„Die Entscheidung kommt aber aus deinem Wunsch nach Stabilität - und die Angst, diese Stabilität zu verlieren, beherrscht deine Entscheidungen.
Meine Entscheidung ist es Stabilität dem Lustgewinn vorzuziehen. Das ist eine rationale, der Nachhaltigkeit geschuldete, Entscheidung.
Das hat mit Angst nichts zu tun. Ich habe keine Angst vor Lust.
Und um den Zahn gleich zu ziehen, ist es erstrebenswert Stabilität aufzugeben? Ist es ein Markenzeichen sagen zu können "Wenn es kaputt geht, geht es kaputt."?
Und dazu, jetzt echt mal abschließend, noch einen Hinweis. Ich glaube sogar, das mein Lustgewinn nicht weniger niedrig ist, als der Anderer die alles auf Lustgewinn setzen. Die Stabilität machts möglich das wir Dinge machen können, die bei Anderen das Ende einläuten.
Ich kann offen mit meiner Frau reden, selbst wenn das, was ich sage zuweilen eine Zumutung ist. Und andersherum auch. Unser "Wir" hält auch einen Sturm aus.
Es beeinflusst die Kommunikationskultur erheblich wenn ich Dissenz nicht mehr artikulieren kann, weil es keinen Umgang damit mehr gibt. Ich schrieb ja schon, man sollte meine kleine Butterbrotstulle nicht unterschätzen.
Ich bin stolz darauf mit ihr zusammen zu sein. Ich bin dankbar sie als Partnerin haben zu dürfen. Und gemessen an Jenen, die nur nach ihrem Lustgewinn gehen, geht es mir paradoxerweise verdammt gut.
Es hat sich nicht so verändert wie ich es wollte. Sondern anders. Und für dies Anders bin ich dankbar. Es hat sich nach inzwischen 20Jahren Ehe als gut herausgestellt. Das, was ich erhielt, ist besser als alles was ich wollte. Es hat nur seine Zeit gebraucht bis ich das eingesehen habe.
Deswegen sehe ich sexuelle Probleme nie so existenziell. Nicht primär. Weil es nicht die Basis ist. Das Miteinander ist viel wichtiger. Wie geht man miteinander um, wie loyal ist man zum Anderen? Sexuelle Dinge zu klären unter umgehung der Baustellen an der Basis des Miteinanders kann nur zum Kartenhaus führen. Es ist die falsche Priorität und das wird sich früher oder später rechen.
Ich bin nicht so fix unterwegs wie andere, aber ich komme an....
Erkenne ich, das ich ein Ferrari bin, wie im Magazinartikel erwähnt, wäre meine erste Frage: "Was fange ich mit diesem Wissen an?"
Zum Partner rennen und ihm verkünden "So, ab jetzt ist alles ganz anders?" Den Partner drücken und schieben? Dem Partner mitteilen, das es jetzt das Ende ist (weil alles anders sein muss aber nicht geschoben werden soll)?
Mit dem Lustgewinnprimat gibts dann nur Hop oder Top. Und dann ist jede Veränderung im Lustverhalten automatisch eine existenzielle Bedrohung der Partnerschaft. (Machst du das nicht bin ich unglücklich und dann trenne ich mich von dir)?
Welche Offenheit in der Kommunikation erreiche ich beim Anderen, wenn so ein Thema gleich von einem Damoklesschwert überschattet wird? Wieviel Entscheidungsspielraum lasse ich dem Anderen damit? Eigentlich doch nur stattgeben oder Trennung.