Also, wenn ich das recht verstehe ist ein "Herr" synonym zu einem "Mann mit Umgangsformen".
Tatsächlich habe ich bisher noch nicht die private Bekantschaft eines Mannes ohne solche gemacht, und auch im beruflichen Umfeld gab es bisher wenig Kontakt zu Personen ohne Umgangsformen.
Wenn überhaupt, kenne ich sowas nur aus dem Fernsehen, beim kurzen Zappen über irgendwelche Präkariats-Vorführungs-Formate. Und gelegentlich kommt man natürlich auch virtuell mit sowas in Kontakt - irgendwelche Beleidigungsmails eines Angehörigen der Bildungsfernen Schichten, die mich im Rahmen einer Ersatzhandlung beschimpfen, weil sie dies hier problemlos tun können, sich so etwas im richtigen Leben und jemandem wie mir gegenüber natürlich nicht erlauben würden. Was sogar solchen Leuten ein gewisses Minimum an gesellschaftlichen Fähigkeiten zuspricht.
Insofern muss ich gestehen, noch keinen Mann, der nicht als "Herr" klassifiziert werden könnte, kennengelernt zu haben.
Allerdings muss ich feststellen, dass mir jene, die sich ihrer Umgangsformen, Parkettsicherheit etc so sicher sind, dass sie hierüber nicht mal nachdenken, also sozusagen "instinktive Herren" üblicherweise lieber sind, als solche, die dies wie eine Art Fanal oder Schutzschild vor sich hertragen.
Ersteres wirkt auf mich einfach souveräner. Jemand, der sein gutes Benehmen sozusagen eingebaut hat, kommt über einen möglichen Faux Pas einfach entspannter und lockerer und mit weitaus weniger Peinlichkeit hinweg als jemand, der die ganze Zeit Benimm-Justierung und Selbstbeobachtung betreibt.
Und Souveränität ist mir einfach wichtig, bei einem Mann. Eine gewisse Entspanntheit, Selbstbewusstsein. Ich habe keine Lust, mich mit jemandem zu beschäftigen, den ich ununterbrochen bestätigen muss. Mir sind Männer lieber, die wissen, dass sie gut sind. Egal ob am Tisch oder im Bett.