oder Werkstudenten gedacht, falls wir beide mal einen haben.
„Felix, kennst du Frau Dr. Wolf näher?“
„Nein, mein Chef ist Dr. Mohr und Dr. Mohrs Chef ist Frau Dr. Wolf. Da hat man nicht so viel miteinander zu tun.“
„Dann wird sie ja mein Chef-Chef-Chef.“
Felix seufzt. „Dazu wird es nicht kommen. Sie wird die Firma zum Ende des Monats verlassen. Ihr Nachfolger kommt nächste Woche. … Ich zeige dir den Weg zur Kantine.“

Wir machen uns auf den Weg zur Kantine und ich bin völlig perplex. Ich werde hier in Heidenheim sein und Azadeh wird sonst wo auf der Welt rumgeistern. Beziehung ade.
„Weißt du, wo sie hingehen wird?“
„Sie geht wieder dahin zurück, wo sie hergekommen ist, zu HealthCare in Erlangen. Die haben dort eine Initiative, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen und wahrscheinlich auch deswegen war ihr Wechsel mit einem Aufstieg verbunden.

Felix verabschiedet sich von mir vor der Bürotür.
„Dr. A. Wolf – Head of Science and Methods – Sekretariat Frau N. Weiß“.
Ich klopfe und gleich darauf höre ich eine freundliche Stimme ‚Herein‘ rufen.
Als ich eintrete sagt eine ältere Frau, ohne von ihrem Laptop aufzusehen:
„Frau Dr. Wolf erwartet sie bereits.“
Also betrete ich ihr Büro und schließe die Tür hinter mir.

„Hallo Sonnenschein“, begrüßt sie mich.
„Hallo, meine Zauberhexe. Wann wolltest du es mir sagen?“
Sie grinst mich an.
„Was sagen? Wir kennen uns jetzt schon 2 Tage und ich versichere dir, während der ganzen Zeit habe ich dich nicht einmal betrogen.“
„Das habe ich nicht gemeint, Azadeh.“
„Nenn mich bitte ab jetzt Asa anstatt Azadeh, so wie meine Eltern und andere mir sehr vertraute Menschen.“
„Du darfst mich ab jetzt ‚Baba‘ nennen, so wie meine Eltern, so wie mein Bruder und so wie mich Frank jetzt nicht mehr nennen darf.

So und jetzt gestehe!“

„Ach du meinst, dass ich heute noch nach Toronto fliegen muss. Es tut mir leid, dass wir den Abend nicht zusammen verbringen können. Mein Flug startet um 17 Uhr 05 in Frankfurt. Wir haben also nicht viel Zeit.“
„Warum musst du so plötzlich nach Kanada?“
„Mein Chef schickt mich auf eine Troubleshooter Mission. Es geht um große Maschinen mit kleinen Fehlfunktionen und sehr, sehr viel Geld. Ich muss den Kunden wieder beruhigen und von der berühmten VoTec Kompetenz überzeugen. Zudem habe ich ein ordentliches Budget, um auch teure Fehlerbehebungen schnell zu genehmigen und durchführen zu lassen.“

„Asa sagst du es mir jetzt?“
„Aber was?“
„Du verlässt VoTec zum Ende des Monats und lässt mich hier allein.“
„Das ist nicht so schlimm. Du kannst zu mir nach Erlangen ziehen und vom Arbeitszimmer aus die meisten deiner Arbeiten Online erledigen. Ich habe dir eine großzügige Homeoffice Regelung in deinen Vertrag schreiben lassen.“

„Ich soll in deine Wohnung in Erlangen ziehen, Asa?“
„Jep, aber lass mich dich später überzeugen. Ich habe nicht viel Zeit.“
„Meine liebe Zauberhexe, du bist ganz schön arrogant. Falls ich nicht nach Heidenheim ziehe, dann bleibe ich vorerst in meinem Erlanger Studenten-Apartment.“
*******erz Mann
16 Beiträge
Themenersteller 
Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
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Babett im Bad
*********life Paar
101 Beiträge
Vielen Dank für die Geschichte, deren Anfang bereits wunderschön ist. Eine gelungene Balance von Erotik und tragender Handlung. Die bereits vorhandenen offenen Enden machen es spannend.
*******erz Mann
16 Beiträge
Themenersteller 
for_real_life, das ist eine ganz Liebe Beurteilung der Geschichte.
Das ist für mir mich ein großer Ansporn weiter zu Schreiben und besser zu werden. Ihr habt mir eine große Freude gemacht.
Vielen Dank für Eure Mühe!
Silberherz
*****n27 Frau
4.158 Beiträge
Oh wie schön, ich konnte wunderbar eintauchen. Für mich ist die Geschichte nicht zu lang. Ich freue mich, mehr von beiden zu erfahren *g*
*******erz Mann
16 Beiträge
Themenersteller 
Eine Liebesgeschichte zweier Frauen - Teil 4
[Anmerkung: Eine Reise aus Besorgnis und ... ]

AZAD RAMIN AZIZI

Ich sitze in meiner kleinen Studentenbude in Erlangen. Mein Telefon klingelt.
„Hallo Asa, hast du deinen Flug noch erwischt?“
„Nein, ich fliege morgen Früh um 9 Uhr. Mit meinem Kunden habe ich bereits gesprochen. Zusammen mit meinen Technikern und Ingenieuren werden wir den Kunden um 13 Uhr in den Räumen von VoTec-Kanada in Toronto treffen.

„Du hättest mich ruhig mitnehmen können. Ich war noch nie in Toronto. Ich war noch nie in Kanada.“
„Babett, das ist keine Urlaubsreise. Vermutlich würde ich keine Minute für dich Zeit haben.“
„Ja, ja, das ist mir schon klar. Aber … „
Meine Stimme klingt sehr traurig, trauriger als ich das wollte.
„Ach komm schon, mein Sonnenschein. Wir können das nachholen.“
„Ja, ja.“, antworte ich patzig.

„Okay Babett, ich nehme unseren Toronto-Urlaub in meine Bucket List auf. Bevor ich den Löffel abgebe, werden wir beide durch den Glasboden des CN-Towers nach unten schauen, selbst wenn ich dabei Todesängste ausstehen muss.“
„Die Niagara-Fälle will ich auch sehen und auf einer 10-spurigen Stadtautobahn fahren. Wohlgemerkt, eine Autobahn, die 10 Spuren in eine Richtung und weitere 10 Spuren in Gegenrichtung hat.
Und natürlich will ich in das ROM, das Royal Ontario Museum und mir die Ausstellung über die Ureinwohner Kanadas anschauen. Und ich will auf einem 3-Mast-Schoner aus den 1930er Jahren eine Segelschiff-Bootstour … „
Asa unterbricht mich mit ihrer Nörgelstimme.
„Genug damit! All das werden wir machen und noch vieles mehr, aber jetzt gerade habe ich andere Sorgen und muss mich auf meine Arbeit konzentrieren.“

„Gleich habe ich eine Videokonferenz mit meinen Leuten in Toronto. Vielleicht habe ich eine prinzipielle Fehlermöglichkeit gefunden. Manchmal werden bei unseren Berechnungen Formeln verwendet, die nur in einem eingeschränkten Winkelbereich gelten. Bevor die Formeln angewendet werden dürfen, muss sichergestellt sein, dass der auftretende Winkel innerhalb des erlaubten Winkelbereichs liegt. Nun muss man die Stellen im Quellcode finden, die diese Fehlermöglichkeit erlauben. Wahrscheinlich schlagen wir uns die halbe Nacht um die Ohren, um Fehlerstellen zu finden.
Langweile ich dich?“

„Nein, nein Asa, für mich klingt das wie ein Krimi, in dem ihr den Übeltäter aufspüren müsst. Das ist doch total spannend.
Apropos spannend. Das war spannend und oberpeinlich, mit dem Professor von Hohendings.“, wechsle ich abrupt das Thema.
„Ich fürchte, der wusste genau, was wir gemacht haben. Wie soll ich mich nur verhalten, wenn er mich wieder trifft? Laufe ich dann weg oder bekomme ich einen Herzanfall?“

„Babett, reiß dich zusammen! Dann weiß er eben, dass wir zwei sexuell aktive Frauen sind, na und? …
„Hier mein Rat: Erwähne den Vorfall nicht von dir aus. Falls jemand auf den Vorfall zu sprechen kommt, dann halte deinen Kopf oben und lasse keinen Zweifel daran, dass du stolz darauf bist. Mache eine ironische Bemerkung und zeige, dass du über den Dingen stehst.“
„Ich werde es versuchen, Asa. Aber den Stolz wird mir niemand glauben, wenn ich mit feuerrotem Gesicht dastehe und kein Wort rausbringe.“
„Dazu gibt es keinen Grund. Als die Lewinsky-Clinten Oral-Affäre herauskam, bekamen Clintons Demokraten ordentliche Zugewinne im Repräsentantenhaus. Insgeheim und manchmal ganz offen bewundern uns die Menschen. Wir sind sexuell aktive Vorbilder, die sich das trauen, wovon solche Menschen nur träumen.“
„Wow, du kannst überzeugend sein. Hoffentlich weiß dieser Herr von Schlumpfhausen auch, dass ich sein Vorbild bin.“

„Babett, ich muss Schluss machen.
Der Zeitunterschied zwischen Erlangen und Toronto beträgt 6 Stunden. Wenn in Toronto um 12 Uhr zu Mittag gegessen wird, dann ist es in Erlangen 18 Uhr und Zeit für das Abendessen. Ich rufe dich morgen von Toronto aus an. Träum was Schönes – aber bitte von mir!“
„Ich vermisse dich, meine Zauberhexe. Bis morgen.

**

Asa meldet sich nicht, weder am Dienstag noch am Mittwoch. Wenn ich ihr Smartphone anrufe meldet sich nur der Anrufbeantwortet. Ich bin beunruhigt.
Ich krame die Visitenkarte von Felix aus meiner Handtasche und rufe ihn an.
„Hallo Felix, hast du schon Sehnsucht nach mir, so allein in deinem Büro?“
„Mir ist garantiert nicht langweilig, so allein in meinem Büro. Das heißt nicht … natürlich freue ich mich auf die neue Schreibtisch-Nachbarin. Was kann ich für dich tun?“
„Felix, ich habe seit Tagen nichts mehr von Frau Dr. Wolf gehört. Weißt du, was da los sein könnte?“

Felix räuspert sich und schluckt.
„Ich weiß nichts Genaueres, aber ich habe beim Mittagessen mitbekommen, dass sie Frau Dr. Wolf in Toronto ins Krankenhaus gebracht haben.“
Jetzt mache ich mir wirklich Sorgen. Meine Stimme klingt aufgeregt.
„Weißt du was passiert ist? Weißt du was ihr fehlt?“
„Nein Babett, wie gesagt, ich habe nur ein paar Gesprächsfetzen mitbekommen. Vielleicht rufst du Asas Mutter an, die könnte informiert sein.“
„Hast du ihre Nummer, Felix?“
„Nein, habe ich nicht. Aber ich könnte versuchen die Nummer herauszubekommen.“
„Ach, nicht nötig Felix. Und immer schön fleißig sein, auch wenn ich nicht auf dich aufpassen kann in deinem einsamen Büro!“
„Darüber brauchst du dir keine Sorgen machen, mein zweiter Vorname ist ‚Fleißig‘.“
„Danke für die Info. Tschüss Felix.“

Was bin ich für ein Depp:
‚Felix, es ist nicht nötig, dass du mir die Telefonnummer ihrer Mutter besorgst.‘
Geht’s noch? Wie soll ich jetzt an die Nummer rankommen?
Ich kenne nicht mal den Vornamen ihrer Mutter und ihren Wohnort auch nicht.
Hoffnungslos.
In meinem Zimmer laufe ich im Kreis und werde immer unruhiger. Ich drehe eine Runde nach der anderen und dann fasse einen Entschluss.

**

Asa liegt im Krankenhausbett und schläft. Sie ist sehr bleich. Ich halte ihre Hand.
Der Arzt wollte mir nichts über ihren Gesundheitszustand verraten, weil ich keine Familienangehörige bin. Zumindest haben sie mich in ihr Zimmer gelassen.

Ich will endlich wissen was los ist, aber sie schläft.
Einfach den nächsten Billigflug nach Toronto zu nehmen, war sicher nicht die rationalste Entscheidung meines Lebens.

Damit sie aufwacht, beschließe ich spontan, ihr ein Ständchen zu bringen. Ich erinnere mich an das Ende des Lieds ‚Feels Like‘ von Gracie Abrams. Nachdem ich mich geräuspert habe, beginne ich zu singen:


And I need you sometimes
We'll be alright
Met you at the right time
This is what it feels like
And I miss you some nights
We'll be alright
Met you at the right time
This is what it feels like

I would do whatever you wanted
We don't have to leave the apartment
Met you at the right time
This is what it feels like


Langsam erwacht Asa. Sie scheint etwas benommen zu sein. Mit dünner, zittriger Stimme sagt sie:
„Singen kannst du also auch nicht.“
Sie drückt meine Hand fester und lächelt mich an. Es ist ein freundliches, wohlwollendes Lächeln und mir wird klar, dass sich die Reise, der ganze Aufwand und die Kosten, dass sich alles gelohnt hat.

„Wie geht es dir Asa?“
„Mir geht es gut. Die Ärzte hier haben bei mir die unterschiedlichsten Untersuchungen durchgeführt, aber nichts Schlimmes gefunden. Morgen Früh werde ich entlassen. Ich soll mich schonen. Das ist alles. Die Ärzte habe irgendwas von ‚Fatigue-Syndrom‘ gefaselt, weil sie für alles einen Namen haben müssen.“

„Nein, dir geht es nicht gut. Hast du dich im Spiegel angeschaut? Du bist leichenblass. Was war denn los, bevor sie dich ins Krankenhaus gebracht haben?“

„Durch die viele Arbeit, die Fliegerei und viel zu wenig Schlaf, … ich war bei der Besprechung mit dem Kunden und meinen Ingenieuren nicht fit und bin einfach umgekippt. Das war zwar peinlich, aber sowas kann jedem mal passieren.

„Dann ist ja alles gut und morgen können wir wieder zur Tagesordnung übergehen.
Asa, ich glaube dir nicht. Du verheimlichst was.“

Asa schweigt. Irgendetwas brodelt in ihr. Ich gebe ihr etwas Zeit.
Nach 2 Minuten Stille werde ich ungeduldig.
„Wenn du es mir nicht sagen kannst, dann sprechen wir von etwas anderem. Von meinem alten Auto, zum Beispiel.“

Asa schüttelt den Kopf. Sie schaut mich nicht an.
„Von deinem alten Auto …“
Ein tiefer Seufzer entfährt ihrer Brust.
„Mein Papa ist tot."

Wieder schweigt sie. Nach einer Weile, rüttle ich sie sanft an der Schulter.
„Asa, sieh mich an!“
Sie wendet mir ihr Gesicht zu.
„Das Problem ist, … wir hatten uns noch nicht ausgesprochen. Ich hatte es mir wirklich vorgenommen, aber dann kamen die Prüfungen dazwischen, die Wohnungssuche, die Bewerbungen, die Beförderungen, der Urlaub mit der neuen Freundin, …
Das alles war wichtiger.“

„Und jetzt der Brief meiner Halbschwester aus Teheran.“
‚Dein Vater, Azad Ramin Azizi, ist im Alter von 72 Jahren verstorben. Die Beerdigung hat vor 3 Tagen stattgefunden. Eine Kontaktaufnahme mit mir oder anderen Mitgliedern der Familie ist nicht erwünscht.‘“

„Prokrastination! So nennt man das ständige Aufschieben wichtiger Dinge, die man sich fest vorgenommen hat. Irgendein Scheiß war mir immer wichtiger.
Als die Ehe meiner Eltern geschieden wurde, ist er zurück in den Iran zu seiner anderen Familie. Seitdem hat er nicht mehr mit mir geredet. Er war telefonisch nicht zu erreichen. Meine Briefe kamen ungeöffnet zurück.
Dabei wollte ich ihm nur sagen, dass ich ihn sehr lieb habe und dass ich als Kind glücklich bei ihm war.
Ich wollte ihm sagen, dass ich ihm nicht böse bin, ganz gleich was er auch immer getan hat. Ich wollte ihm sagen, auch wenn er Mami betrogen und hintergangen hat, dass ich meinen Frieden mit ihm gemacht habe.“

Asa zeigt mir ihr tränenverschmiertes, tieftrauriges Gesicht und schweigt.
„Erzähl mir von deinem Vater. Und lass kein schmutziges Detail aus. Ich liebe schmutzige Details.“
Asa schüttelt den Kopf.
„Du bist so …“
„...pietätlos“, ergänze ich. „Komm schon, erzähl mir von ihm. Erzähl mir das, was dir wichtig ist.“
Asa starrt an mir vorbei aus dem Fenster. Sie holt tief Luft.
„Bevor mein Vater meine Mutter geheiratet hat, war er schon verheiratet und hatte zwei Kinder. Als er nach Deutschland kam war er 34. Als evangelikaler Christ im Iran hatte er kein Problem Asyl zu bekommen. Es war geplant, dass er seine Familie nachholt. Er hatte aber keine Lust seine Frau und seine Kinder nachzuholen. Stattdessen lernte er meine damals 20-jährige Mutter kennen. Meine Mutter wurde mit mir schwanger und die beiden haben geheiratet. Mein Vater hatte einfach den deutschen Behörden seine Ehe im Iran verschwiegen.“

„Papa war immer wirklich lieb zu mir. Er nannte mich Herzstück und Prinzessin. Er erzählte mir die tollsten Geschichten, hat mir die Feinheiten des Schachspiels beigebracht, hat mir den Umgang mit Schraubenschlüssel und Rohrzange gezeigt. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht, und wir standen uns sehr nahe.“

„Eines Tages erfuhr meine Mutter, dass ihr Ehemann noch eine weitere Familie hatte, dass er eine Doppelehe führte. Daraufhin hat sie meinen Vater verlassen und mich mitgenommen. Sie hat radikal jeden Kontakt abgebrochen. Wir haben uns praktisch vor ihm versteckt. Ich war gerade mal 14 Jahre alt und damals habe ich Papa das letzte Mal gesehen und ohne meinen Papa wurde ich sehr traurig.
Als ich 18 Jahre alt war wurde die Ehe meiner Eltern geschieden. Mein Papa war enttäuscht von meiner Mutter und von mir, seiner erwachsenen Tochter, die jetzt alles allein entscheiden konnte, aber trotzdem nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte.
Er ging nach der Scheidung wieder in den Iran zu seiner ersten Familie. Diese Familie gibt meiner Mutter und mir die Schuld daran, dass mein Vater sie verlassen hatte und sie hassen uns dafür.“

Asa weint. Langsam begreife ich.
„Du hast hier in Toronto vom Tod deines Vaters erfahren. Du kannst dich jetzt nicht mehr mit ihm versöhnen und weil die Nachricht von seinem Tod so spät kam, konntest du nicht mal bei seiner Beerdigung dabei sein und dich verabschieden.
Das alles und die Trauer um deinen toten Vater haben dich komplett umgehauen.“

„Asa, ich weiß nicht wie du das siehst, aber ich glaube, das Verhältnis zwischen einer Tochter und ihrem Vater ist etwas Besonderes. Was tust du nicht alles, damit dein Vater stolz auf dich ist?
Nach all der Studiererei will ich endlich arbeiten und der Welt einen Nutzen bringen. Nur weil Pappi sagt, er fände es ganz toll, wenn seine Tochter den Doktortitel hätte, studiere ich jetzt weitere 3 bis 5 Jahre. Die Industriepromotion war dabei nur ein Kompromiss.“

„Asa, hast du dich schon mal gefragt, warum du dir den ganzen Berufsstress antust? Warum willst du Stufe um Stufe aufsteigen, um am Ende auf irgendeinem Vorstandssessel zu sitzen? Geht es dir wie mir und du willst vor allem nur das dein Vater stolz auf seine Tochter ist?
Was aber passiert, wenn der Mensch, für den du das tust, plötzlich weg ist. Fällt man dann nicht in ein tiefes schwarzes Loch von Traurigkeit?

„Verdammt nochmal, warum bist du überhaupt hier Babett?
Mit dir habe ich nicht gerechnet. Du hast doch gesagt, dass du pleite bist? Offensichtlich hast du aber noch genug Geld, um von jetzt auf gleich nach Kanada zu fliegen.“

„Dafür habe ich mein altes Auto verkauft.“
„Verarsch mich nicht! Sowas macht kein normaler Mensch.“
„Macht er doch! Mein Auto war schon uralt, ist dauernd stehen geblieben, war ständig in der Werkstatt und die Werkstattkosten haben mich arm gemacht.
Also habe ich dieses ständige Ärgernis gegen einen Kanadaurlaub mit dir getauscht und du wirst meine Reiseführerin sein.

„Mir steht überhaupt nicht der Sinn danach, deine Reiseführerin zu sein. Du bist so gefühllos …“
„ … und pietätlos …“, ergänze ich.
„Du nimmst überhaupt nichts ernst. Du verspottest meine Trauer. Glaubst du, damit machst du mir eine Freude?“

„Jetzt reichts mir! Du hast gewusst das alle Menschen irgendwann sterben müssen, auch dein Vater. Wenn du jemanden etwas Gutes tun willst, dann tue es solange er noch lebt, nach seinem Tod ist es einen Scheiß Wert. Der ganze Totenkult ist scheinheilig und verabscheuungswürdig, er dient nur der Selbstbefriedigung der Hinterbliebenen.
Du hättest mit deinem Vater vor seinem Tod noch reden müssen, damit es ein Happy End wird. Okay, liebe Asa, das hast du voll verkackt.
Aber es nützt niemandem, wenn du dich selbst bestrafst und in einem dunklen Zimmer einsam in Depressionen versinkst, 4 Flaschen Rotwein am Tag trinkst und ins Bett pinkelst, weil du vor lauter Selbstmitleid das Klo nicht mehr finden kannst.“

Das waren die richtigen Worte, damit sich Asa wieder einkriegt. Asa schluchzt laut und schimpft irgendwas, was ich bei ihrem Heulen nicht verstehen kann …
Na ja, vielleicht waren es doch nicht ganz die richtigen Worte oder es war der falsche Zeitpunkt …
„Asa“, sage ich sanft und will ihr über die Haare streicheln, aber sie schlägt meinen Arm weg.
Sie setzt sich auf und sagt im scharfen Ton:
„Verschwinde!“
Ich schau sie verdutzt an.
Sie bekommt ein wütendes Funkeln in den Augen und schreit:
„Hau ab. Hau ab und lass dich nie wieder blicken. Los sieh zu, dass du Land gewinnst, sonst vergesse ich mich.“

Eine Krankenschwester hat das Geschrei mitbekommen und stürmt ins Zimmer herein. Sie sieht mich böse an.
„Sie gehen jetzt besser!“

Ich verlasse das Zimmer und fühle mich wie ein geprügelter Hund.
Asa, nicht nur du hast etwas voll verkackt ...


[Anmerkung: Es ist nur dann Ms. Right, wenn sie einen unbedachten Fehler vergeben kann.]
---- Fortsetzung folgt ----
Azadeh zeigt ihre Beine
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Babett fährt auf der Kajama über den Ontario Lake
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Bild ist FSK18
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Azadeh
*******erz Mann
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Azadeh mit stengem Blick
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Scissoring
Steampunk Kostüm
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Babetts Foto für Asa
Babetts High-Heel Sandalen
Zauberstab 5,6 x 34 cm
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Asa
*******erz Mann
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Eine Liebesgeschichte zweier Frauen - Teil 12
Sanne

Es ist Abend und wir sitzen in einem Italienischen Restaurant. Wir trinken beide ein Glas Rotwein.
„Asa, wie lange hat deine längste Beziehung gehalten?“
„Wie lange hat deine gehalten?“
„Das weißt du doch. Ich war 2 Jahre mit Frank zusammen.“
„Ich war 3 Jahre mit Sanne zusammen.“
„Wer ist Sanne? Den Namen hast du noch nie erwähnt.“
„Sanne ist eine naturblonde Frau, Vater Niederländer, Mutter Deutsche, zwei Jahre älter als ich. Sie war sehr hübsch, aber keine Sorge, sie konnte mit deinem perfekten Fotomodell-Aussehen nicht mithalten.“
Asa sagt in einem abwesenden, nachdenklichen Ton:
„Ich habe Sanne eine Ewigkeit nicht gesehen.“
Ich bin erstmal still. Doch Asa ist in Gedanken versunken und scheint nichts mehr zu Sanne sagen zu wollen.

„Wann war das?“
„2004 bis 2007.“
„Während deiner Studienzeit“.
„Drittes bis achtes Semester.“
„War Sanne deine erste längere Beziehung?“
„Ja.“
„Ich nehme an, sie hatte mehr Erfahrung als du und konnte dir viel beibringen.“
„Ja.“
Asa hat ihr Steinmaskengesicht aufgesetzt. Aber ich spüre, dass es in ihr brodelt.

„War sie deine erste Liebe.“
„Nein, sie war meine erste große Liebe, und … meine bisher größte.“
Das hat gesessen. Wirkungstreffer! Und was bin ich dann für dich? Eine Fickfreundin?
Einige Zeit bringe ich keinen Ton heraus.
„Wieso guckst du jetzt so, hä?“
„Was? Ahm … wie habt ihr euch kennengelernt?“
„Beim Kickboxen. Nach dem Training habe ich sie öfter in der Umkleide getroffen. Sie hat mich angesprochen. Mit Vorliebe hat sie mir all ihre blauen Flecke und Schrammen gezeigt, Dabei hat sie freizügig ihren BH zur Seite geschoben und ihr Höschen nach unten gezogen. Irgendwann hat sie meine Hand gepackt und gesagt:
'Fühl mal wie geschwollen hier mein Oberschenkel ist.'
Sie ließ meine willenlose Hand über ihren Körper wandern und dann küsste sie mich … zwei Monate später sind wir zusammengezogen.“

„Warum habt ihr euch getrennt?“
„Der Grund war ihr Vater.“
Wieder ist Asa eine Weile still. Aber man merkt, dass sie um Worte ringt.
Sie holt tief Luft
„Meine Beziehungen nach ihr endeten, als wären sie im ruhigen Wasser ertrunken. Nach kurzer Zeit war alles Routine und Langeweile und wir gingen friedlich auseinander.
Aber bei ihr …
Sanne hatte mir gesagt, dass sie am nächsten Wochenende ihre Eltern besuchen und ein paar Tage in Nimwegen bleiben wird.
Am gleichen Tag hat sich eine holländische Bekannte von Sanne in der Uni-Cafeteria neben mich gesetzt und gefragt, ob ich denn wüsste, dass Sanne nächste Woche in den Niederlanden heiraten würde. Ich wusste es nicht.“

Asa kämpft mit den Tränen. Eine Minute später hat sie sich wieder gefangen.
„Natürlich habe ich sie gefragt, ob das wahr ist. Sie hat nicht geantwortet. Aber sie hat ihre Sachen wortlos in ein paar Koffer und Umzugskartons verstaut und ist gegangen.“

Asa schluckt ein paarmal und fährt dann fort.
„Zu ihrer Trauung bin ich nach Nimwegen gefahren und war in der Kirche gesessen. Ich habe bei der Zeremonie kaum ein Wort verstanden. Ich kann kein Niederländisch. Plötzlich hat mich Panik gepackt und ich wollte diese Farce verhindern. Ich bin einfach aufgestanden und habe gesagt: ‚Eure Ehe wird unglücklich sein, weil Sanne mich liebt und ich Sanne liebe.‘
Während ich von zwei starken Kerlen aus der Kirche geschoben wurde, habe ich das Brautpaar verflucht. So, wie Hexen es eben tun.
Ich habe mich total zum Affen gemacht.“

„Und danach? Wie hast du die Trennung verkraftet?“
Asa lächelt mich schief an und sagt mit ironischem Ton:
„Es hat mir fast nichts ausgemacht.
Ich habe mich in meinem Bett zusammengerollt und bin nicht mehr aus dem Haus gegangen. Irgendwann war der Kühlschrank leer. Das war kein Problem, ich hatte sowieso keinen Hunger. Ich habe meine Kleidung nicht mehr gewechselt und mich nicht mehr gewaschen.“

„Aber du hast dich später ja wieder eingekriegt.“
„Ach, Baba.
In den ersten beiden Semestern hatte ich mit 2 Mädels in einer Wohngemeinschaft gewohnt. Eines dieser Mädchen, eine Kommilitonin, kam vorbei nachdem ich 3 Wochen meine Wohnung nicht mehr verlassen hatte. Ich habe sie nicht reingelassen. Aus Sorge überredete sie den Hausmeister, mit ihr in meine Wohnung zu gehen.“
Asa hat den Blick gesenkt. Ihr Gesichtsausdruck ist traurig.
„Diese Tochter eines Försters hat mich gerettet. Ich durfte wieder in ihre Wohngemeinschaft einziehen. Die beiden haben mich umsorgt, wie ein waidwundes Reh. Sie waren für mich da, bis es mir wieder besser ging.“

„Und Sanne? Hast du von ihr noch was gehört?“
„Während ich nur zusammengerollt im Bett gelegen war, hatte ich das Handy nicht in Betrieb. Sie hat mindestens 50 Mal versucht mich zu erreichen. Ihre Sprachnachrichten und SMSen blieben unbeantwortet.
Sie hat mir auch eine lange Mail geschrieben, in der sie versucht hat …“
Asa schweigt wieder.
„Ja und was stand denn in der Mail?“
„Sie schrieb, dass ihr Vater ein strenggläubiger und erzkonservativer Mann sei. Für ihn wäre unsere Beziehung nur Unzucht und Gotteslästerung. Falls Sanne ihren Jungendfreund nicht heirate, dann würde sie aus der Familie ausgestoßen und verlöre jegliche finanzielle Unterstützung. Letztlich hätte sie sich für ihre Familie entschieden und es schmerze sie sehr, dass sie mich dafür aufgeben müsse. Sie sei eben ein großer Feigling und hätte es nicht übers Herz gebracht, mir von ihrer bevorstehenden Heirat zu erzählen …
Was für eine Heuchlerin. Für diesen Verrat soll sie im neunten Kreis der Hölle, in klirrender Kälte, ohne Sonne und Licht, auf ewig frierend im Eis eingeschlossen bleiben.“

„Du hast ihr nach all den Jahren nicht verziehen?“
Asa schaut mich zornig an, was wohl ‚Nein‘ bedeutet.
„Aber ich habe meine Lektion gelernt. Ich will nie wieder so verletzt werden. Nach der Trennung habe ich mich voll auf mein Studium konzentriert und später auf meine Arbeit.
Vor allem will ich keine emotionalen Bindungen mehr. Mein Motto ist: wenn die Frau morgen weg ist, dann darf mir das nichts ausmachen. Falls mir eine Beziehung zu eng wurde, dann habe ich mich zurückgezogen und die Beziehung in stillen Wassern ersaufen lassen.

Ich bin schockiert. Ich spüre, wie mich die Traurigkeit überschwemmt. Den restlichen Abend bin ich traurig, abweisend und wortkarg. Ständig gehen mir Asas Worte im Kopf herum: ‘… sie war meine größte Liebe … ich will keine emotionale Bindung mehr‘.
Ich lege mich zu Asa ins Bett, aber zu Intimitäten bin ich nicht fähig.


Die Hexen-Mail

Es ist morgens um 5. Ich konnte die Nacht kaum schlafen und entschließe mich aufzustehen. Möglichst leise packe ich den großen Koffer und meinen Rucksack und schleiche mich aus der Wohnung.

8:12 SMS von Asa:
Was ist los? Wo bist du? Nimm gefälligst meine Telefonanrufe an! 😠

9:21 SMS von Asa:
Gib mir ein Lebenszeichen! *tipp* *tel*

10:16 SMS von Asa:
Ghostest du mich?

10:23 SMS von Asa:
Okay, es tut mir leid. Die Konsequenzen aus Sannes Verrat habe ich ungeschickt formuliert. Ich habe dich verstört. Lass uns das klären! Ruf mich an!

10:57 SMS von Asa:
Erde an Baba, melde dich!

Mittags schaue ich auf mein Smartphone und sehe alle ihre SMS. Ich möchte nicht, dass sich Asa zu viele Sorgen macht und sende ihr ein Lebenszeichen.
12:30 SMS AN ASA
Bin beschäftigt.

12:31 SMS von Asa:
Mit was bist du beschäftigt?

19:08 Email von Asa:
Hallo verschollene Baba,
ich hoffe, es geht dir gut.
Da du offensichtlich gerade nicht mit mir sprechen willst, versuche ich mich auf diesem Weg zu erklären.

Das wichtigste zuerst: ich will, dass wir es miteinander versuchen!
Sanne hat mich schwer verletzt und ich will sowas nie mehr erleben. Gestern habe ich gesagt, dass ich keine Bindungen mehr will. Aber du hast mich missverstanden. Was meine Beziehung zu dir angeht, ist es bereits zu spät. Mir ist zu dir ist eine obsessive Verbindung gewachsen, gegen meine Absichten und gegen meinen Willen. Auf keinen Fall habe ich vor unsere Beziehung in stillen Wassern zu ertränken.

Wenn du bei mir bist füllt sich mein Herz mit Zuversicht und Geborgenheit. Mit dir scheint alles leicht. Du gibst mir das Gefühl, dass ich alles schaffen kann. Du bist mein Sonnenschein und mein Stimmungsaufheller.

Bleib bei mir! Ich bin glücklich mit dir zu sein. Du bist ein Stück von mir geworden. Wenn du gehst, wird es mich Zerreißen. Es würde mich schlimmer treffen, als der Verlust von Sanne.

Das Daten, das Flirten, die ständig neuen Eroberungen attraktiver Mädchen und Frauen, das hat mir wirklich Freude gemacht. Es hat mir Selbstvertrauen gegeben. Ich habe mich begehrenswert gefühlt. Und es hat mich vor jedem Trennungsschmerz bewahrt. Dir zuliebe habe ich all das aufgegeben.

Ich will es dir leicht machen, mich zu lieben. Ich will versuchen, der Mensch zu werden, den du dir wünscht. Ich verspreche dir, ich werde mich um Ehrlichkeit, Vertrauen und Treue bemühen.
Ich will dich glücklich machen.
Baba, ich bitte dich, lass es uns miteinander versuchen!
In Liebe, Asa


Ich sitze im Hotelzimmer, das ich für die Übernachtung gebucht habe. Es ist 19:20 und ich habe gerade Asas Mail gelesen. Dabei sind meine Augen feucht geworden. Jetzt fühle ich mich verhext. Ihre Worte haben mich verzaubert. Ich muss völlig bescheuert sein.
Ich packe meine Sachen und fahre gleich zu ihr zurück. Ich fühle mich wie ein abgerichtetes Hündchen, das freudig zurückgelaufen kommt, wenn das Frauchen pfeift.

******

Um 22 Uhr bin ich samt Koffer und Rucksack wieder in Asas Wohnung.
Sie schaut mich zornig an.
„Wo warst du? Ich habe mir Sorgen gemacht. Bin ich dir nicht einmal Wert, dass Telefon abzunehmen?“
Ich antworte mit leiser Stimme:
„Ich war in Heidenheim. Nach dem Gespräch über Sanne … ich war so verdammt enttäuscht von dir. Nun, ich halte es für besser, eine eigene Wohnung in Heidenheim zu haben …
Ich war so schockiert, dass ich nicht mit dir sprechen konnte. Vor allem musste ich mir darüber klar werden, wie es mit uns weiter gehen soll. Eigentlich wollte ich dich mindestens eine Woche nicht mehr sehen …“

„… und doch bist du heute hier.“
„Weil ich mich entschieden habe.“
„Baba, zu was hast du dich denn entschieden?“
„Übrigens war ich bei der Wohnungssuche erfolgreich. Die Wohnung liegt 2 Kilometer von VoTec entfernt. Ab 1. August habe ich ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft mit zwei Studentinnen. Mein Zimmer hat einen großen Westbalkon, und ein Bett und ein Schreibtisch passt auch hinein.“

„Gratuliere! Und zu was hast du dich entschieden?“
„Deine Mail, … dieses theatralische Gesülze, … dieses brillante Hexenwerk, … es hat gewirkt.
Du schreibst mir: ‘Ich will es dir leicht machen, mich zu lieben.‘
Wer könnte diesem Versprechen schon widerstehen? Ich jedenfalls nicht. Dazu bin ich viel zu romantisch.
Ich habe mich entschieden. Ich habe mich entschieden, eine Beziehung mit dir zu wagen.“

„Meine Email? So, so!“
Asa seufzt.
„Baba, du warst verschwunden, ohne ein Wort zu sagen. Du hast dich nicht gemeldet. Dein Verhalten war falsch.
Nach der Trennung von Sanne, … ich habe Bindungsängste entwickelt. Allmählich wurde mir klar, dass ich dich mit meinen Bindungsängste abgeschreckt hatte.
Plötzlich überkam mich die Angst, dass du mich verlassen könntest. Also wollte ich dir klar sagen, was ich fühle, was ich will und zu was ich bereit bin, für unsere Liebe zu tun.“

„Schon gut, es hat ja funktioniert. Ich bin zurück und ich habe mich für dich entschieden. Das Risiko gehe ich ein.
Und jetzt sind wir wohl zwei Lemminge, die wissend und sehenden Auges dem Abgrund entgegenrennen.

Asa grinst mir glücklich ins Gesicht.
„Aha, wir rennen also den Abgrund entgegen. Ich liebe deinen Optimismus.“
Asa nimmt meinen Kopf zärtlich in beide Hände und küsst mich. Dann hebt sie belehrend ihren Zeigefinger.
„Allerdings stimmt es nicht, dass Lemminge Massenselbstmord begehen. Die Ursache dieser Legende ist der Disney-Film ‚White-Wilderness‘. Für die Bilder von verzweifelten Lemmingen, die sich in den Abgrund stürzen, hat das Filmteam die Lemminge in Panik versetzt und über die Klippe getrieben.“

„Asa! Halt die Klappe!“
Ich küsse sie, versuche sie ins Schlafzimmer zu zerren.
„Halt, stopp!“, ruft Asa und hält mich zurück.
„Ich bin nicht in Stimmung, nach der Gefühls-Achterbahn heute.
Ich hauche ihr mir mit tiefer Stimme ins Ohr:
„Ich will dich nur in meinen Armen halten, dich berühren, etwas kuscheln.“
„Na gut, Baba, lass uns kuscheln.“
Es ist nicht beim Blümchensex geblieben. Es kann viel passieren, wenn man erst mal mit dem Kuscheln angefangen hat.
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